Passend zum Schmotzigen Dunschtig, an dem kein Narrengericht stattfinden konnte, ging es abends in einem Vortrag von Ex-Narrengerichts-Kläger Thomas Warndorf um die Geschichte der Stockemer Fasnet. „Wir haben die Fasnacht leben lassen“, kommentierte Wolfgang Kramer, Vorsitzender des Hegau-Geschichtsvereins und Kreisarchivar am Schluss des digitalen Vortrags zum Thema „Das Stockacher Narrengericht – aus der närrischen Geschichte“.

Warndorf erweckte das Interesse von knapp 40 Besuchern. Diese saßen zwar alle brav daheim vor ihren Bildschirmen, waren teilweise jedoch närrisch verkleidet. Die Befürchtung der Konstanzer Narren, „die Fasnacht würde coronabedingt im Keim erstickt werden“, sei, so Kramer, unbegründet.

Drei wichtige Fragen

Warndorf hatte 2016 ein Buch über die Stockacher Fasnacht und Hans Kuony, den Erznarren der Stockacher Fasnacht, geschrieben. Er verbrachte viele Jahre damit, in Stadtarchiven im Hegau und der Schweiz zu forschen, um eine Antwort auf drei Fragen zu erhalten: Hat es die berühmte Schlacht am Morgarten im November 1315 wirklich gegeben? Was hat es mit dem Privileg auf sich, welches Hans Kuony von Herzog Leopold I. gewährt worden war? Und hat es den Narren Kuony tatsächlich gegeben?

Das könnte Sie auch interessieren

Fakt sei, laut Warndorf: Über Kuony gäbe es keine Fakten, dafür aber viele Mythen. Zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde Kuony 1415 im Gedicht „Der Ring“ von Heinrich Wittenwiler. Ein Stockacher Narrengericht fand laut Belegen nachweislich zum ersten Mal 1661 statt. Das Original der Schrift des Privilegs habe nie jemand gesehen – die Abschrift im Stadtarchiv stamme von 1743. Hierin wird Kuonys Vorname Hans genannt. Dieser sei allerdings nirgendwo belegt: „Vermutlich hat ein Chronist bei einer Abschrift nicht richtig lesen können“, erklärt hierzu Warndorf.

Recht, an Hans Kuony zu glauben

Und auch über die Schlacht am Morgarten gebe es keine sicheren Belege. Diese Schlacht, deren Existenz so vage sei, werde von den Schweizern dennoch als Mutter aller Schlachten gesehen und markiere den Beginn der Eidgenossenschaft. Und so schlussfolgert Thomas Warndorf: „Wenn so viele Schweizer daran glauben, dann haben die Stockacher allemal das Recht, zu glauben, dass es einen Hans Kuony gab.“