Die Fahrgäste des Seehäsles zwischen Stockach und Radolfzell mussten in letzter Zeit des Öfteren starke Nerven beweisen. In der vergangenen Woche gab es aufgrund einer Baustelle nur Schienenersatzverkehr mit Bussen. Hinzu kamen mehrere Streiks der Lokführergewerkschaft GDL, die immer erst kurz vorher angekündigt wurden und dafür sorgten, dass viele Züge ausfielen.

Neue Streiks drohen in Kürze

Kommt heute ein Zug oder nicht? Diese Frage mussten sich die Pendler daher immer wieder stellen und allem Anschein nach wird es in den kommenden Wochen so weiter gehen. In einer Pressemitteilung vom 31. Oktober schreibt die Gewerkschaft: „GDL-Mitglieder geben alles außer auf! Der nächste Streikaufruf kommt.“

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Doch was sagt das Landratsamt als Auftraggeber für den regionalen öffentlichen Personennahverkehr zu den mitunter chaotischen Zuständen beim Seehäsle und der mangelnden Informationspolitik der Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH als Betreibergesellschaft?

Ralf Bendl ist Leiter des Amts für Nahverkehr und Schülerbeförderung im Landkreis Konstanz. Gegenüber dem SÜDKURIER erklärt er, dass es in jüngster Zeit immer wieder Beschwerden über die Pünktlichkeit des Seehäsles gebe, stellt sich aber im Großen und Ganzen hinter die Betreibergesellschaft.

Ein Lob aus dem Landratsamt

„Das Seehäsle ist eine wichtige Verbindung für den Öffentlichen Personennahverkehr und die Schüler. Wir sind mit dem langjährigen Betrieb sehr zufrieden, was sich an den steigenden Fahrgastzahlen (vor Corona) zeigt“, so Bendl. Die SWEG sei ein zuverlässiges Verkehrsunternehmen, betont er. Die Zuverlässigkeit, insbesondere im Hinblick auf die Pünktlichkeit, liegt seinen Auskünften zufolge im Mittel bei rund 98 Prozent. „Das ist ein sehr guter Wert“, so Bendl.

Wenn die Qualitätsanforderungen, die der Landkreis vertraglich mit der SWEG vereinbart hat, nicht eingehalten werden, fallen Malus-Zahlungen an. Ein häufiges Problem seien jedoch auch Mängel auf der Bodenseegürtelbahn, die sich auf das Seehäsle auswirken, erklärt Bendl.

„Das Seehäsle ist eine wichtige Verbindung für den ÖPNV und die Schüler. Wir sind mit dem langjährigen Betrieb sehr zufrieden, was ...
„Das Seehäsle ist eine wichtige Verbindung für den ÖPNV und die Schüler. Wir sind mit dem langjährigen Betrieb sehr zufrieden, was sich an den steigenden Fahrgastzahlen (vor Corona) zeigt.“ Ralf Bendl, Leiter des Amts für Nahverkehr und Schülerbeförderung im Landkreis Konstanz | Bild: Michael Jahnke

Doch was ist nun mit den Schülern, die morgens noch mit dem Zug zur Schule kommen und mittags am leeren Bahnsteig stehen, weil es plötzlich zu Zugausfällen kommt, wie es vereinzelt Leser des SÜDKURIER berichtet haben? „Züge müssen grundsätzlich zuverlässig fahren, nicht nur im Schülerverkehr. Allgemeine Infos sollten kurz vor Fahrtantritt eingeholt werden“, verteidigt Bendl die Eisenbahngesellschaft und nimmt damit gleichzeitig auch die Fahrgäste in die Pflicht.

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Die SWEG bemühe sich, Fahrzeugführer einzusetzen, die nicht vom Streik betroffen sind. Derzeit sei es aber schwierig, genügend Personal zu finden, da die Ausfälle durch Krankheit enorm hoch sind, so Bendl.

Strecke wird bald neu ausgeschrieben

Sicher ist im Moment, dass die SWEG die Seehäslestrecke auf jeden Fall noch mindestens ein Jahr lang bedienen wird. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 sollen die Verkehrsleistungen auf der Strecke zwischen Stockach und Radolfzell dann neu ausgeschrieben werden, so die Information aus dem Landratsamt. Derzeit werde bereits das Ausschreibungsverfahren vorbereitet.

In die Ausschreibung sollen auch dann wieder entsprechende Qualitätsvorgaben einfließen, so wie es auch beim Netz 19 auf der Bahnstrecke zwischen Singen und Schaffhausen kürzlich erst der Fall war. Auch auf der dortigen Strecke, die bislang von der Deutschen Bahn bedient wird, gab es immer wieder Beschwerden über die Zuverlässigkeit. Ab Dezember wird dort nun die Schweizer Bundesbahn den Verkehr übernehmen.

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Wer ab Dezember 2023 den Verkehr des Seehäsles übernimmt, ob es weiterhin die SWEG sein wird oder ob noch eine andere Bahngesellschaft ihren Hut in den Ring wirft, das „wird über das transparente Ausschreibungsverfahren ermittelt“, sagt Ralf Bendl.