Wie wichtig ist es, dass ein Bürgermeister einen Sitz im Kreistag hat? Zumindest hat es Vorteile für die Orte und ihre Einwohner, sagen die vier neusten Bürgermeistern der Verwaltungsgemeinschaft Stockach, die bisher noch nicht im Gremium sind. Der Grund: Sie können damit bei großen, prägenden und gemeindeübergreifenden Themen mitwirken, die nicht nur den Landkreis, sondern auch den Raum Stockach betreffen.
Susen Katter ist seit dem 1. Januar Rathaus-Chefin in Stockach und Christoph Stolz seit 1. Juli 2023 in Bodman-Ludwigshafen. Schon länger im Amt sind Thorsten Scigliano in Mühlingen seit dem 1. Dezember 2020 und Stefan Keil in Orsingen-Nenzingen seit 1. Juni 2021. Doch da zuletzt vor fünf Jahren Kommunalwahl war, sind auch Keil und Scigliano bisher noch nicht im Kreisrat. Nun wollen auch sie bei der Wahl einen Sitz ergattern.

Während Katter, Scigliano und Keil auf der Liste der CDU als Kandidaten feststehen, will Stolz bei den Freien Wählern antreten. Deren Nominierungsveranstaltung steht noch aus. Der Hohenfelser Bürgermeister Florian Zindeler und der Eigeltinger Bürgermeister Alois Fritschi treten ebenfalls für die CDU an, sind aber bereits im Kreistag.
Kreistagswahl ist eine Persönlichkeitswahl
Warum die Freien Wähler? Ist das ungewöhnlich, weil die anderen Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft gesammelt bei der CDU antreten? Christoph Stolz, der parteilos ist, möchte das eigentlich nicht bewerten: „Am Ende ist es die persönliche Entscheidung jedes Einzelnen und auch eine Frage, wo man sich selbst politisch sieht.“
Die Kreistagswahl sei zwar formal eine Listenwahl, doch wie beim Gemeinderat komme es auf die Personen an, so dass die Liste eine untergeordnete Rolle spiele. Die Freien Wähler im Landkreis seien keine Partei, erklärt er.
Für ihn sei klar gewesen, dass er in den Kreistag wolle. Dort werde viel besprochen, was die Gemeinde berühre, und als Bürgermeister kenne er sich mit den Themen aus. Zudem finde er es wichtig, sich im Landkreis zu vernetzen. Der 31-Jährige will wie seine Kollegen für die Raumschaft Stockach eintreten. Ihm sind nachhaltiges Wirtschaften wichtig, eine bessere Vernetzung im Bereich Tourismus und der öffentliche Nahverkehr sowie die Mobilität allgemein.
Das Stockacher Krankenhaus ist für alle wichtig
Susen Katter sieht es ebenfalls als Selbstverständlichkeit an, sich für den Kreistag aufstellen zu lassen. Sie wohnt zwar in Radolfzell-Liggeringen, aber kann für den Wahlkreis 7, zu dem Stockach gehört, antreten, weil ein Kandidat lediglich im Landkreis wohnen muss. Die 40-Jährige sieht die Gesundheitsversorgung, das Krankenhaus Stockach und den öffentlichen Nahverkehr als sehr wichtige Themen an. Sie hebt zudem das Berufsschulzentrum (BSZ) Stockach hervor, das aufgrund seines Einzugsgebiets wichtig sei.
Wie auch bei ihren Kollegen ist ihr Ziel, die Raumschaft zu stärken und geschlossen aufzutreten. Stockach solle als kleinste Stadt im Kreis mehr gegenüber der großen Achse Konstanz/Radolfzell/Singen ins Bewusstsein rücken und nicht untergehen.

„Ich hoffe, dass die Menschen mir ihr Vertrauen schenken“, sagt sie. Neben einem Sitz im Kreistag würde sie dort auch gerne in Ausschüssen mitwirken. Und warum tritt sie auf der Liste der CDU an? Auf der kommunalpolitischen Ebene seien die Ziele ähnlich, erklärt sie. Zudem sei ein Grund, dass der CDU Stadtverband der erste gewesen sei, der bei ihrer Kandidatur bei der Bürgermeisterwahl an sie geglaubt und sie unterstützt habe.
In die Fußstapfen von Manfred Jüppner
Thorsten Scigliano war vor seiner Wahl zum Bürgermeister in der freien Wirtschaft. Das sieht er als Vorteil, um diese Perspektive zu verstehen und berücksichtigen zu können, wenn es um Entscheidungen geht. Das ist für ihn ein Grund, dass er jetzt bei der Wahl auf der Liste der CDU steht, erklärt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Die CDU sei wirtschaftsorientiert. Ein anderer Grund: Sein Vorgänger Manfred Jüppner, der bei der Kreistagswahl nicht mehr antreten wird, war bei der CDU.

Bei der Bürgermeisterwahl im Jahr 2020 trat Scigliano parteilos an. Wenn die Kreistagswahl näher an der Bürgermeisterwahl gewesen wäre, wäre er vielleicht eher zu den Freien Wählern, ergänzt er. Ihm ist auf jeden Fall wichtig, Mühlingen und die Raumschaft zu vertreten. Er betont, dass die Bürgermeister sich in den Themen der Orte sehr gut auskennen. Für ihn seien die Entwicklung des ländlichen Raums, die Gesundheitsversorgung samt Krankenhaus Stockach, Radwege und auch der öffentliche Nahverkehr wichtig.
Ihm sei es, wichtig stark aufzutreten und die lokalen Interessen zu vertreten, aber auch die Kreisentwicklung sei von Bedeutung. Dabei hebt er die Zugverbindung hervor, denn für durchgängige und weiträumige Verbindungen brauche die Biberbahn das Seehäsle und den Seehas.
Aktiv die Zukunft im Kreis mitgestalten
Stefan Keil sieht es wie seine Kollegen – auch für ihn war diese Kandidatur klar: „Auf Kreistagsebene werden viele Themen behandelt, die sich bis zu den Gemeinden durchschlagen. Als Bürgermeister sehe ich es aber auch als meine Verantwortung, über kommunale Grenzen hinaus zu denken und mich aktiv an der Gestaltung der Zukunft unseres Landkreises zu beteiligen.“

Ihm liege insbesondere die Stärkung der regionalen Wirtschaft, die Förderung von Bildung und Infrastruktur wie dem Krankenhaus, sowie der Erhalt der natürlichen Umwelt am Herzen. Projekte müssten aber finanzierbar sein und nicht der nächsten Generation auferlegt werden.
Und warum die Liste der CDU? Keil sagt, er habe die Entscheidung „nach sorgfältiger Überlegung getroffen, um die Interessen unserer Gemeinde und des Landkreises bestmöglich zu vertreten“. Er sei aber auch davon überzeugt, dass durch eine konstruktive Zusammenarbeit aller Parteien und Kommunen im Kreistag Fortschritte erzielt werden können, um die Lebensqualität im Kreis nachhaltig zu halten oder zu verbessern.