Samstagabend gegen 18.30 Uhr in der Stockacher Unterstadt: Die Geschäftigkeit des Tages geht langsam dem Ende zu. Vereinzelt sind noch Passanten auf der Straße unterwegs, als plötzlich ganz leise die Klänge der Hans-Kuony-Kapelle erklingen. Plötzlich liegt Fasnacht in der Luft an diesem Samstagabend in Stockach. Die Passanten staunen nicht schlecht, als die Musik immer lauter wird und die Gliederungen des Narrengerichts, alle im Häs und mit Corona-Maske in einem geordneten Zug von der Schillerstraße in die Goethestraße einbiegen.

Kein Narrenumzug

„Narro“ tönt es unter den klängen der Kapelle. Manch ein Handy wird bei den Passanten gezückt, um den Augenblick filmisch oder fotografisch festzuhalten, während sich die Narren über die Kirchhalde weiter bis zu einem abgesperrten Bereich vor der Adler Post bewegen.

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Ein Narrenumzug sei das nicht gewesen, betont Narrenrichter Jürgen Koterzyna später im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Es war der Einmarsch zu unserer Fasneteröffnung; von der Corona-Verordnung gedeckt“, erklärt er. Natürlich sei alles mit der Stadtverwaltung abgesprochen gewesen und die Coronaregeln wurden eingehalten.

Einmarsch oder Demonstration gegen das Umzugsverbot? Der Zug der Narren durch die Stadt war in jedem Fall von der Stadtverwaltung ...
Einmarsch oder Demonstration gegen das Umzugsverbot? Der Zug der Narren durch die Stadt war in jedem Fall von der Stadtverwaltung abgesegnet und lief Coronakonform ab. Das Protestbanner von Narrenschreiber Marcel Reiser und Narrenrichter Jürgen Koterzyna sorgt für die Einhaltung des Mindestabstands. | Bild: Dominique Hahn

Die Fasnacht ist eröffnet

Auf dem abgesperrten Platz vor der Adler Post wurde dann die feierliche Eröffnung der Fasnachtssaison 2022 nachgeholt. Zutritt hinter die Absperrung gab es nur für Zunftmitglieder. Eigens engagierte Security-Mitarbeiter sorgten dafür, dass niemand sonst den Platz betritt. „Das war die Auflage der Stadt“, erklärt Koterzyna und fügt hinzu: „Aber wir sind sehr froh, dass wir nun doch noch wenigstens ein bisschen was machen durften. Die Stadtverwaltung hat uns sehr dabei unterstützt“.

Vor der Adler-Post kam es dann zum traditionellen Geplänkel zwischen Narrenrichter Jürgen Koterzyna und Narrenwirt Roland Drews. Allerdings erst, nachdem Narrenschreiber Marcel Reiser hochoffiziell die geltenden Corona-Regeln für die Veranstaltung verlesen hatte. Er betonte dabei „Der Corona-Verordnung ist in diesem Jahr noch mehr Folge zu leisten als dem Narrenrichter“.

Unter dem strengen Blick der Hans Kuony Figur vor der Adler Post fand das Fasneteröffnen des Narrengerichts statt. Wo keine ...
Unter dem strengen Blick der Hans Kuony Figur vor der Adler Post fand das Fasneteröffnen des Narrengerichts statt. Wo keine Mindestabstände eingehalten werden konnten, mussten Masken getragen werden. Der Vorplatz war stimmungsvoll durch mehrere kleine Feuer erleuchtet. | Bild: Dominique Hahn

Das taten die Narren denn auch. Auf dem Platz ging es sehr diszipliniert zu. Wo Mindestabstände nicht eingehalten werden konnten, wurden Schutzmasken getragen. Ein Freigetränk spendierte der Narrenwirt den anwesenden Zunftmitgliedern, betonte aber: „Aus meinem Keller wirsch heut it alt, de Bund d´Corona-Hilfe noit hät zahlt“.

Neue Laufnarren

Relativ zügig war das Spektakel dann auch schon wieder vorbei. Neben der Ordensverleihung für verdiente Zunftmitglieder und der offiziellen Vorstellung des Narrenbuchtitelblatts gab es einen Laufnarrenschlag für fünf neue Laufnarren, darunter auch für den Überlinger Künstler Njoschi Weber, der das diesjährige Narrenbuchtitelblatt gestaltet hat (der SÜDKURIER berichtete).

Gegen 20 Uhr war dann schon wieder alles vorbei. Zum Teil ging es für die Narren dann noch in Kleingruppen in die Wirtshäuser, denn Coronakonforme Wirtshausfasnacht soll dieses Jahr im Fokus stehen. „Die Wirte können den Umsatz brauchen“, betonte Drews.

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Bedauern zeigte Jürgen Koterzyna darüber, dass die Auftritte der närrischen Jugend, die sonst fest zum Programm des Fasneteröffnen gehören, in diesem Jahr coronabedingt nicht möglich waren. „Normalerweise haben wir an diesem Abend unsere 50 jüngsten Hästräger auf der Bühne. Wir hoffen, dass sie dabei bleiben und nächstes Jahr wieder die Gelegenheit haben, auf der Bühne zu stehen, betonte er.

Mehr närrische Aktivitäten als 2021

Insgesamt war es ein bittersüßes Fasneteröffnen, zwar war die Freude darüber, dass dieses Jahr wieder mehr möglich ist als 2021, deutlich zu spüren, aber es schwang doch auch die Sehnsucht mit nach einer ausgelassenen Fasnacht ganz ohne Corona-Beschränkungen.

Dieses Jahr wird einiges an Programm geboten sein, allerdings soll das Meiste in einem ähnlichen Format stattfinden, wie das Fasneteröffnen, also ohne große öffentliche Ankündigungen und ohne große Menschenansammlungen. So wird am Schmotzigen Dunschtig ein Narrenbaum gestellt, es soll Wirtshausfasnacht und Schnurren geben, einen Laufnarrenmarkt und ein Hemdglonker verbrennen. Die genauen Details zu den Veranstaltungen wurden allerdings noch nicht bekannt gegeben.

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