Zum Löschen von Bränden braucht es Wasser – das lernt bereits jedes Kind. Doch Wasser war zuletzt Mangelware. Bevor am Ende der vergangenen Woche Regenfälle Erlösung brachten, hat es zuletzt so gut wie nicht geregnet. Der Pegel in den Gewässern ist daher stark gesunken.

Noch dazu wurde die Natur ausgetrocknet, was wiederum zu einer erhöhten Brandgefahr geführt hat. Welche Auswirkungen hat das auf die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr? Kann diese auch nach langer Trockenheit noch zuverlässig löschen?

Das erste Wasser lagert in den Fahrzeugen

Uwe Hartmann, hauptamtlicher Kommandant der Feuerwehr Stockach, erklärt, woher das Löschwasser im Ernstfall kommt: So stamme es in den ersten Minuten eines Einsatzes aus den Wassertanks der Feuerwehrfahrzeuge. Diese seien aus diesem Grund auch immer gefüllt, denn im Ernstfall reicht die Zeit nicht aus, um extra noch Wasser zu tanken, so Hartmann.

Vorgeschrieben sei, dass auf diese Weise mindestens 1000 Liter vorhanden sein müssen. Und weil bei großen Bränden immer auch die Nachbargemeinde und bei besonders großen Notfällen auch die Abteilung Kernstadt mit alarmiert werde, stünden dann sogar mindestens 2000 Liter aus Fahrzeugtanks zur Verfügung.

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In Zukunft soll die Feuerwehr Stockach sogar noch mehr Wasser transportieren können. Denn wie der Kommandant berichtet, wurde ein Tanklöschfahrzeug bestellt. Dieses könne nach Norm mindestens 4000 Liter Wasser transportieren, die Feuerwehr hoffe aber, dass sogar mindestens 5000 vom Hersteller realisiert werden kann.

Wann genau das Fahrzeug geliefert wird, sei aber noch unklar. Die Lieferzeiten verlängern sich, weil zum Teil bestellte Teile eigentlich aus der Ukraine geliefert werden sollten. „Aber die Werke gibt es jetzt nicht mehr“, so Hartmann. Also musste Ersatz gefunden werden. „Wir gehen davon aus, dass das Fahrzeug im ersten Halbjahr des nächsten Jahres kommt. Aber das ist schwer abzuschätzen.“

Feuerwehr zapft Trinkwasserleitungen an

Allzu lange reicht das Wasser aus den Tanks aber im Ernstfall nicht. Uwe Hartmann rechnet vor: Als Anfang Juli ein Gebäude auf dem Aussiedlerhof Malezreute brannte, habe die Feuerwehr sehr sparsam gelöscht und trotzdem 400 Liter Wasser pro Minute verbraucht.

Aus diesem Grund baue die Feuerwehr parallel bereits eine Wasserversorgung aus dem nächstgelegenen Hydranten auf. Das Wasser werde dann aus den Trinkwasserleitungen entnommen. „Und das ist Segen und Fluch zugleich“, so Hartmann.

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Von Vorteil sei, dass das Wasser sehr sauber und überall verfügbar sei – vorausgesetzt, die Stadtwerke als Wassernetzbetreiber vermelden keine Einschränkungen, etwa aufgrund von Trockenheit. Der Nachteil sei allerdings, dass von den Stadtwerken mittlerweile mit Vorzug kleine Rohre verbaut würden. Dort sei die Fließgeschwindigkeit groß genug, sodass keine Keime wachsen können.

Allerdings könne die Feuerwehr eben auch keine großen Wassermengen auf einmal entnehmen. „Es ist unterschiedlich“, sagt Uwe Hartmann. „Wir haben Hydranten, die viel Wasser bringen, etwa im Industriegebiet Hardt, aber auch solche, die nicht so viel bringen, etwa im Neubaugebiet in Seelfingen.“

Unterirdische Tanks und offene Gewässer helfen

Zwar könnten solche Probleme umgangen werden, indem unterirdische Tanks verbaut werden, die viel Wasser speichern und aus denen die Feuerwehr dann große Mengen auf einmal entnehmen kann. So etwas gebe es etwa im Neubaugebiet in Hindelwangen. „Das ist eine sehr gute Lösung“, sagt der Kommandant. „Aber sehr aufwändig.“ Zudem müssten die Tanks auch gewartet werden.

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Reiche das Wasser aus den Hydranten nicht, entnehme die Feuerwehr daher ergänzend auch Wasser aus dem nächstgelegenen offenen Gewässer. Und dort macht sich Trockenheit durchaus bemerkbar. Mitte der vergangenen Woche führten die Winterspürer Aach und die Zizenhauser Aach vor den Regenfällen laut Hartmann gerade noch ausreichend Wasser, damit dieses von der Feuerwehr entnommen werden konnte.

Insbesondere in den äußeren Randbereichen von Hoppetenzell und Seelfingen war der Wasserstand kritisch. Und aus kleineren Bächen wie dem Mühlenbach in Raithaslach konnte die Feuerwehr damals gar kein Löschwasser mehr entnehmen.

Besonders kleine Zuflüsse sind dürreanfällig

Anders sah es nach der Stelle aus, an der sich die Flüsse in Stockach zusammenschließen. Dort sei bis zur Mündung in den Bodensee noch ausreichend Wasser zur Verfügung gewesen und sei es vermutlich auch bei weiter sinkendem Wasserstand gewesen. „Damit große Zuflüsse gar kein Wasser mehr haben, muss viel passieren“, so der Kommandant. Und nun bringt der Regen zumindest etwas Nachschub.

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Außerdem könne die Feuerwehr Wasser zumindest bis zu einem gewissen Pegel auch noch aufstauen, um es abpumpen zu können. „Der Nachteil ist, dass danach dann im Augenblick kein Wasser mehr fließt“, gibt Uwe Hartmann zu bedenken. Darunter leide das Ökosystem der Bäche und Flüsse. Dennoch gehe im Ernstfall die Sicherheit von Menschen, Tieren und Gebäuden vor.

Pendelverkehr hilft im Notfall

Ist eine Wasserentnahme aus Gewässern übrigens gar nicht mehr möglich oder liegen Flüsse, Bäche und Seen zu weit vom Brandort entfernt, gibt es noch eine weitere Lösung für die Feuerwehr: Dann könnte ein Pendelverkehr mit wassergefüllten Fahrzeugen eingerichtet werden. Das sei auch beim Brand in Malezreute geschehen. Allerdings sei die Löschwassermenge dann drastisch reduziert.

Und wie sieht es mit der Zusammenarbeit mit Landwirten aus? In anderen Orten liefern diese der Feuerwehr zum Teil Wasser, wenn es brennt. In Stockach dagegen gibt es eine solche Zusammenarbeit in der Regel noch nicht, sagt Uwe Hartmann. Aber: „In den Teilorten kennen die Kommandanten die Landwirte.“ Sollte sich die Problematik durch Trockenheit in Zukunft erhöhen, bestünde also schon Kontakt. Ebenfalls für Entlastung könnten bei zunehmender Trockenheit auch weitere unterirdische Wassertanks sowie Löschteiche sorgen, so der Kommandant.