Als das Stockacher Narrengericht mit seinen Gliederungen und begleitet von der Hans-Kuony-Kapelle zum Fasneteröffnen beim Bürgerhaus Adler Post eintrifft, empfängt sie Oberkellner Rainer Vollmer in Vertretung des verhinderten Narrenwirts Markus Buhl. Er ziert sich protokollgemäß zunächst, die Schar einzulassen. Dann aber hat er Mitleid mit den frierenden Narren, verkündet teils singend noch die anstehenden Termine und lädt dann ins närrische Wirtshaus ein.
Mit dem angebotenen Sprudel aus der Personalküche gibt sich das Kollegium dort natürlich nicht zufrieden. Narrenrichter Jürgen Koterzyna stellt das Narrengericht, die Einzelfiguren und Gliederungsführenden vor, begrüßt Jochen Fecht im Kollegium und leitet den Abschied von Helmut „Lumpi“ Lempp und Wolfgang Reuther ein. Die beiden wurden zuletzt in den Status von Altgerichtsnarren versetzt.
Neben einem Restaurant-Gutschein erhält Lempp zu diesem Anlass einen Schirm, den Regenschutz für Wetterhexen. Reuther, auch „Häuptling scharfe Zunge“ genannt, bekommt einen Federschmuck. Das Kollegium stimmt mit „Narro, ihr zwei, machet‘s guet“ ein Abschiedslied an.

Beeindruckende Bühnenshows
Das künstlerische Bühnenprogramm kommt traditionell vom Nachwuchs. Acht Mädchen und drei Jungs zeigen in der gliederungsübergreifenden Gruppe den modernen Tanz „Run the Castle“. Die jungen Alt-Stockacherinnen begeisterten mit „Dirty Dancing“ und zahlreichen Tanzszenen aus dem gleichnamigen Film. Auch die jungen Marketenderinnen beeindrucken mit anspruchsvollen tänzerischen wie akrobatischen Szenen. Als Cowgirls vom River Aach wirbeln sie über die Bühne.

Die männlichen Narren setzen derweil auf Sketche. Erst nehmen die Jung-Hänsele Narrenrichter Jürgen Koterzyna aufs Korn. Der hat Großes vor: eine große Show im Fernsehen – eigentlich könne er auch „Wetten, dass?“ weiterführen. Das Künstler-Supersparpaket mit dem Wendler, der Stockach mit Stuttgart verwechselt, überzeugt das Kollegium jedoch keineswegs. Am Ende versuchen sich Narrenrichter und Sänger als Duo „Talking Modern“.

Auch die Jung-Zimmerer Silas Klein und Tyler Schneider überzeugen. Zwar seien sie müde vom anstrengenden Schnellen der Karbatschen, aber immer noch gestandene, trinkfeste Naturburschen. Sie betonen: „Wir gehen nach dem Stand der Sonne, der Jahreszeit oder wann Mama mit dem Essen schreit.“ Alle Darbietungen werden mit viel Applaus gefeiert.
Ein weiterer Höhepunkt: Jochen Fecht, seit der Dreikönigssitzung neues Mitglied im Narrengericht, stellt sich vor. Sein beruflicher Werdegang ist imposant, sein Motto „In die Vollen: Einfach machen, nicht nur wollen“ zieht sich durch sein Leben und seine Rede. Seine Erkenntnis: „Einfach ist das Leben nicht: Man ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für super hält.“ Der ausgezeichnete Koch hat Tabletts mit kunstvollen Häppchen und Tischfeuerwerk vorbereitet, die die Helfer des VfR im Saal verteilen. Passend dazu spielt die Hans-Kuony-Kapelle den Dinner-Marsch vom „Traumschiff“.

Ehrungen stehen an
Vor der Ordensverleihung fragt sich Ordensmeister Markus Vollmer, was der Narr bei der anstehenden Bundestagswahl wählt. Frei nach Hans Kuony gibt er den Rat: „Wählt bedacht. Wer vorher denkt, der findet Glück.“
Für seinen Hans-Kuony-Orden Erster Klasse bedankt sich Narrenschreiber Marcel Reiser nach der Laudatio von Jürgen Koterzyna in Liedform. Im Refrain singt er: „Ich mach‘ noch heute gerne Fasnacht.“ Auch Hänsele Rolf Forster erhält diese hohe Auszeichnung. Laudator Lars Wegmann lobt seine unermüdliche Arbeit im Hintergrund und dankt ihm für seine sympathische, humorvolle und hilfsbereite Art.
In der dritten Ordenswelle werden auch vier Zimmerer geehrt. Sie machen in verteilten Rollen klar, dass ein Orden Zweiter Klasse durchaus Vorzüge hat: Wer den Orden Erster Klasse erhalte, habe keine Hoffnung mehr, er sei am Ende der Ordensleiter angekommen. Diesen Eindruck vermittelt Zimmerermoschter Dominik Mutzel allerdings nicht. Polier Andi Schneider lobt: „Mutzele ist ein ultimativer Spaßvogel, aber auch Mr. Zuverlässig.“ Er stelle sich seit vielen Jahren in den Dienst der Fasnacht und wolle das auch künftig tun. Nach dem offiziellen Teil feiern viele Narren im Foyer mit Barbetrieb und Musik weiter.