Ein zentraler Ort der Stadt, den viele Menschen kennen. Ein Bauvorhaben, das eine starke Veränderung an dieser Stelle bedeutet. Und eine Gruppe von Anliegern und Bürgern, die deutliche Kritik üben. Das sind die Zutaten für den Streit um die Baupläne am Linde-Kreisel. Dort möchte auf dem Grundstück des früheren Telekom-Hauses ein Investor unter anderem einen siebenstöckigen Turm errichten. Bürgermeister Rainer Stolz bezieht nun Stellung zu der Kritik.

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Er wehrt sich gegen den Vorwurf, Bürger hätten nicht genügend Mitsprachemöglichkeiten bei Bauvorhaben. Der Wunsch nach Bürgerbeteiligung bei größeren Projekten der Stadt sei richtig und verständlich, schreibt Stolz auf Anfrage: „Diesem Wunsch wird aber gerade das Bebauungsplanverfahren mit seiner in der Regel dreistufigen Verfahrensweise und zweimaliger intensiver Bürgerbeteiligung gerecht.“ Im Fall der Goethestraße geht der Planentwurf sogar zum dritten Mal in die Öffentlichkeit, weil die zweite Auslegungsrunde durch die Corona-Pandemie beeinträchtigt war. Bei jeder Auslegung können Bürger Einwände geltend machen, was laut Stolz im Fall der Goethestraße auch intensiv genutzt wurde.

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Die Lage sei anders, wenn unklar sei, was mit einer Fläche passieren soll. Dann versuche man, möglichst viele Meinungen und Wünsche einzubeziehen. Doch das Telekom-Areal an der Goethestraße sei für ihn „geradezu eine Paradefläche für eine städtebaulich zeitgemäße Verdichtung“, so Stolz. Denn es handle sich um eine bislang nicht gut genutzte Fläche. Innerstädtische Verdichtung sei übrigens eine Vorgabe des Planungsrechts.

Ein städtebaulicher Wettbewerb, wie ihn Rainer Vollmer als Anwohner und Wortführer der Kritiker ins Spiel brachte, könne nur „weitere Varianten der Verdichtung“ aufzeigen, schreibt Stolz in seiner Stellungnahme. Einen Wettbewerb, der mit Kosten und Zeitverzug verbunden sei, jetzt ins Spiel zu bringen, halte er zudem vier Wochen vor dem geplanten Satzungsbeschluss für einen „Versuch, den Entscheidungsgang zu behindern“.

„Es geht auch darum, ob man uns in gleicher Weise behandelt.“ Rainer Stolz, Bürgermeister
„Es geht auch darum, ob man uns in gleicher Weise behandelt.“ Rainer Stolz, Bürgermeister | Bild: Arndt, Isabelle

Gemeinderat kannte den Entwurf vor dem Bebauungsplanbeschluss

Die Hauptkritik der Bürger entzündet sich an der Höhe des vorgesehenen Turms. Der derzeitige Entwurf des Bebauungsplans für die Goethestraße erlaubt dafür 23,5 Meter, inklusive aller Aufbauten 24,5 Meter. Wie kam es dazu? Schon seit Jahren ist klar, dass sich die Goethestraße und besonders das Telekom-Areal verändern würden. 2017 hat der Gemeinderat beschlossen, einen Bebauungsplan für die Goethestraße aufzustellen. Zwischenzeitlich gab es ein städtebauliches Konzept des Büros Gfrörer, das als Grundlage für den Bebauungsplan diente.

Bei früheren Entwürfen für den Bebauungsplan sei als Gebäudehöhe zur Straße hin 15 Meter veranschlagt worden, schreibt Stolz nun in seiner Stellungnahme. Der Eigentümer des Telekom-Gebäudes habe die Absicht bekundet, seine Planung zusammen mit der Stadt zu entwickeln, heißt es darin außerdem. Der Entwurf des Architekten sei allerdings über die bis dahin gültigen Festsetzungen im Planentwurf hinausgegangen.

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Der Gemeinderat war laut Stolz vor dem entscheidenden Beschluss im Februar dieses Jahres über die Pläne des Architekten im Bilde – inklusive der Dimensionen. Denn das Architekturbüro Grath aus Ravensburg habe seinen Entwurf dem Gremium vorab vorgestellt. „Diesem wurde mit übergroßer Mehrheit zugestimmt“, schreibt Stolz. Der Entwurf wurde als Planungsgrundlage übernommen. Dieser Entwurf samt seinen Dimensionen wurde nun im Februar öffentlich, als der Gemeinderat mit 28 Ja-Stimmen und einer Enthaltung für die Aufstellung des Bebauungsplans auf dieser Grundlage gestimmt hat. Bei allen Unstimmigkeiten schreibt Stolz auch: „Ich bin überzeugt, dass es gelingen wird, eine Lösung zu finden, welche die Stadt weiterbringt und die berechtigten Einwendungen aufnimmt.“