Eigentlich sollte man meinen, das Thema Fasnacht sei für dieses Jahr erledigt – mit Lätare ist Ende der vergangenen Woche das letzte Überbleibsel in der Stadt, der Narrenbaum, entfernt worden und es werden erst im nächsten Jahr wieder Hästräger durch die Straßen laufen. Aber so ganz lässt die Fasnacht die Stockacher noch nicht los: Im Mai dieses Jahres soll in beiden Etagen des Stadtmuseums eine Ausstellung eröffnet werden, die sich dem närrischen Brauchtum in der Stadt und den Teilorten widmen wird.
Sie soll bis Lätare des kommenden Jahres dauern, also bis zum 27. März 2022. Dass sie erst Monate nach der Fasnacht beginnt, hat laut Johannes Waldschütz, Leiter des Stockacher Stadtmuseums, auch mit Corona zu tun. Ursprünglich hätte im Mai nämlich eine Kunstausstellung beginnen sollen – doch die Erfahrungen hätten gezeigt, dass derartige Angebote ganz besonders viele Besucher anlocken.
„Das können wir unter Corona-Bedingungen darum nicht machen“, erklärt Waldschütz. Darum wurde schließlich der Termin mit der Fasnachtsausstellung, die eigentlich für 2022 geplant war, getauscht. „Aber dann war auch klar, auf Fasnacht schaffen wir das nicht.“ Schon bei einem Eröffnungstermin im Mai werde es nun sehr stressig, die nötigen Vorbereitungen zu treffen.

Die Grundkosten der Ausstellung übernimmt laut Johannes Waldschütz die Stadt Stockach. Für die digitale Umsetzung, also Medienstationen und einen Audio-Media-Guide gebe es zudem Fördergelder von der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) Bodensee. Die Summe liege im fünfstelligen Bereich. Zudem sei man in Verhandlungen mit Sponsoren.
Es soll eine Menge zu sehen geben
Konkret geplant ist eine vielseitige Ausstellung, bei der man laut Johannes Waldschütz „nicht nur Puppen in Fasnachtskostümen gegenübersteht“. Eine derartige Präsentation der Häser sei zwar auch geplant. Aber vor allem solle sowohl Einheimischen als auch Touristen etwa die Tradition des Narrengerichts mit seinem geschichtlichen Hintergrund sowie die Entstehung und Entwicklung der Fasnacht in Stockach und den Ortsteilen näher gebracht werden. „Wir werden da ganz tief in die Geschichte zurück gehen“, verspricht Waldschütz.

Möglich sei das anhand von alten Dokumenten, etwa Chroniken und Narrenbüchern. Und auch Fotografien sowie Filme und närrisches Handwerkszeug sollen gezeigt werden. Auch die bunten Glasfenster der ehemaligen Gaststätte „Hans Kuony“, in dessen Gebäude sich nun die SÜDKURIER-Lokalredaktion befindet, sind als Ausstellungsstücke vorgesehen. „Es gibt eine Menge zu sehen“, so Johannes Waldschütz. „Auch Sachen, die bisher noch nicht gezeigt worden sind.“
Zusammenarbeit mit den Narren
Um die Ausstellung auf die Beine zu stellen, arbeitet der Museumsleiter unter anderem mit den Gliederungen des Stockacher Narrengerichts, den Zünften der Ortsteile und dem Fasnachtsmuseum Langenstein zusammen. Die Hänsele etwa hätten Saubloder vorbeigebracht und mit den Alt-Stockacherinnen habe er sich deren Radhauben genauer angeschaut. Von Langenstein übernehme man zum Teil Technik zur digitalen Realisierung und passe sie auf das Stadtmuseum an.

Denn die Fasnachtsausstellung soll mit allen Sinnen erlebbar sein – dafür soll es etwa Hörproben des Narrenmarsches oder aus den Gerichtsverhandlungen geben, zudem sollen an Medienstationen digitale Fotoalben durchgeblättert werden können und ein Audioguide könnte Fasnachtsmusik spielen. Damit es auch etwas für die Augen gibt, wird die Ausstellung laut Waldschütz „auch in fasnächtlicher Optik daher kommen“. Vorgesehen seien etwa Girlanden aus Fasnachtsbändeln und ein echter Narrenbaum. „Die Fasnacht ist eine lebendige Sache“, so Waldschütz. Eben diese Lebendigkeit solle auch im Museum zu spüren sein.
Aufwändige Vorbereitungen in kurzer Zeit
Bis es soweit ist, hat Johannes Waldschütz aber noch alle Hände voll zu tun, es müssen etwa Ausstellungsstücke zusammengetragen, deren Präsentation in den Räumlichkeiten festgelegt und erklärende Texte verfasst werden. „Es macht sehr viel Spaß, aber es hält mich ganz schön auf Trab“, sagt der Museumsleiter. Seit November des vergangenen Jahres läuft die Planung bereits.
Nach aktuellem Stand soll die Ausstellung am 14. Mai eröffnet werden, allerdings sei das natürlich auch von den Entwicklungen der Corona-Krise abhängig. Möglicherweise müsse die Eröffnung verschoben werden, vielleicht sei auch nur ein Einlass nach einer Terminvereinbarung möglich. „Wir bereiten uns auf alle Eventualitäten vor“, erklärt Waldschütz. Das Museum verfüge auch über eine Klimaanlage, die für Frischluft sorge, zudem habe man etwa bei Desinfektionsmitteln aufgerüstet und im Herbst seien im Rahmen des Hilfsprogramms „Neustart Kultur“ elektrische Türen installiert worden, deren Bedienung kontaktlos funktioniert.
„Ich freue mich, wenn wir wieder öffnen können“, sagt Johannes Waldschütz – betont aber: „Ich halte nichts davon, das um jeden Preis zu tun.“ Sondern dann, wenn die Corona-Entwicklung es sicher zulasse.