Helmut Karrenbauer erschien am Schmotzigen Dunschtig in Stockach ohne Kostüm. Sattdessen trug er Hemd, Jackett und Jeans. "Wir haben nicht erwartet, dass hier so viel los ist", gab der Mann der begeklagten Annegret Kramp-Karrenbauer zu.
Tatsächlich wirkte der ehemalige Bergbauingenieur, der sich seit sieben Jahren im Vorruhestand befindet, von den Menschenmengen im Bürgerhaus und beim Umzug beinahe etwas überrumpelt. Den gesamten Tag über blieb er im Hintergrund, während seine Frau von Kameras und neugierigen Stockachern umringt wurde.
Die meiste Zeit ging er einen Schritt hinter ihr, fast etwas abseits, als wolle er selbst nicht im Scheinwerferlicht stehen. Während des Umzugs gingen sie immer wieder nebeneinander, Hand in Hand – ein bisschen Zärtlichkeit im närrischen Trubel.

Trotz der Zurückhaltung unterstützte er seine Frau während ihres Auftritts. Während sie im Bürgerhaus auf der Bühne stand, trug er ihre Handtasche und applaudierte, sobald sie sich schlagfertig dem Narrengericht entgegen stellte. Er sei stolz darauf, dass sie als Beklagte ausgewählt wurde, sagte er: "Das ist etwas Besonderes, das erlebt man nicht alle Tage." Während der Verhandlung wolle er vom Publikum aus die Daumen für ein mildes Urteil drücken, erklärte er morgens.
Beim Daumendrücken alleine blieb es am Abend dann nicht: Nachdem seine Frau sich in einer flammenden Rede selbst verteidigt hatte, stand er zusammen mit zahlreichen anderen Besuchern im Saal auf und forderte von der ersten Reihe aus lautstark einen Freispruch. "Das war echt Wahnsinn", lobte er mit leuchtenden Augen und breitem Lächeln ihre schlagfertigen Worte. "Echt klasse." Die Rede habe sie, wie er verriet, selbst geschrieben und nicht einmal ihm im Voraus gezeigt.

Am Ende musste er schließlich selbst auf die Bühne: Nach der Verhandlung wurde er von Narrengericht als Ersatz für seine Frau zum Laufnarren geschlagen. Und stand für einen Moment auch im Rampenlicht.