Fragt man den Landwirt und Viehzüchter Hubert Schönenberger aus Windegg, wie es ihm gerade gehe, hat er nicht gleich eine Antwort parat. Viele Gefühle vermischen sich, wenn er an seine 29 Tiere denkt, die Ende Juli und Anfang August gestorben sind. Ein Katzenkadaver in einem der Silos, der dort unbemerkt zusammen mit abgemähtem Gras hineingelangt war, hatte das Futter der Tiere mit dem Nervengift Botulinumtoxin verunreinigt.
„Dieses Erlebnis kommt immer wieder hoch. Es braucht Zeit, das zu verarbeiten“, sagt er. Gemeinsam mit seinem Milchviehberater Hans-Joachim Häßler blickt er zurück auf die schicksalhaften Tage. Er ist dankbar für die überwältigende Solidarität und das Engagement von Berufskollegen, dem Helferkreis und vielen Spendern, die beitragen wollen, seine Existenz zu sichern.

Hans-Joachim Häßler erinnert sich: „Als ich das erste Mal hergefahren bin, wurde gerade Nummer 17 aus dem Stall gezogen. Ich war überrascht, dass Züchter- und Berufskollegen zum Helfen da waren. Das fand ich fast schon rührend.“ Sie hätten Hubert Schönenberger bei den geschwächten Tieren geholfen.
„Manche konnten nicht schlucken, die wurden durch eine Schlundsonde mit Wasser versorgt“, erklärt der Landwirt. Sie hätten die Tiere auf die Wiese gebracht und gehofft, dass sie es schaffen – bei einigen leider vergebens. Auch Tierarzt Martin Heim sei unermüdlich für die Tiere im Einsatz gewesen, betont Schönenberger dankbar.
Kollegen bauen Gras für neues Futter an
„Anfangs denkt man, man schafft es alleine, aber irgendwann nimmst du die angebotene Hilfe an“, sagt der Landwirt. Berufskollegen aus der Fütterungsgemeinschaft und andere Kollegen hätten sich sehr schnell organisiert und auf zehn Hektar seiner Flächen Welsches Weidelgras angebaut.
Diese Grasart besitzt ein sehr hohes Ertragspotential und einen sehr hohen Futterwert und soll ihm das Futter ersetzen, das seit Mai für die weitere Fütterung im Silo war. Hans-Joachim Häßler sagt, es habe nach der Saat gleich geregnet. „Jetzt brauchen wir wieder Regen, dann war die Geschichte ein Riesenerfolg.“

Parallel bildete sich ein Helferkreis – denn im Fall von Botulismus sind die Entschädigungen gering. So zahle die Tierseuchenkasse höchstens einmalig 15.000 Euro, heißt es vom Helferkreis. Eine Milchkuh koste aber 2500 bis 3500 Euro, unter Umständen auch deutlich mehr.
Vertreter der Landfrauen, des Zuchtvereins, des Bauernverbands, der Zuchtorganisation und der Produktionsberatung hatten daher auch Kontakt zum Landwirtschaftsamt, zum Veterinäramt, zur Stadt und zum Gewerbe. Andreas Deyer vom Bauernverband sei hier die treibende Kraft gewesen, sagt Hans-Joachim Häßler. Der Helferkreis richtete ein Spendenkonto ein, verschickte Pressemitteilungen informierte in sozialen Netzwerken.
Hilfe auch aus dem Allgäu, aus Österreich und Südtirol
Die Anteilnahme war gewaltig, so Häßler. Es kamen viele Mails und Hilfsangebote. Die beiden Söhne wurden zu einem Ausflug ins Tatzmania (früher Schwarzwaldpark) eingeladen, um ihnen ein paar unbeschwerte Stunden zu schenken.
Andere Helfer boten Kühe als Spende an, Futterangebote kamen sogar aus dem Allgäu. Auch gab es das Angebot, kostenlos den Mais zu häckseln.
Schönenberger ist dankbar für die große Unterstützung
Hubert Schönenberger ist froh über die große Unterstützung. Selbst Züchterkollegen aus Österreich und Südtirol haben seine Geschichte weiterverbreitet, Jungzüchter und die Landjugend haben sich gemeldet. „Und das Fußballspiel der FSG für Spendengelder war eine tolle Sache.“
Fast entschuldigend fügt er hinzu: „Wir konnten die Hilfe zum Teil noch nicht annehmen. Für unsere Tiere haben wir die Fütterung mit dem verunreinigten Futter natürlich sofort abgebrochen, sie haben Heu und Maissilage bekommen. Das war keine Futtergrundlage, um eine geschenkte Kuh adäquat zu füttern.“
Hans-Joachim Häßler ergänzt: „So ähnlich war es mit dem Futter. Bis auf wenige Ausnahmen mussten wir den Futterspendern leider sagen, wir müssen abwarten. Das betroffene Silo muss erst gereinigt und gestrichen werden.“
Den Großteil des Spendenaufkommens machten Geldspenden aus. Der Helferkreis hat überschlagen, dass die bisher eingegangenen Spenden etwa die Hälfte der voraussichtlichen Schadenssumme abdecken. Häßler macht klar: „Es sind ja nicht nur die reinen Tierverluste. Die Kälber der gestorbenen tragenden Kühe fehlen, Milchgeld entgeht – wir haben bis heute keine Milch geliefert – und ebenso Schlachtvieh-Einnahmen.“
„Es kann jeden erwischen“
Erst jetzt trauten sie sich, wieder Kühe einzustallen und suchten Tiere. Die überlebenden Kühe geben möglicherweise wieder Milch, wenn sie wieder gekalbt haben. „Erstmal werden nur zugekaufte Tiere den Tank füllen können“, sagt der Milchviehberater.
Die Solidarität unter den Landwirten ist beeindruckend. Hans-Joachim Häßler hat eine Erklärung dafür: „Das war ein Schicksalsschlag, den man als Berufskollege nie erleben will. Es kann jeden erwischen. Man überlegt: Was würde ich mir dann wünschen?“ Absolut verhindern könne man so einen Fall nämlich nicht, auch wenn die Landwirte mit großer Sensibilität auf Haare oder andere Hinweise von Tieren in der Silage achteten.