Winfried Kretschmann ist nicht nur Ministerpräsident Baden-Württembergs – sondern auch einer der prominentesten Zeugen, der einen Beklagten beim Narrengericht in Stockach unterstützt hat. Cem Özdemir stellte schon vorab klar, dass er sich keinen anderen Zeugen als sein Parteifreund gewünscht hätte: „Er ist der beste Zeuge, den es geben kann – unzweifelhafter Leumund, glaubwürdig, hohe moralische Integrität, eine Instanz im Land. Mit ihm an meiner Seite wäre alles andere als ein Freispruch eine Farce“, sagte Özdemir.

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Ein im Nachhinein gerechtfertiges Loblied auf sein Parteimitglied? Ja. Denn auch wenn Özdemir mit drei Eimern Wein bestraft wurde: Kretschmann glänzte mit scharfen, unterhaltsamen Aussagen – vom Publikum gabs mehrfach lautstarken Applaus. Und die Frage, was ihn bewogen habe, nochmal am Narrengericht teilzunehmen – Kretschmann wurde 2014 als Beklagter rechtskräftig verurteilt – brachte ihn nicht aus der Ruhe: „Der Kläger ist einfach ein großer Winkelverdreher“, sagte er. Spontan und lässig reagierte er auch auf die Kritik an Özdemirs Dialekt: „Der Cem kann besser Schwäbisch als der Kläger Badisch.“

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Als er sich vor den frenetisch jubelnden Zuschauern verneigte, brachte Fürsprech Michael Nadig die Gedanken des Publikums auf den Punkt: „Ein wunderbarer Zeuge.“ Rückendeckung gab es dann auch noch, als Narrenrichter Jürgen Koterzyna behauptete, man könne die Aussagen aufgrund seines Dialektes nicht in das Urteil aufnehmen – laute Buh-Rufe bestätigten abermals seine Verbundenheit zum Publikum.

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Der Ministerpräsident fühlte sich auch ansonsten neben Gattin Gerlinde und gegenüber vom Stockacher Bürgermeister Rainer Stolz wohl. Er lachte viel – und klatschte überzeugt für Fürsprech Nadig. Um den Beklagten machte er sich derweil keine Sorge. Denn sein Parteimitglied sei es ja gewohnt, ungerechte Strafen zu bekommen. Oder um Kretschmann zu zitieren: „Wa willsch mache, wenn du dir nur Gmias und koi Floisch leischte kasch.“