Markus Demmer hat alle Hände voll zu tun. Er ist der Vorsitzende der Freien Wählervereinigung in Stockach und auf der Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten, die bereit sind, sich bei der Kommunalwahl am 9. Juni für ein Amt in der lokalen Politik aufstellen zu lassen – also im Gemeinderat, den Ortschaftsräten oder dem Kreistag. Das ist in vielen Fällen gar nicht so einfach, bestätigen auch die Vertreter der anderen Parteien in Stockach.
„Es ist wahrscheinlich jedes Mal aufs Neue eine gewisse Herausforderung, eine ansprechende Liste für die Kommunalwahlen aufzustellen. Mein Eindruck ist, dass bei vielen potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten das grundsätzliche Interesse an der Kommunalpolitik vorhanden ist. Je konkreter die Gespräche dann werden, desto schwieriger wird es aber an der einen oder anderen Stelle“, berichtet zum Beispiel Christoph Stetter, der Vorsitzende der Stockacher CDU.
Aus diesen Gründen wollen viele nicht kandidieren
Viele seien beruflich oder im Ehrenamt schon stark eingebunden. Andere möchten aus familiären Gründen nicht kandidieren, scheuen den öffentlichen Auftritt oder den zeitlichen Aufwand, erklärt er. Ganz vollständig sei die CDU-Liste für die Wahl noch nicht, aber man sei inzwischen auf einem guten Weg. Auch bei den Freien Wählern sind derzeit noch einige Listenplätze frei. Insbesondere für den Gemeinderat. „Wir haben gemerkt, dass die Bereitschaft, für einen Ortschaftsrat zu kandidieren, höher ist, als für den Gemeinderat der Kernstadt“, sagt Demmer. Viele, mit denen er gesprochen habe, hätten die Sorge, dass dort der Aufwand höher sei und es politischer werde.

Bei den Grünen sieht die Lage gut aus, berichtet deren Fraktionsvorsitzender aus dem Stockacher Gemeinderat, Karl-Hermann Rist. „Trotz schwierigem Umfeld durch die bundespolitische Lage war es nicht wirklich schwieriger als noch vor fünf Jahren“, sagt er mit Blick auf die Kandidatensuche.
Seit einem dreiviertel Jahr auf der Suche
Für die SPD sei es dieses Mal sehr schwer gewesen, die Liste gefüllt zu bekommen. „Mittlerweile sieht es aber schon besser aus als noch vor einigen Wochen“, sagt Klaus Delisle, Vorsitzender der Stockacher Sozialdemokraten. Er sei schon seit Mai vergangenen Jahres auf der Suche nach potenziellen Kandidaten, berichtet er.
Was manch einen potenziellen Kandidaten abschreckt, das wird aus vielen Gesprächen deutlich, sei der Arbeitsaufwand, der mit dem Ehrenamt einhergehe. Wie hoch dieser im Gemeinderat tatsächlich ausfalle, sei aber nur schwer zu sagen, berichtet FDP-Stadträtin Julia Zülke. „In der Regel findet alle zwei Wochen eine Gemeinderatssitzung statt und dann kommt es noch darauf an, ob man im Planungsausschuss oder Hauptausschuss mit beiwohnt. Die Termine sind immer abends. Es kommen auch Einladungen verschiedener Art hinzu, an denen man teilnehmen kann“, so Zülke. Einen allgemeingültigen zeitlichen Rahmen abzustecken, sei deshalb schwierig.
Das bestätigt auch Christoph Stetter. „Vermutlich investiert jede Gemeinderätin und jeder Gemeinderat unterschiedlich viel Zeit und Engagement in die Sitzungsvorbereitung und die Wahrnehmung von Veranstaltungen außerhalb der regulären Sitzungstermine. Ich persönlich habe noch nie Buch geführt“, sagt er. Und trotz des Aufwands sind sich alle einig, dass es eine schöne Aufgabe ist, im Gemeinderat engagiert zu sein.

Das Amt hat auch schöne Seiten
„Die Mitgestaltung bei der kommunalen Politik ist interessant. Die Motivation, mit Familie und Job im Hintergrund ist manchmal sehr anstrengend, aber machbar und ich sage immer, nicht nur meckern und schimpfen, sondern mit anpacken, um ein noch schöneres Stockach zu werden. Denn auf der Ebene Kommunalpolitik kann man wirklich was erreichen und umsetzen“, so Julia Zülke.

Karl-Hermann Rist schätzt besonders die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit den anderen Gemeinderatsmitgliedern, über die parteilichen Zugehörigkeiten hinweg. „Die gemeinsamen Fahrten und Aktivitäten im Rahmen der Besuche bei unseren Partnerstädten haben mir auch immer große Freude gemacht“, fügt er hinzu. Für Markus Demmer ist zudem jetzt der perfekte Zeitpunkt für einen Einstieg in den Gemeinderat. „Wir haben eine neue Bürgermeisterin und es zeichnen sich auch schon einige Wechsel im Gemeinderat ab. Eine neue Generation beginnt“, sagt er.

Was Interessierte tun können
Wer Interesse am Engagement im Gemeinderat habe, könne sich aktuell noch bei Demmer melden. „Am besten per E-Mail an demmer-freie-waehler@gmx.de“, erklärt er. Die Freien Wähler seien ihm zufolge insbesondere für Menschen interessant, die sich nicht an eine bestimmte Partei binden wollen. „Wir sind in Stockach ein Verein, der dazu existiert, eine Bewerberliste für den Gemeinderat aufzustellen“, erklärt er. Klaus Delisle betont indes, dass auch eine Aufstellung auf der SPD-Liste nicht bedeute, dass man auch zwingend in die Partei eintreten müsse. „Wir haben auch parteilose Kandidaten auf der Liste, die einfach nur mit der SPD sympathisieren“, erklärt er.
Aktuell fehlen der SPD besonders in der Ortsteilen Wahlwies, Zitzenhausen, Mahlspüren im Hegau und Raithaslach noch Kandidaten. „Wir freuen uns, wenn sich noch Leute bei uns melden“, sagt Delisle. Gerne können ihn Interessierte telefonisch unter 07771 4585 kontaktieren.
Auch bei der FDP laufe die Kandidatensuche noch „Wir sind immer auf der Suche nach interessierten Bürgern, die sich unserer Partei anschließen möchten“, erklärt Julia Zülke. Wer sich für die FDP kommunalpolitisch engagieren möchte, kann sie unter julia.zuelke@fdp-stockach.de kontaktieren. Noch bis zum 28. März haben die Parteien Zeit, ihre Listen zu füllen, spätestens dann müssen sie bei der Stadtverwaltung eingereicht werden.