Die Neubaupläne in der Goethestraße sorgen weiter für Diskussionen in der Stadt. Neueste Etappe ist ein Beitrag, den Rainer Vollmer, einer der Anlieger des Geländes und Wortführer der Kritiker, in einem sozialen Netzwerk veröffentlicht hat. Unterzeichnet ist der Beitrag von mehr als 70 Parteien, darunter mehrere Familien.
Abgebildet auf dem Beitrag mit dem Titel „Stockach ist einfach nicht New York„ ist unter anderem ein Größenvergleich dessen, was ein Investor auf dem Gelände des Telekom-Gebäudes plant, mit bestehenden Gebäuden. Der jüngste Bebauungsplanentwurf würde diese Pläne erlauben. Der Planungsausschuss des Gemeinderats hatte diese Fassung im Mai mit drei Gegenstimmen und einer Enthaltung gebilligt, derzeit ist der Planentwurf in der öffentlichen Auslage. Privatleute und Träger öffentlicher Belange können Stellungnahmen und Einwände einbringen.

Laut dem Größenvergleich ist der siebenstöckige Turm, der neben Vollmers Gründerzeitvilla entstehen soll, doppelt so hoch wie das Wohnhaus, nur der Kirchturm von St. Oswald oder der Handymast auf dem Gelände wären höher. Auch die Stadtvillen, die im hinteren Teil des Grundstücks entstehen sollen, wären laut der Darstellung so hoch wie das Gebäude des Architekturbüros Fiedler in der Ludwigshafener Straße. Verbunden ist die Darstellung mit einem Appell an Gemeinderäte und Stadtverwaltung, sich bei der Bebauungsplanung mehr Zeit zu lassen für alternative Vorschläge. Die Baupläne werden als „massiver Eingriff“ und als „folgenschwere Weichenstellung für die nächsten Generationen“ bezeichnet.
Im sozialen Netzwerk hagelt es Kritik
Das Echo des Posts ließ nicht lange auf sich warten. Zahlreiche empörte Kommentare sind darunter zu finden. Die Wortmeldungen reichen von „Diese Höhen kann niemand schön finden und ich hoffe sehr, dass unsere Gemeinderäte sich das genau anschauen und entsprechend agieren“ bis „Maximale Gewinnerzielung, das steckt dahinter.“

Vollmer betont, es gehe ihm darum, dass eine Lösung am Telekom-Areal für die ganze Stadt passen sollte. Im Laufe der Planungen seien die Entwürfe aber immer höher geworden, ein echtes Entgegenkommen in Bezug auf die Gebäudehöhen habe es im Ausschuss im Mai nicht gegeben. Nun könne der Investor bauen, was er wolle. Sein Wunsch sei eigentlich ein städtebaulicher Wettbewerb für das Grundstück, wie er in anderen Städten üblich sei. Und bei aller persönlichen Betroffenheit betont er, dass es ihm und den anderen Kritikern des Projekts auch um die Stadt gehe: „Es ist nicht so, dass ich mich nicht für Stockach engagieren würde.“
Er habe auch den Kontakt zu den Gemeinderatsfraktionen gesucht, die bis auf die Grünen alle bei ihm gewesen seien, sagt Vollmer. Wie ist die Stimmung unter den Gemeinderäten, die am Ende über den Bebauungsplan zu entscheiden haben? Ablehnung der geplanten Höhen kommt von Freien Wählern, SPD und FDP. Wolf-Dieter Karle, Fraktionschef Freie Wähler: „Entgegen mancher Meinung passt das nicht ins Stadtbild. Wir werden die Höhe nicht akzeptieren.“ Joachim Kramer, Fraktionschef der SPD: „Bei um die 24 Meter werde ich nicht zustimmen. Man müsste an einer Stelle etwas niedriger und an anderer Stelle etwas höher bauen.“ Und Julia Zülke (FDP) sagt: „Dass es Wohnraum gibt, ist sehr gut und auch nötig. Aber dieser Bau ist unverhältnismäßig.“
CDU und Grüne sind überwiegend positiv eingestellt
CDU-Fraktionschef Wolfgang Reuther gibt hingegen zu bedenken, dass Wohnraum dringend gebraucht werde. Und durch die Abstufung verschiedener Baukörper gebe es zumindest eine Silhouette statt eines monolithischen Blocks. Zudem müsse man sorgsam mit Flächen umgehen und im Innenbereich verdichten – auch zum Wohl der kommenden Generationen. Bei alldem verstehe er die Sorgen von Anliegern angesichts der geplanten urbanen Bebauung. Der überwiegende Teil der Fraktion könne damit leben.
Und Karl-Hermann Rist verweist für die Grünen ebenfalls auf den Wohnraum, der entstehen soll. Das Höhenverhältnis des Turms zu den Villen sei sicher nicht optimal, sagt Rist. Doch das genüge für die Grünen nicht, das ganze Konzept in Frage zu stellen – zumindest wenn ausreichend Grünflächen erhalten blieben und Rad- und Fußwege geschaffen würden. Das Thema beschäftigt die Stadt weiter, zum Beispiel bei einer nicht-öffentlichen Ortsbegehung des Gemeinderats. Und Bürgermeister Rainer Stolz stellt weitere Informationen in Aussicht.
