Ein Bagger auf dem Grundstück, wo ein Gewächshaus entstehen soll? Der arbeitet zwar, aber es geht nicht um den eigentlichen Bau des Gewächshauses, das für die Wahlwieser Pestalozzi-Gärtnerei entstehen soll und das im Ort umstritten ist. Sondern Archäologen überprüfen, ob wertvolle Dinge aus der Vergangenheit im Boden liegen.
Einen nächsten Schritt zur Verwirklichung des Gewächshauses am vorgesehenen Standort gibt es offenbar aber trotzdem. Wie die Stiftung „Pestalozzi macht bio“, der die Gärtnerei gehört, per Pressemeldung mitteilt, gibt es eine erste Teilbaufreigabe. Am Montag, 16. November, habe die Stadt Stockach die entsprechende Erlaubnis für Planierungsarbeiten erteilt, heißt es darin. Die Arbeiten sollen voraussichtlich im Januar beginnen.
Dies sei erlaubt, obwohl ein Petitionsverfahren beim baden-württembergischen Landtag gegen den Standort und das Genehmigungsverfahren läuft, so die Mitteilung. Da eine rechtskräftige Baugenehmigung vorliege, habe die Petition keine aufschiebende Wirkung. Das bekräftigt Mario Schneider, der für die Stiftung die Öffentlichkeitsarbeit macht: „Dieser Schritt ist zulässig.“ Die Dringlichkeit der Planierung begründet die Stiftung damit, dass der Humusboden sich regenerieren soll, bis das Gewächshaus entsteht. Und die Arbeiten sollten im relativ trockenen Winter stattfinden.

Jürgen Sterk von der Bürgerinitiative (BI), die sich gegen den vorgesehenen Standort des Gewächshauses wehrt, schätzt dies folgendermaßen ein: „Die Gärtnerei will offenbar nicht das Gespräch suchen, sondern vollendete Tatsachen schaffen.“ Auch an Gesprächsangeboten der BI, die zu einem anderen Standort des Glashauses führen sollten, sei die Gärtnerei offenbar nicht interessiert gewesen.
Und Sterk äußert den Verdacht, dass aus dem Boden gepumptes Wasser für das bestehende Gewächshaus der Pestalozzi-Gärtnerei genutzt werde. Ein Tiefbrunnen sei für die Freilandberegnung in trockenen Sommern vorgesehen, sagte Gärtnereileiter Christian Richter bei einem Termin im Juli. Sterks Sorge: Beim neuen Glashaus könnte es dazu kommen, dass das gesammelte Regenwasser nicht ausreicht. Durch Wasserentnahme aus dem Grund wäre das Feuchtgebiet der Aach in Gefahr, so seine Befürchtung.
Stiftung will sich nicht mehr zu Details äußern
Die Stiftung reagiert zugeknöpft. Man wolle sich nicht mehr zu den Details äußern, die die Bürgerinitiative vorbringt, sagt Pressesprecher Schneider. Doch er sagt: Wenn etwas nicht zulässig sein sollte, hätte man wohl kaum die Baugenehmigung bekommen. Die Gärtnerei baue genau, was genehmigt worden sei, das Vorhaben sei in jeder Hinsicht unbedenklich. Nun sollen die Behörden entscheiden, ob es Verfahrensfehler gab. Die Gärtnerei habe jedenfalls alle Unterlagen eingereicht. Und wenn das Petitionsverfahren einen Verfahrensfehler feststellen sollte, werde man das natürlich akzeptieren.
Und die Archäologen? Für sie sind die Arbeiten bei der Stockacher Aach ein Routine-Einsatz, sagt Kreisarchäologe Jürgen Hald. Dafür machen sie Probeschürfe mit einem Bagger. Eine Fundstelle im Uferbereich der Aach sei ihnen zwar nicht bekannt, erklärt Hald. Doch es gebe an der Stelle Faktoren, die eine Siedlung der Vor- und Frühgeschichte begünstigen würden, etwa guter Ackerboden, leichtes Gefälle, die Lage am Südhang und natürlich die Nähe zum Wasser. Ob es archäologische Funde gibt und ob sie die vorgesehenen Bauarbeiten verzögern könnten, sei derzeit aber reine Spekulation, so Hald.