Nicht nur der erste, sondern auch der zweite Tag der Stockacher Narren in Berlin hatte es in sich. Die Narren waren dieses Mal im Vereins-Shirt unterwegs. Während das Kollegium des Narrengerichts das Bundespräsidialamt besuchte, von Fidelis Weißhaar, einem engen Mitarbeiter des Bundespräsidenten, durchs Schloss Bellevue geführt und schließlich von Frank-Walter Steinmeier empfangen wurde, erlebten die übrigen Stockacher Narren eine zweistündige Stadtrundfahrt.

Sie hätten unglaublich viel gesehen, und die Begleiterin habe sehr gut und mit Witz gesprochen, erzählten sie später.

Gut gelaunter Empfang des Bundespräsidenten

Im Schloss Bellevue erfuhren das Kollegium des Narrengerichts, Bürgermeister Rainer Stolz und seine Partnerin Ursina Vaterlaus, wo die Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten aufgezeichnet wird, in welchem Raum welche Gäste empfangen werden, wo Staatsbankette stattfinden und welche strengen Regeln dafür gelten. Weil an diesem Tag nicht gekocht wurde, war auch ein Blick in die Küche möglich. Vor allem der Hinweis, der Weinkeller sei gut gefüllt, ließ die Besucher aufhorchen.

Sie waren beeindruckt vom Schloss und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier selbst. Dieser hatte sie gut gelaunt empfangen und sich nach einer kurzen Ansprache noch Zeit für ein Glas Wein und Gruppenfotos genommen.

Erst im Bundespräsidialamt, dann im Schloss Bellevue: Das Kollegium des Stockacher Narrengerichts gemeinsam mit SÜDKURIER-Mitarbeiterin ...
Erst im Bundespräsidialamt, dann im Schloss Bellevue: Das Kollegium des Stockacher Narrengerichts gemeinsam mit SÜDKURIER-Mitarbeiterin Claudia Ladwig. | Bild: Claudia Ladwig

Treffen mit alten und neuen Beklagten

Im Reichstagsgebäude trafen im Anschluss alle wieder zusammen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Andreas Jung hatte den Aufenthalt organisiert. Ein Teil der närrischen Gruppe besuchte den Plenarsaal, in dem gerade eine Sitzung stattfand. Das Kollegium des Narrengerichts traf auf Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU), einen früheren Beklagten, Andreas Renner sowie Wolfgang Kubicki (FDP), Vizepräsident des Deutschen Bundestags und aktueller Beklagter. Auch Ann-Veruschka Jurisch (FDP), wie Andreas Jung für den Wahlkreis Konstanz im Bundestag, begrüßte die Gäste.

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Im Fraktionssaal der CDU/CSU richtete Jung Grüße der ehemaligen Beklagten Friedrich Merz und Wolfgang Schäuble aus, die ihre Aufenthalte in Stockach in bester Erinnerung hätten. Er informierte über die Arbeit im Bundestag und sprach unter anderem über die Diskussion und Vorschläge, die Zahl der Abgeordneten zu verringern. Er setze auf den guten Willen aller und ein gemeinsames Ergebnis, betonte Jung.

Viel Lob für den Berlin-Ausflug

Narrenrichter Jürgen Koterzyna dankte ihm für seine Mithilfe, ohne die viele Programmpunkte nicht möglich gewesen wären. Obermarketenderin Petra Meier-Hänert lobte wiederum den Narrenrichter: „Wir haben zwei unvergessliche Tage hinter uns.“ Starker Applaus brandete auf. Andreas Jung stellte fest: „Das letzte Mal, dass es hier im Saal Standing Ovations gab, war, als Friedrich Merz Wolfgang Schäuble zu 50 Jahren im Bundestag gratulierte.“ Nach einem Rundgang durchs Gebäude und in der Kuppel blieb etwas Freizeit.

Am späten Nachmittag erwartete Andreas Renner die Narren in der EnBW-Dependance. Ein Teil der Gruppe zeigte sich sportlich und erklomm das achte Stockwerk zu Fuß. Belohnt wurden alle durch den Blick zum Friedrichstadtpalast, Fernsehturm und Bahnhof Friedrichstraße. Andreas Renner erklärte, sie hätten öfter größere Gruppen da und seien bestens vorbereitet. Er habe ein Berliner Buffet organisiert – inklusive Currywurst und Buletten.

Alle zusammen, das ist selten

Als Geschenk der Zimmerer überreichte ihm Polier Jürgen Stetter in Vertretung des erkrankten Zimmermoschters Frank Eckardt einen neuen Hut. Er nahm sich den Altehrengesellen zur Brust und beklagte den fehlenden Narrenbaum in der Landesvertretung Baden-Württembergs. Den habe Renner schließlich besorgen sollen. Der verteidigte sich, die großen Weihnachtsbäume seien nicht transportabel gewesen, doch ein kleines Bäumle aus dem Bundestag sei ausgeastet worden. „Das haben wir dann samt Christbaumständer hinter der Landesvertretung vergessen“, gab er zu.

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Insgesamt seien seine Unterstützung und Kontakte jedoch sehr hilfreich gewesen, ergänzte Jürgen Koterzyna dankend. Bald darauf zog die erste Polonaise durch die Räume, es wurde getanzt und gesungen. Gegen 19 Uhr heizte eine Abordnung der Hans-Kuony-Kapelle weiter ein. Die Feiernden freuten sich, die Mitglieder der anderen Gliederungen besser kennenzulernen. Unterm Jahr treffen sie sich zwar zu regelmäßigen Stammtischen in ihren Gruppierungen, wie beispielsweise die Hänsele erzählten, doch dass alle mal beisammen seien, komme selten vor.

Begeistertes Fazit

Der Großteil der Narren blieb bis Mitternacht. Einige Teilnehmer der ersten Reisegruppe zogen weiter ins Berliner Nachtleben. Weil sie am nächsten Morgen bereits um kurz vor sieben Uhr zum Flughafen starten mussten, wollten sie die Nacht durchmachen. Die meisten nahmen Sammeltaxis zurück zum Hotel, staunten über den recht günstigen Fahrpreis und trafen sich zur Verlängerung der Party an der Hotelbar.

Auf dem Heimweg: Narrenrichter Jürgen Koterzyna (Mitte) und weitere Narren auf dem Weg zurück nach Stockach.
Auf dem Heimweg: Narrenrichter Jürgen Koterzyna (Mitte) und weitere Narren auf dem Weg zurück nach Stockach. | Bild: Claudia Ladwig

Am Samstag kamen alle Reisenden wohlbehalten wieder in Stockach an. Jürgen Koterzyna zeigte sich begeistert. Alle seien stets pünktlich und zuverlässig gewesen, alles habe sehr gut funktioniert. Es sei ihm ein riesiges Vergnügen gewesen, mit dieser großen Reisegruppe dieses besondere Erlebnis zu teilen.