Ein Schmotziger Dunschtig ohne Narrengericht? Schon wieder. Dabei hätte heute auf dieser Seite traditionell der Bericht über die Verhandlung stehen sollen. Da es 2022 keine Verhandlung gab, gibt es einen Blick in die Jahre mit einer Zwei. Wer waren damals die Beklagten vor dem Hohen Grobgünstigen Narrengericht zu Stocken? Und wie lautete das Urteil?

  • 1972: Johann Ruf, Ortsvorsteher der Gemeinde Hindelwangen, die nach Stockach eingemeindet wurde, stand damals vor dem Narrengericht, das es seit 1965 gibt. In einem SÜDKURIER-Bericht vom 12. Februar 1972 hieß es: „Das Urteil lautete am Ende mehr günstig als grob, nämlich den Laufnarrenschlag über sich ergehen zu lassen.“ Auch „die Stadtrats-Neulinge Heißt und Schlegel“ mussten den Eid leisten, so der Bericht.
  • 1982: Gerhard Mayer-Vorfelder, der damalige Kultusminister von Baden-Württemberg, war der Beklagte im Jahr 1982. Den „aufmüpfigen Sünder“, wie es in einem Zeitungsbericht über die Verhandlung hieß, habe das Narrengericht „lediglich zur Zahlung von vier Eimern besten Trollingers verdonnert“. Umgerechnet entspricht das etwa 240 Liter Wein.
Gerhard Mayer-Vorfelder war vor dem Stockacher Narrengericht 1982.
Gerhard Mayer-Vorfelder war vor dem Stockacher Narrengericht 1982. | Bild: SK-Archiv
  • 1992: Erwin Vetter, Umweltminister von Baden-Württemberg, hätte eigentlich bereits im Jahr 1991 vor dem Narrengericht stehen sollen, aber aufgrund des Golfkriegs wurde die Veranstaltung abgesagt. So war er dann der Beklagte in der Fasnacht 1992. Das Narrengericht verurteilte ihn am Ende der Verhandlung zu zwei Eimern Wein österreichischen Maßes, was rund 120 Litern entspricht.
Erwin Vetter (links) und Fürsprech Heinrich Wagner in der Narrengerichtsverhandlung 1992.
Erwin Vetter (links) und Fürsprech Heinrich Wagner in der Narrengerichtsverhandlung 1992. | Bild: SK-Archiv
  • 2002: Guido Westerwelle, Bundesaußenminister und FDP-Parteivorsitzender, stand im Jahr der Euro-Einführung vor dem Narrengericht. Das Gremium sprach ihn in allen Anklagepunkten schuldig. Das Strafmaß: Ein Eimer Wein österreichischen Maßes plus 18 Prozent – dies entsprach 70,8 Litern.
Guido Westerwelle vor dem Stockacher Narrengericht 2002
Guido Westerwelle vor dem Stockacher Narrengericht 2002 | Bild: Braun, Joerg
  • 2012: Philipp Rösler, FDP-Parteivorsitzender und Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, musste sich in Stockach verantworten. Im Gegensatz zu anderen Beklagten sprach das Narrengericht ihn nur in einem von drei Anklagepunkten schuldig. Rösler musste ein Strafmaß von zwei Eimern Wein, also rund 120 Liter, erfüllen.
Philipp Rösler 2012 vor dem Stockacher Narrengericht.
Philipp Rösler 2012 vor dem Stockacher Narrengericht. | Bild: Ise, Simone
  • Und 2022? Aufgrund der Corona-Pandemie hat das Narrengericht die diesjährige Verhandlung abgesagt. Es ist der zweite Ausfall der traditionellen Veranstaltung in Folge. 2021 gab es nur die schriftliche Verhandlung gegen das Coronavirus in der Hans-Kuony-Post. Es wurde eigentlich dazu verurteilt, den Planeten zu verlassen – ist aber noch da.

Auch wenn hier nur die Namen von Männern auftauchen, standen in der Vergangenheit auch Frauen vor dem Narrengericht. Im Jahr 2001 zum Beispiel Angela Merkel oder 2019 Annegret Kramp-Karrenbauer.

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