Die fünfte Jahreszeit hat in Stockach begonnen! Mit der traditionellen Dreikönigssitzung startete das Hohe Grobgünstige Narrengericht am Montagabend in die Fasnachtssaison 2025. Dabei gab es nicht nur launige Beiträge und spannende Informationen zu den anstehenden tollen Tagen, sondern auch eine besondere Auszeichnung für Andreas Jung. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und seine Laudatorin Christine Strobl zeigten sich dabei nicht nur äußerst humorvoll, sondern plauderten auch aus dem Nähkästchen.
Für seinen Einsatz als Berliner Kontaktmann des Narrengerichts erhielt Jung im Rahmen der Sitzung den Hans-Kuony-Orden Erster Klasse, die höchste Auszeichnung, die das Narrengericht zu bieten hat. Diese habe er aber auch redlich verdient, machte Christine Strobl, Programmdirektorin der ARD in ihrer Laudatio auf Jung deutlich. Schließlich sei er „oberster Kopfgeldjäger des Narrengerichts“, scherzte sie.
Räumt er nur seine Kollegen aus dem Weg?
Mit viel Charme, gewaltigen Worten und blumigen Versprechungen locke Jung Jahr für Jahr die Beklagten nach Stockach. „Ohne ihn müsste sich das Narrengericht mit Beklagten aus heimischem Anbau begnügen“, so Strobl. Allerdings frage sie sich beim Blick auf die Liste der Politikerkollegen, die Jung schon vor das Narrengericht gebracht habe, ob er diese Gelegenheit nutze, um sich seine Kollegen aus dem Weg zu räumen. Schließlich sei manch ein Auftritt vor dem Narrengericht politisch tödlich gewesen, so Strobl.

Narrengericht will ins Hauptprogramm
Mit den Stockacher Narren ging sie ihrerseits hart ins Gericht und äußerte ihr Unverständnis darüber, dass sie überhaupt einbestellt worden sei, um eine Laudatio zu halten, wenn das der Narrenrichter doch genauso gut hätte selbst erledigen können. „Mir scheint, das Narrengericht lässt lieber andere arbeiten und sonnt sich im Licht der Großkopfeten ohne selbst etwas zu tun“, so Strobl. Überhaupt sei ihr Auftritt ein reiner Akt der Schadensbegrenzung gewesen, denn: „Lieber kommt die ARD nach Stockach als das Narrengericht ins Erste Deutsche Fernsehen.“
Narrenrichter Jürgen Koterzyna ließ sich davon nicht beeindrucken. Er überreichte Christine Strobl ein Bild des Malers Walter Kaiser mit einem Motiv der Stockacher Fasnacht. Dieses solle sie in ihrem Büro oder im größten Sitzungssaal der ARD aufhängen. „In der Hoffnung, dass wir doch noch irgendwann im Hauptprogramm der ARD zu sehen sind“, betonte der Narrenrichter.

Auch er bedankte sich bei Andreas Jung für dessen Engagement für die Stockacher Fasnacht. „Er ist unser Kontakt in Berlin, hört sich Zu- und Absagen an und muss Beschwerden entgegennehmen, dass unsere Weinstrafen zu teuer sind“, so Koterzyna. Bei den Berlinbesuchen des Gremiums sorge Jung für ein spannendes Programm und kümmere sich darum, dass die Narren auch an Orte kommen, an die sonst niemand so einfach kommt.
Orden erinnert an die Pflegestufe
Andreas Jung fühlte sich zutiefst geehrt über die Auszeichnung, wie er betonte. Allerdings sei er mit einem mulmigen Gefühl gekommen, als er gelesen habe, es gehe um einen Orden 1. Klasse, schließlich werde er dieses Jahr 50 Jahre alt und da denke man beim Stichwort 1. Klasse weniger an die Grundschule als vielmehr an die Pflegestufe. Als er gelesen habe, wer der Ordensmeister ist, habe er zudem vermutet, die Verleihung ist nur eine Wiedergutmachung für vergangenes Leid, denn sein damaliger Klassenkamerad Markus Vollmer, heute Ordensmeister des Narrengerichts, habe ihm im Schullandheim bei einem versehentlichen Zusammenstoß die Nase gebrochen. „Sie ist bis heute etwas schief“, so Jung.

Beklagte setzt auf Freispruch
Mit einem mehrstrophigen, selbst gedichteten Sprechgesang, für den Jung Unterstützung von Markus und Rainer Vollmer bekam, bedankte er sich für den Orden. Im Gepäck hatte er zudem Grüße der diesjährigen Beklagten Julia Klöckner. „Sie setzt auf Freispruch und ich bin mir sicher, dass sie es auch schafft“, betonte Jung.

Neue Laufnarren für Stockach
Neue Laufnarren gab es an diesem Abend ebenfalls. So wurden der neue Direktor des Stockacher Amtsgerichts, Tobias Emberger, Roland Haag, der designierte Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) Tobias Gräser von der SK ONE GmbH des SÜDKURIER, Michael Stelzer vom Vorstand der Sparkasse Hegau-Bodensee sowie Sascha Reichl und Michael Herz von der Narrenzunft Kuhschelle weiß-rot aus Wangen im Allgäu zu Laufnarren geschlagen.

Sie durften sich gleich im Anschluss in das Narrenbuch eintragen. Das Titelblatt für die aktuelle Fasnacht wurde von Roland Kamenzin gestaltet. Es zeigt einen Blick in die Stockacher Oberstadt mit närrischem Treiben. Die Aufgabe sei indes nicht leicht gewesen, macht Narrenrichter Jürgen Koterzyna deutlich. Denn man bewege sich auf die letzten Seiten des aktuellen Narrenbuchs zu. „Dadurch ist das Bemalen sehr schwer.“
Personelle Veränderungen
Traditionell werden in der Dreikönigssitzung auch personelle Veränderungen im Narrengericht verkündet. Im kommenden Jahr verabschieden sich gleich drei Gerichtsnarren in den Ruhestand. Außerdem gibt es schon ab dieser Fasnacht ein neues Gesicht im Gremium. Mehr dazu folgt in einem späteren Bericht im SÜDKURIER.