Auf eine ganz eigene Art und Weise beeindruckend sieht der Innenraum der St. Oswald-Kirche derzeit aus. Noch kurz vor Weihnachten begann der Aufbau der Gerüste für die Renovierungsarbeiten im Inneren des Gotteshauses. Mittlerweile erstreckt sich ein wahres Dickicht aus Metallstangen durch den ganzen Raum, bis hoch unter die Decke von St. Oswald.
Und noch immer fahren jeden Tag aufs Neue Lastwagen mit Gerüstteilen an der Kirche vor, berichtet Architekt Gerhard Lallinger im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Dass die Gerüste später als geplant aufgebaut werden, bringe den Zeitplan für die gesamte Maßnahme allerdings glücklicherweise nicht ins Wanken. „Wir haben gewisse Puffer eingeplant, und abgesehen vom Gerüst sind wir auch gut im Zeitplan“, macht Lallinger deutlich.
Altarweihe soll am zweiten Advent stattfinden
Wenn nichts mehr dazwischen kommt, dann soll die Altarweihe am Sonntag, 4. Dezember, stattfinden, kündigt Pfarrgemeinderat Stephan Kessler an. Das bedeutet, dass die Arbeiten im Innenraum bis Oktober größtenteils fertig werden müssen, damit noch genügend Zeit bleibt, um die Orgel wieder zu stimmen.
Einiges hat sich im Kirchenraum indes bereits getan. Die neue halbrunde Altarinsel ist betoniert und bereits mit Stufen aus Naturstein ausgestattet, auch die Stufen zum Chorraum sind bereits fertiggestellt. Für sie konnte das Material der ehemaligen Altarstufen verwendet werden. Das sei dem Denkmalamt sehr wichtig gewesen, berichtet Kessler.

Heizung kam gerade rechtzeitig
Damit ist nun inzwischen auch die zukünftige Struktur des Chorbereichs erkennbar. Die Altarinsel spiegelt das Halbrund des Chorraums in das Kirchenschiff hinein. „Wir sind der Meinung, dass wir die Struktur, die der Architekt Otto Lindner ursprünglich mit den geometrischen Grundformen geschaffen hat, damit gut aufgenommen haben“, erklärt Stephan Kessler. Die außergewöhnliche Baugeometrie von St. Oswald ist auch das, was den heutigen Architekten Gerhard Lallinger an diesem Projekt besonders fasziniert, wie er auf Nachfrage des SÜDKURIER sagt.
Ein entscheidender Schritt für die gesamte Baumaßnahme sei der Einbau der neuen Heizung gewesen. Diese wurde von Heizöl auf Gas umgestellt und die neue Anlage sorge bereits dafür, dass der Innenraum der Kirche angemessen temperiert sei. „Das ist sehr wichtig, damit wir überhaupt weiterarbeiten können.

Wenn der Innenraum zu kalt wäre, dann hätte die Baustelle über den Winter ruhen müssen“, erklärt der Architekt. Die Heizung spielt allerdings nicht nur für den Fortgang der Bauarbeiten eine enorm große Rolle, sondern auch dafür, dass in Zukunft keine so starken Verfärbungen an den Wänden mehr entstehen, wie vorher.
Keine Sitzheizung für den Pfarrer
Diese entstanden aufgrund von Feuchtigkeit bei großen Temperaturschwankungen, wodurch Schmutzpartikel haften blieben. In Zukunft wird die Kirche immer auf einer konstanten Grundtemperatur gehalten. Für die Gottesdienstbesucher wird es Sitzheizungen geben, die dafür sorgen, dass niemand frieren muss.
Da der Priester während der Messe die meiste Zeit steht und daher nicht von der Sitzheizung gewärmt werden kann, verfügt die Altarinsel zusätzlich über eine Fußbodenheizung. Zudem soll ein Lüftungskonzept umgesetzt werden, wofür die Fenster, die bisher nur manuell geöffnet werden konnten, mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet werden, erklärt Lallinger.
Eine unerwartete Entdeckung
Sobald die Gerüste im Innenraum fertig sind, geht es an die Trockenreinigung der Wände mit speziellen Schwämmen, danach können Maler und Putz-Restaurator ihre Arbeit in der Kirche aufnehmen. Die farbliche Gestaltung wird sich dabei stark an der bestehenden Gestaltung orientieren. „In den 90er-Jahren hat sich der damalige Leiter des erzbischöflichen Bauamts intensiv mit den Farben für St. Oswald beschäftigt und diesem Konzept wollen wir weiter treu bleiben“, sagt Kessler.
Doch nicht nur an den Wänden wird sich in den nächsten Wochen und Monaten einiges tun, auch der Steinmetz rückt demnächst an und fertigt die Stufen für die neue Marienkapelle auf der rechten Seite des Chorraumes an. Altar, Ambo und das riesige Lichtkreuz, das zukünftig den Chorraum schmücken soll, kommen erst, wenn die Gerüste im Innenraum wieder abgebaut sind.
Eine ganz überraschende Entdeckung machten die Bauarbeiter, als sie begannen, den Gestühlboden an den Außenseiten zu kürzen. Beim Gestühlboden handelt es sich um den Holzboden auf dem die Kirchenbänke stehen. In St. Oswald befindet sich darunter nicht etwa wie erwartet ein durchgehender Betonboden, sondern ein Hohlraum mit etwa einem Meter Höhe. Der Gestühlboden selbst liegt nur auf einer Balkendecke auf.

Das sei eine besondere Herausforderung für den Aufbau des Gerüsts gewesen, da die Lasten großräumig über den Gestühlboden verteilt werden mussten. Für die Verlegung der Stromkabel für die Sitzheizung und der Induktionsschleife für Hörgeräte habe sich der Hohlraum indes als praktisch erwiesen. „Dadurch konnten die Kabel ganz unkompliziert verlegt werden“, freut sich Kessler.
Überraschungen gab es auch bei der Finanzierung des Projekts. „Für die künstlerische Ausstattung und die Orgel haben wir ganz unerwartet eine Förderung von der Erzbischof-Bernhard Stiftung bekommen“, berichtet Stephan Kessler. Im Rahmen der Spendenkampagne, die von der Gemeinde gestartet wurde, seien inzwischen rund 180.000 Euro zusammengekommen.

„Das ist ein sehr erfreulicher Zwischenstand“, sagt Kessler und fügt an: „Jeder Euro der rein kommt, mindert unsere Schuldenlast, und das tut der Gemeinde gut.“ Gerade am Anfang der Maßnahme seien zudem viele Stunden ehrenamtliche Arbeit eingeflossen. Wann die Arbeiten im Außenbereich um die Kirche starten können, stehe im Moment noch nicht genau fest. Hierfür müssten noch Zuschüsse beim Erzbistum Freiburg beantragt werden.
Auch der Gemeinderat der Stadt Stockach hat bereits einen finanziellen Zuschuss für die Umgestaltung der Außenanlagen zugesagt. Die Gemeinde wartet indes schon sehnsüchtig auf die Fertigstellung ihres Gotteshauses. „Gerade an Festtagen merkt man deutlich, dass die Kirche fehlt“, sagt Kessler.