Dass vielen Menschen in Stockach und Umgebung die Demokratie und damit einhergehende Werte Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und die Achtung vor der Würde des Menschen eine Herzensangelegenheit ist, machten sie am Samstag deutlich. Denn mehrere Organisationen hatten zu einer Kundgebung aufgerufen mit dem Titel „Stockach und die Region stehen zusammen: Für Demokratie und Vielfalt. Gegen Hass“ in der Oberstadt. Gleichzeitig fand eine Aktion im Umweltzentrum statt.

Slogans wie „Nie wieder“, „Grundgesetz statt Parolen“, „Menschenrechte kennen keine Alternative“ oder „EkelhAfD“ auf Plakaten und Schildern brachten die Meinung der jeweiligen Träger zum Ausdruck. Mit dieser reagierten sie deutlich auf den Anlass zur Kundgebung – eine Veranstaltung des Kreisverbands der inzwischen als gesichert rechtsextrem eingestuften AfD, der an diesem Nachmittag zu einem Bürgerdialog ins Bürgerhaus Adler Post geladen hatte.
Veranstalter der Kundgebung waren die Kulturbrücke Stockach, Bündnis Demokratie Stärken, Bündnis Demokratwiel, Bürgerbündnis Radolfzell, Höri Gemeinsam für Demokratie, Omas gegen Rechts, Studis gegen Rechts, Integration in Singen, Tuttlingen ist Bunt, die Awo, das Stockacher Umweltzentrum und die politischen Parteien Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen und die SPD Kreis Konstanz.
120 Bürger feiern, tanzen und demonstrieren
Dem Ruf zu dieser Kundgebung waren rund 120 Personen mit Bannern und Fahnen gefolgt, die ab dem späten Nachmittag in einem Bereich zwischen der St. Oswald Kirche, dem Kriegerdenkmal und der Hans-Kuony-Statue den Reden einiger Organisationsvertreter lauschten. Dabei tauschten sich die Teilnehmer aus und feierten fröhlich zur Musik von Rezzo (Michael Brauch) und „Sour Mash Mänzer“.
Polizei ist vor Ort, Aktion bleibt friedlich
Nachdem viele Stockacher bereits im Februar dieses Jahres mit einer Gegendemonstration auf eine AfD-Veranstaltung reagiert hatten, waren die Sicherheitskräfte von Stadt und Polizei bereits geübt im Umgang damit. Es galt nämlich, eine Begegnung der Teilnehmer der beiden politisch so konträren, aber örtlich so nah beieinander liegenden Veranstaltungen zu verhindern.
Dies wurde mit weiträumigen Absperrungen in der Oberstadt und deutlicher Polizeipräsenz erreicht. So blieb der Tag friedlich und es kam zu keiner direkten Konfrontation.
Redner betonen Menschenwürde und demokratische Werte
In seiner Begrüßungsrede sagte Alexander Somogyi (Die Linke), einer der Hauptorganisatoren der Veranstaltung: „Wir wollen heute gemeinsam ein Zeichen setzen – laut, bunt und wehrhaft. Für unser Grundgesetz, für unsere freie Gesellschaft und gegen all jene, die sie angreifen. Insbesondere stehen wir hier für Artikel 1 unseres Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Doch bedrohe die AfD die Menschenwürde von Minderheiten, was man nicht hinnehmen dürfe.

Auch Stadträtin Alice Engelhardt (Grüne) betonte: „Für mich ist es sehr wichtig, dass wir auch in Zukunft hier eine lebendige Zivilgesellschaft haben, die sich für die Demokratie einsetzt.“ Es sei wichtig, sagte sie, einen menschenwürdigen und wertschätzenden Umgang miteinander und mit Menschen zu pflegen, die zu uns in größter Not gekommen seien. Es sei auch wichtig, sich frei und ohne Angst für Umwelt und Gesellschaft engagieren zu können.
Kein Bürgerdialog, sondern politische Hetze?
Die Kreistagsabgeordnete Rosa Buss (Grüne) erklärte, dass der sogenannte Bürgerdialog der AfD in Stockach gar kein Dialog sei, sondern Demagogie. Das Ziel sei nicht Bürgernähe, sondern Spaltung, Einschüchterung und Kontrolle. Und man wisse ja längst, was passiere, wenn rechtsextreme Kräfte Einfluss gewinnen. Dann würden Minderheiten angegriffen, der gesellschaftliche Zusammenhalt vergiftet und demokratische Institutionen von innen her ausgehöhlt, so Buss.
Dass die AfD am Vortag der Veranstaltung vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch hochgestuft worden war, begrüßten alle Redner und Teilnehmer der Kundgebung. Das sei keine Warnung mehr, sondern ein Alarm.