Frau Parteivorsitzende Kramp-Karrenbauer, bei der CDU läuft es inzwischen wieder ziemlich harmonisch – das hört sich eigentlich so gar nicht nach Vergehen an. Wie erklären Sie sich, dass Sie sich trotzdem vor dem Stockacher Narrengericht verantworten müssen?

Ich habe da eine Vermutung. Die Stockacher blicken auf eine Tradition aus dem Jahr 1351 zurück. Es war am 7. Dezember 2018 um exakt 13:51 Uhr, als ich mit meiner Bewerbungsrede zum Vorsitz der CDU Deutschlands begann.

Als Putzfrau Gretel räumen Sie bei der saarländischen Fasnacht den Landtag in Saarbrücken auf – räumen Sie in diesem Jahr das Narrengericht in Stockach auf?

Vor der 668 Jahre währenden Tradition habe ich größten Respekt. Dass allerdings in all den Jahren nicht eine einzige Närrin für ihre Verdienste ausgezeichnet wurde, weil es das feine Hohe Grobgünstige Narrengericht nicht vorsieht – da sehe ich Klärungs-, vor allem aber Handlungsbedarf.

Mit 19 Jahren sind Sie in die CDU eingetreten, der Kläger des Narrengerichts gehört zur gleichen Partei – Vorteil oder Nachteil?

Der Kläger kennt sich wohl im Jagen aus. Darin sehe ich einen Nachteil. Denn Jagen heißt auch Erlegen. Das ringt mir höchste Vorsicht ab.

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Sie haben fünf Geschwister, am Schmotzigen Dunschtig bekommen Sie es mit 21 Gerichtsnarren zu tun – welche Tricks haben Sie bei Ihren Geschwistern gelernt, die Ihnen nun helfen können?

Wer unschuldig ist, braucht keine Tricks, und wenn er sie doch anwendet, nennt er sie vorher nicht.

Als Beklagte des Narrengerichts wandeln Sie auf den Spuren von Peter Müller, Angela Merkel und Peter Altmaier – Müller und Altmaier sind bei ihren Weinstrafen relativ glimpflich davongekommen. Was können Sie von den beiden lernen?

Peter Müller hatte sogar einen Freispruch erwirkt! Den einzigen bisher, soweit ich das richtig verstanden habe. Ich habe schon überlegt, zu ihnen ins Trainingslager zu gehen.

Und was lernen Sie von Angela Merkel? Immerhin musste sie einen Eimer Wein an Verzugszinsen zahlen.

Das hatte augenscheinlich erzieherischen Wert. Heute gehört sie zu den pünktlichsten und zuverlässigsten Menschen, die ich kenne.

Mal ehrlich: Nach dem Narrengericht gibt es kaum noch Steigerungsmöglichkeiten. Das Kanzleramt wäre so eine Steigerungsmöglichkeit. Wann werden Sie Kanzlerin?

Ich bleibe da bei Ihrer Feststellung: Nach dem Narrengericht gibt es kaum noch Steigerungsmöglichkeiten. Das sehe ich genauso.

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Die Junge Union hat Ihnen im Oktober einen Südwester zum Geschenk gemacht – stellen Sie sich bei der Gerichtsverhandlung auf stürmische Szenen ein und bringen die Regenjacke mit?

Bei allem Vertrauen auf die Güte des Hohen Grobgünstigen Narrengerichts, es wird ganz sicher stürmisch. Da hilft aber auch ein Südwester nicht.

Als Ministerpräsidentin im Saarland haben Sie mitunter rot-grüne Projekte unterstützt. Werden Sie sich vor dem Narrengericht ähnlich flexibel zeigen?

Churchill sagte einst: „Demokratie ist die Notwendigkeit, sich gelegentlich den Ansichten anderer Leute zu beugen.“ Meine Kunst wird also darin liegen, vor dem Hohen Grobgünstigen Narrengericht den Kopf aus der Schlinge zu bekommen, ohne dabei meine Prinzipien zu verraten.

Frauen als Beklagte vor dem Narrengericht gab es schon öfter, nur im Narrengericht selbst gibt es keine Frauen. Wie wollen Sie diese Männerbastion stürmen?

Das Narrengericht hat mir in der Klageschrift ja einiges in Sachen Männer in der CDU vorgeworfen. Die feinen Herren haben Angst. Ich werde wohl mit einer Flugzeugturbine für etwas frischen Wind unter den staubigen Roben der ehrenwerten Herren sorgen müssen – ein Ventilator reicht da nicht.

Die Gerichtsnarren sind für ihre fintenreichen Manöver bekannt, wenn es darum geht, an Wein zu kommen – aktuell spekulieren sie auf ein Getränk aus dem westlichen Saarland, also Frankreich. Wie sehen Sie da Ihre Chancen bei der Verhandlung?

Gerechtigkeit gegen Mordsdurst? Das wird ein schwerer Gang.

Mit welchen Mitteln wollen Sie den Freispruch erreichen?

Da greife ich auf ein ganzes Arsenal zurück.

Wenn Sie dem Narrengericht im Falle einer Verurteilung eine Weinstrafe verabreichen wollten, woher käme dann der Wein?

Im Saarland kann ich jedenfalls keinen Wein finden, der für irgendjemanden eine Strafe wäre.