Als Eberhard Martins Urgroßvater im Januar 1903, also vor 120 Jahren, seinen Schuhhandel für klassische Schuhe samt Werkstatt in Eigeltingen gründete, konnte niemand ahnen, was sich daraus entwickeln würde. Heute führt Eberhard Martin den Betrieb mit seiner Frau Manuela bereits in vierter Generation. Sie haben in Eigeltingen und Stockach fünf Mitarbeitende. In Zeiten, in denen immer mehr Fachgeschäfte in den Städten schließen, setzen sie auf Service, Fachberatung und Individualität.
Sport gehört für sie zum Leben. Schon im Jahr 2003 erzählten die Eheleute dem SÜDKURIER, sie wollten, dass die Kunden den gleichen Spaß am Sport empfinden könnten wie sie. Dazu gehöre eine funktionelle und vernünftige Ausrüstung. An dieser Einstellung hat sich nichts geändert, doch in der Firma hat sich seither viel getan. Und auch im Umfeld des Sportgeschäfts hat sich einiges geändert, wie ein Gespräch mit der Wirtschaftsförderung zeigt.
Besonders Ski- und Golf-Bereich ausgebaut
„Wir haben die größte Skiwerkstatt in der Region“, sagt Eberhard Martin nicht ohne Stolz. Der Ski-, Snowboard- und Langlaufski-Service sei in der Werkstatt in Eigeltingen in den vergangenen Jahren optimiert worden. Er setze einen Schleifroboter ein, der für jeden Ski individuell programmiert werde, und könne viele Originalstrukturen wieder draufschleifen. Service war ihm immer wichtig. „Ich halte es mit dem Spruch: Es ist ein guter alter Brauch, wo man flickt, da kauft man auch“, verrät er.
Manuela Martin sagt, Skiclubs kämen verstärkt zu ihnen. Vor allem für Familien sei die Skivermietung interessant. „Wir leihen die Skier auch über den ganzen Winter aus“, sagt sie. Für die Skischuhe, aber auch für Lauf- und Wanderschuhe bieten sie eine dreidimensionale Fußmessung an.

Golfkunden kommen auch aus der Schweiz
Der Golfbereich wurde ebenfalls stark ausgebaut: Vor sieben Jahren entstand im Gewerbegebiet Eigeltingen ein 100 Quadratmeter großer Golfshop. „Wir haben Kunden bis weit in die Schweiz hinein, bis Lindau und Stuttgart. Bei uns gibt es immerhin sieben Golfplätze im Umkreis von 50 Kilometern“, erklärt Eberhard Martin. Leider fehle ihnen Personal für eine permanente Öffnung, Golfkunden würden daher nach Terminabsprache bedient. Und auch wenn das Wetter derzeit noch nicht immer mitspielt, findet man im Laden jetzt viele Artikel für sommerliche Draußen-Sportarten.
Gratis zur Anprobe gibt es ein offenes Ohr für die Kunden. „Gerade ältere Menschen sind richtig dankbar, wenn sie mit jemandem reden können. Wir nehmen uns gerne Zeit dafür, denn das soziale Miteinander kommt in der heutigen Zeit oft zu kurz“, bedauert Manuela Martin.

Normale Fluktuation bei Geschäften in der Stadt
Das Ehepaar beteiligt sich mit seinem Geschäft auch am Schweizer Feiertag, dem großen Stadtfest in Stockach, das vom 23. Juni bis 26. Juni stattfindet. Das erwähnt Corinna Bruggaier, bei der Stadt Stockach zuständig für Kultur, Tourismus und Stadtmarketing, lobend, als sie über die Lage des Handels in der Stadt spricht. Zur Situation der Geschäfte in der Innenstadt und mögliche Leerstände, sagt sie: „Aus Sicht der Wirtschaftsförderer ist derzeit kein beunruhigender Leerstand zu beklagen. Es herrscht eine normale Fluktuation.“
Im Bereich des Stadtmarketings verfolge sie aber mit allen Aktivitäten auch das Ziel, Unternehmern zu zeigen, dass Stockach attraktiv ist, um sich hier niederzulassen, und auch für Mitarbeiter allerhand zu bieten hat.
Außerdem ist es ihr Anliegen, die Kontakte zwischen Betrieben und Unternehmen zu fördern. Am Wochenende des Schweizer Feiertags wird es dafür wieder einen Feierabendhock für Unternehmer geben, bei dem sich die Chance bietet, neue Kontakte zu knüpfen oder bestehende Kontakte in entspannter Atmosphäre zu pflegen.
Wie die Stadt Firmen vernetzen will
Die Zusammenkünfte von Unternehmern sollen künftig auch wieder regelmäßiger stattfinden, betont Corinna Bruggaier. Ein Abend- oder Morgenaustausch sei weiterhin geplant, der Businesstreff im März bei Eto habe dafür den Auftakt gebildet. Sie erzählt: „Für 2024 wurden wir vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg zusammen mit Singen als einer von fünf Standorten für das Popup Labor BW ausgewählt.“
Das Popup-Labor biete in Workshops, Impulsvorträgen und weiteren Formaten ein Unterstützungsangebot für die Unternehmen in der Region und könne auch zur Vernetzung der Unternehmen beitragen. „Innerhalb von einer Woche wird es drei Veranstaltungen in Singen und drei in Stockach geben, die wir jeweils passend zu unserem Ort und unseren Anliegen gestalten können. Da sollen auch verschiedene Akteure aus der Innenstadt und der Umgebung, aus Handel und Industrie zusammenkommen und von dem Angebot profitieren“, wünscht sich Bruggaier.