Verstörte Blicke und von Angst geplagtes Jaulen: Haustiere haben an Silvester oftmals einen eher traumatischen statt schönen Start ins neue Jahr. Unter dem Motto „Feuerwerk? Nicht bei uns! – Wir lieben Tiere“ kursiert derzeit ein Video in den sozialen Medien, in dem auf die negativen Auswirkungen von Feuerwerk hingewiesen wird: Lärm, Schmutz und die Stressbelastung für Haustiere und Wildtiere. Statt auf Böller setzen die Betreiber der Edeka-Märkte Sulger auf soziale Verantwortung und spenden 1000 Euro an das Tierheim Überlingen. Das erntet im sozialen Netzwerk Facebook bereits viel Zuspruch.

Aufmerksamkeit, die auch im Tierheim Überlingen ankommt. Voristzende Caroline Meer hat bereits drei Spenden von insgesamt 100 Euro mit den Hinweis „Spenden statt Böllern“ erhalten. „Es freut uns enorm und das ist schon ein Statement, wenn eine so große Firma auf einen Teil ihrer Einnahmen verzichtet.“

Aus Tierliebe und Naturbewusstsein haben die Betreiber zum zweiten Mal in Folge beschlossen, den Verkauf von Feuerwerk in ihren neun Filialen im Bodenseekreis, im Kreis Konstanz und Sigmaringen einzustellen. Das gilt entsprechend auch für Stockach. Und Pressesprecher Matthias Schopf berichtet von durchweg positiven Rückmeldungen. „Wir hatten mit geteiltem Echo gerechnet, aber 2023 gab es 99 Prozent positive Resonanz. In diesem Jahr hat sich noch niemand beschwert.“

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Bereits in den Vorjahren wurde der Verkauf von Feuerwerk zurückgefahren, wie Schopf anmerkt. Zum einen, weil die Verkaufszahlen rückläufig gewesen seien, aber vor allem, weil man die Unternehmenswerte wie Regionalität und Nachhaltigkeit nicht am letzten Tag des Jahres einfach über Bord werfen wollte. 2023 habe man dann den Entschluss gefasst, den Verkauf generell einzustellen.

Peter Hauk: Tiere an Silvester nicht alleine lassen

Das Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg weist auf seiner Internetseite darauf hin, dass Silvesterfeuerwerk für viele Haustiere Stress bedeutet. Minister Peter Hauk (CDU) empfiehlt, Tiere an Silvester nicht allein zu lassen und eine lärmgeschützte Umgebung zu schaffen. Auch Wildtiere können durch Feuerwerk in Panik geraten, was zu gefährlichen Situationen führen könne wie Verkehrsunfällen. Sein Appell ist somit eindeutig, kein Feuerwerk in der Nähe von Tieren zu zünden.

Außerdem sollte auch an den Müll gedacht werden. „Feuerwerk sollte nur dort gezündet werden, wo die Reste vollständig aufgesammelt und entsorgt werden können“, schreibt Hauk.

Geht Feuerwerk auch umweltfreundlicher?

Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) bemüht sich nach eigenen Angaben indes, Feuerwerkskörper umweltfreundlicher zu gestalten. Etwa 90 Prozent bestünden bereits aus Altpapier und Holz, wie in einer Pressemitteilung steht. Sicherheitsaspekte seien ebenfalls wichtig, und sensible Zonen wie Krankenhäuser sollten feuerwerksfrei bleiben.

An manchen Stellen in Stockach darf auch aus Brandschutz-Gründen nicht geböllert werden, das betrifft vor allem die historische Oberstadt. Verstöße können mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro geahndet werden.

Pyrotechniker: Feuerwerk ist noch immer sehr beliebt

Paolo Mezzullo unterstützt Böller-Verbotszonen in Innenstädten, aber generell auf Feuerwerk zu verzichten, ist für den Pyrotechniker aus Gottmadingen unvorstellbar. Schließlich gebe es das Feuerwerk schon seit sehr langer Zeit. „Alles zu reglementieren, das Jahrhunderte Tradition hat, finde ich nicht gut.“ Auch Mazzullo ist Haustierbesitzer und wisse, dass manche Tiere – wie auch Menschen – eben schreckhafter sind als andere. Zudem komme es auch auf den Tierhalter an. „Wenn die Mehrheit Feuerwerk feiert, wieso sollte es dann komplett verboten werden!“

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Auch an seinem Umsatz der ersten eineinhalb Verkaufstage meint er die anhaltende Beliebtheit für Böller und Co. ablesen zu können. Denn sein Umsatz sei in den ersten Tagen des Verkaufs bereits um 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Die Spenden für das Tierheim sollen laut Caroline Meer in die allgemeine Pflege investiert werden. Besonders für „drei Sorgekätzchen, die während der Feiertage intensiv versorgt werden mussten“.