Laura Marinovic, Stephan Freißmann und Claudia Ladwig

Lauter traurige Narren, weil allenthalben Veranstaltungen abgesagt werden müssen? Gerade das wolle man nicht, sagt Rainer Hespeler, Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee (NVHB), der im Raum Stockach die meisten Narrenzünfte angehören. Diese würden in normalen Jahren am heutigen Martinstag mit den ersten Versammlungen die Fasnacht einläuten. Doch Hespeler blickt nach vorn. Eine Komplettabsage würde nur zu unkontrollierten privaten Feiern führen. Man wolle die Fasnacht daher „kleiner, feiner und im Freien“ feiern, sagt er. Abgesagt seien daher nur die Großveranstaltungen. Was die Corona-Regeln im ersten Quartal 2021 erlauben, solle auch stattfinden. Dabei sollen sich die Mitgliedszünfte aber mit Gemeinden und Ordnungsämtern abstimmen. Und sein Appell ist, dass möglichst viele Zünfte mitmachen. Werde gar nichts gefeiert, würden die Menschen in die Nachbargemeinden ausweichen, was dort für Probleme sorgen könnte. Ein – unvollständiger – Überblick:

  • Langenstein: Ein närrisches Top-Ereignis der Fasnacht bei der NVHB ist die Verleihung des Alefanz-Ordens auf Schloss Langenstein. Diese werde im nächsten Jahr definitiv ausfallen, sagt Michael Fuchs, Präsident des Museumsvereins. Der Vorstand des Vereins sei sich darüber einig gewesen. Denn man hätte die Veranstaltung mit einem Viertel der normalen Gästezahl abhalten müssen. In eine größere Halle umzuziehen, würde nicht zum Charakter dieser intimen Veranstaltung passen, so Fuchs. Die fehlende Planungssicherheit tat ein Übriges zu der Entscheidung.
Blick in den hölzernen Gang auf Schloss Langenstein bei der Verleihung des Alefanz-Ordens im Februar 2020: Die Veranstaltung, bei der ...
Blick in den hölzernen Gang auf Schloss Langenstein bei der Verleihung des Alefanz-Ordens im Februar 2020: Die Veranstaltung, bei der das Publikum normalerweise dicht gedrängt sitzt, fällt 2021 aus. | Bild: Siegfried Kempter
  • Hoppetenzell: Die Frosch-Zunft Hoppetenzell muss am 11. November ihre Hauptversammlung ausfallen lassen. Schwerer wiegt aber die Absage der für 2021 geplanten Narrentage in Hoppetenzell. Schon Anfang September hatte man sich dafür laut dem Vorsitzende Achim Kempter entschieden. Und er glaubt nicht, dass sie in absehbarer Zeit nachgeholt werden. Die Pandemie mache Planungen schwer. Ob andere Veranstaltungen stattfinden können, weiß er noch nicht – geplant sei aktuell nichts, allerdings bestünde die Möglichkeit, im Freien einen kleinen Narrenbaum zu stellen oder am Schmotzigen Dunschtig einen kleinen Umzug zu veranstalten. „Wir schauen kurzfristig, ob das möglich ist“, sagt Kempter. „In der Halle werden wir aber nichts machen.“
  • Eigeltingen: Auch bei den Krebsbachputzern kann keine Hauptversammlung am 11. November stattfinden. „Das ist schade“, so Schriftführerin Christina Klaus, vor allem, weil eigentlich ein Rückblick auf die Narrentage 2020 geplant waren. Was die Fasnacht 2021 bringt, stehe noch nicht fest. „Wir lassen uns das einfach mal ganz offen“, erklärt Christina Klaus. „Es weiß ja keiner, was kommt.“ Einen Bunten Abend sowie eine Hallenfasnacht oder andere Großveranstaltungen werde es auf jeden Fall nicht geben, ob und in welcher Form etwas Kleineres im Freien stattfinden könne, sei noch unklar.
Der Wahlwieser Ritter Schmalhans: Auch bei der Stierzunft wird die Fasnacht im kommenden Jahr spürbar anders verlaufen als gewohnt.
