Die Streiks bei der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG), die unter anderem die Seehäsle-Strecke zwischen Radolfzell und Stockach betreibt, gehen in die nächste Runde. Wie die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) am Dienstagabend mitteilte, wird diesmal sogar unbefristet gestreikt.
Beginn dieses fünften Streiks war am Mittwochmorgen um 3 Uhr. Wann der Streik endet, das teilt die GDL nicht mit. Damit will sie den Druck auf die Bahngesellschaft weiter erhöhen. Grund für den erneuten Streik sei, dass die Tarifparteien laut Auskunft der GDL seit Monaten nicht mehr miteinander reden.
„Die Arbeitgeber sind faktisch abgetaucht,“ so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky in einer Pressemitteilung. „Das ist eines großen Unternehmens unwürdig.“ Die Geschäftsführung müsse endlich ihrer Verantwortung auch gegenüber den Fahrgästen und Arbeitnehmern nachkommen und auf den Verhandlungsweg zurückfinden. „Das ist die in derartigen Tarifkonflikten übliche, angemessene Vorgehensweise“, so Weselsky.
Gesamtes Netz der SWEG betroffen
Infolge der Arbeitskampfmaßnahmen sei während des gesamten Streiks mit betrieblichen Störungen in den Netzen der SWEG zu rechnen, teilt die Bahngesellschaft in einer Pressemeldung mit. Die massivsten Streikauswirkungen seien im Stuttgarter Netz/Neckartal der Konzerntochter SWEG Bahn Stuttgart GmbH (SBS) zu erwarten.
Doch auch das Seehäsle ist als Teil des SWEG-Netzes wieder vom Arbeitskampf des Bahnpersonals betroffen. Wie stark diese Auswirkungen für die Fahrgäste an der Strecke Stockach–Radolfzell sein werden, dazu konnte SWEG-Pressesprecher Christoph Meichsner am Mittwochmorgen auf Nachfrage des SÜDKURIER keine genauen Angaben machen.
Zumindest für Mittwoch, Donnerstag und Freitag könne er mitteilen, dass das Seehäsle weitgehend im Stundentakt zwischen Radolfzell und Stockach verkehrt, so Meichsner. Damit dünnt sich die Zahl der Verbindungen zwischen Radolfzell und Stockach aus, denn am frühen Morgen, sowie nachmittags fahren die Züge normalerweise halbstündlich.
Zu den Zeiten, an denen der Zug den Stundentakt nicht fährt, sei ab Donnerstag, 3. November bis auf Weiteres ein Busnotverkehr eingerichtet. Der Busnotverkehr decke auch die ersten beiden Züge in den frühen Morgenstunden ab: Abfahrt in Stockach um 4.22 Uhr, Ankunft in Radolfzell um 5.02 Uhr und Abfahrt in Radolfzell um 5.10 Uhr, Ankunft in Stockach um 5.51 Uhr.
„Die Fahrgäste sollten sich vor Fahrtantritt auf jeden Fall über ihre Verbindungen informieren“, betont Meichsner in diesem Zusammenhang. Aktuelle Informationen sind erhältlich über die elektronischen Fahrplanauskünfte im DB-Navigator oder auf bahn.de, bwegt.de/fahrplanauskunft oder sweg.de.
Bahngesellschaft wehrt sich gegen Vorwürfe
Einen harten Vorwurf der Lokführergewerkschaft weist die SWEG in einer Pressemitteilung indes von sich: In einem Statement vom 1. November hatte die GDL angegeben, die SWEG drohe streikenden GDL-Mitgliedern mit Kündigungen. Dies entspreche jedoch nicht der Wahrheit: „Niemand erhält eine Kündigung, wenn er oder sie streikt“, so die Mitteilung der SWEG.
Anders als die GDL behauptet, sei die SWEG-Geschäftsführung zudem auch nicht abgetaucht. Die GDL könne sofort für die SBS einen Tarifabschluss in die Wege leiten. Ein Anruf genüge, schreibt Christoph Meichsner. Er betont, dass der GDL seit Langem ein Angebot für den Stuttgarter Bereich der SBS vorliege. Jeder SBS-Mitarbeiter habe ein übertarifliches Angebot erhalten, das jedoch größtenteils nicht angenommen worden sei.
„Die GDL schickt die Beschäftigten der SBS in ein hohes finanzielles Abenteuer“, sagt der SWEG-Aufsichtsratsvorsitzende Uwe Lahl. „Und das alles nur, weil sie einen Tarifabschluss auch für die SWEG will, was den SBS-Mitarbeitern aber keinerlei Vorteile bringt.“
Aufsichtsrat erlaubt keine Sammel-Verhandlungen
Verhandlungen über einen Konzern-Tarifvertrag für die gesamte SWEG-Unternehmensgruppe dürfe die Geschäftsführung mit der GDL jedoch nicht führen, heißt es in der Mitteilung der SWEG. Dies habe der Aufsichtsrat des Unternehmens in seiner Sitzung am 21. September einstimmig beschlossen und in einer Sitzung am 14. Oktober nochmals einstimmig bekräftigt.
Am 14. Oktober habe der Aufsichtsrat zudem ebenfalls beschlossen, dass sich die SWEG nicht an der anstehenden Ausschreibung der derzeit durch die SBS gefahrenen Verkehre beteiligen und damit das Unternehmen SBS nicht dauerhaft übernehmen werde.