Der Wahlwieser Ritter Schmalhans: Auch bei der Stierzunft wird die Fasnacht im kommenden Jahr spürbar anders verlaufen als gewohnt. | Bild: Claudia Ladwig
  • Wahlwies: Laut Udo Pelkner, Zunftmeister der Stierzunft Muhwiesen, hat der Zunftrat beschlossen, alle großen Fasnachtsveranstaltungen abzusagen. Narrenpräsident Martin Trinkner, der als Schulleiter täglich mit vielen Menschen zu tun hat, macht in einem Brief an die Mitglieder deutlich: „Es wird in diesem Jahr keine großen Fasnachtsveranstaltungen geben können, keine Hallenveranstaltungen, keine Narrentage und Freundschaftstreffen, keine großen Umzüge.“ Man werde Fasnacht 2021 ohne bunten Abend, ohne Stierball und ohne Hemdglonkerball erleben. Anfang 2021 werde man überlegen, welches Brauchtum man im erlaubten Rahmen leben könne.
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  • Orsingen: Die Wahlen der Halb-Olfer Orsingen werden auf 2021 verschoben. Dass zudem an der kommenden Fasnacht kein bunter Abend und keine Hallenfasnacht stattfinden können, steht laut Präsidentin Florin Kraft bereits jetzt fest. „Veranstaltungen, die draußen stattfinden, haben wir uns offen gelassen“, sagt sie – schiebt jedoch nach: „Wobei auch das in unseren Augen schwer umsetzbar ist.“ Ein Narrenblatt aber wolle man auf jeden Fall verkaufen – unklar sei aber, wie dessen Verteilung funktionieren könne. Ein Grund, warum man derzeit in Erwägung ziehe, die Fasnacht nicht ganz ausfallen zu lassen, sei das Risiko, dass die Menschen bei fehlenden offiziellen Veranstaltungen im Privaten feiern – ohne Kontrolle oder Hygienekonzepte.
Hunderte interessierter Besucher füllten die Orsinger Kirnberghalle beim Bunten Abend der Halb-Olfer 2020. Die Absage dieser ...
Hunderte interessierter Besucher füllten die Orsinger Kirnberghalle beim Bunten Abend der Halb-Olfer 2020. Die Absage dieser Veranstaltung steht laut Präsidentin Florin Kraft bereits fest. | Bild: Susanne Schön
  • Nenzingen: Auch die Nenzinger Moofanger müssen am 11. November auf ihre Hauptversammlung verzichten. Zahlreiche Veranstaltungen der kommenden Fasnacht wurden laut dem Vorsitzenden Alois Seliger schon abgesagt: So werde es keinen Dreikönigsshoppen, keine Große Narrenversammlung und auch keinen Bunten Abend geben. Am Narrenblattverkauf wolle man aber – Stand jetzt – festhalten, allerdings werden dafür keine Gruppen unterwegs sein. Stattdessen könne man die Narrenblätter eventuell an einem festen Platz verteilen – der genaue Ablauf sei noch nicht entschieden. Und auch ein Narrenbaumstellen könne vielleicht stattfinden, möglicherweise ohne Zuschauer. Allerdings immer abhängig davon, wie sich die Corona-Situation entwickelt.
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  • Ludwigshafen: Die Narrenzunft der Seehasen will ihre Hauptversammlung gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt nachholen, berichtet der Vorsitzende Alwin Honstetter. Da Neuwahlen stattfinden sollen, sei es wichtig, dass alle Mitglieder die Möglichkeit erhalten, ihre Stimme abzugeben – aktuell ist ein Treffen aber nicht möglich. Für die kommende Fasnacht gelte: Eine Saalfasnacht oder große Veranstaltungen werde es Stand heute auf keinen Fall geben, ob andere Programmpunkte stattfinden können, sei unklar. Die Situation der Ungewissheit sei schwer für den Narrenverein. Honstetter stellt aber auch klar: „Andererseits ist Fasnacht nicht alles.“ Wichtiger sei es, Vorsicht und Vernunft walten zu lassen.
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  • Mühlingen: Auch bei den Sunnelöschern fällt die Hauptversammlung aus. Dass weder in Hallen noch in großem Umfang draußen gefeiert werden kann, steht laut der Zunftmeisterin Josefine Traber allerdings schon jetzt fest. Dennoch sagt sie: „Ganz lassen wir uns die Fasnacht nicht nehmen. Ein Schmotziger Dunschtig wird für uns stattfinden.“ Nur in welcher Form, das sei noch unklar.
  • Hohenfels: Die Kuhsattler wollen ihre Hauptversammlung möglicherweise im Frühjahr nachholen. Für die kommende Fasnacht steht aber jetzt schon fest: Die Beachparty und der Rosenmontagsball, die jedes Jahr ausgerichtet werden, finden nicht statt. Das bedeutet für die Zunft: „Laut jetzigem Stand machen wir gar nichts“, so Präsidentin Bettina Riester. Das sei natürlich schade, allerdings gehe Sicherheit vor.