Gibt es eine Zukunft für die Stockacher Kleingärtner? Diese Frage wurde im Zusammenhang mit den Planungen für den Aachpark schon des Öfteren formuliert. Denn an ihrem jetzigen Standort hat die Anlage keine Zukunft. „Für die Planung des Aachparks müssen die bestehenden Kleingärten im Osterholz weichen“, heißt es in den Sitzungsunterlagen zur jüngsten Gemeinderatssitzung.

Das bestätigt auch Jörg Löken im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Er ist einer der Gärtner, die am Osterholz eine Parzelle von der Stadt gepachtet haben. „Zum 31.12. endet mein Pachtvertrag. Bis spätestens Mitte Januar muss ich meine Parzelle räumen und alles abreißen“, sagt er und fügt hinzu: „Schade! Das macht mich wirklich traurig.“

Rente im Garten genießen fällt aus

15 Jahre lang hat Jörg Löken in seinem rund 150 Quadratmeter großen Garten Gemüse angepflanzt oder einfach die Ruhe an der Sitzgruppe vor seinem Gartenhäuschen genossen, nachdem er mit seinem Hund am Eisweiher spazieren war. Vor nicht allzu langer Zeit habe er entlang des Zaunes einen Blühstreifen für die Bienen angelegt, erzählt er.

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„Ich hatte gedacht, ich könnte hier meine Rente genießen, aber mit meinen 65 Jahren werde ich den Garten aufgeben und nicht umziehen, auch wenn die Stadt uns eine andere Fläche anbieten sollte“, sagt Löken. Viele der anderen Gartenpächter hoffen indes noch auf eine Alternativfläche. „Insbesondere die jüngeren“, so Löken.

Die Nachfrage nach Kleingärten ist da

Dass die Nachfrage nach einem alternativen Standort für Kleingärten da ist, das ist auch der Stadtverwaltung bewusst, wie Bürgermeister Rainer Stolz in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats erklärte. Es gebe sogar Interessenten, die bislang noch keinen eigenen Kleingarten besitzen.

Das Problem sind allerdings die vorhandenen Flächen, die hierfür in Betracht kommen. Es seien verschiedene Areale untersucht worden, jedoch sei eine neue Kleingartenanlage auf den meisten davon nicht umsetzbar. Häufigster Grund laut Bürgermeister Stolz: Hochwassergefahr.

Entlang der Mahlspürer Aach verlaufen die Stockacher Kleingärten. In diesem Bereich soll in den kommenden Jahren der Aachpark entstehen.
Entlang der Mahlspürer Aach verlaufen die Stockacher Kleingärten. In diesem Bereich soll in den kommenden Jahren der Aachpark entstehen. | Bild: Dominique Hahn

Nur ein Grundstück in der engeren Wahl

In Betracht kommt somit lediglich eine Fläche im Bereich Buchbühl des Ortsteils Hindelwangen. Die Fläche befindet sich in der Verlängerung des Wohngebiets entlang der Straßen am Eichbühl und am Sandbühl. „In der Verlängerung dieses Wohngebiets wird es in Zukunft zumindest sicherlich keine Wohnbebauung geben“, so Bürgermeister Rainer Stolz. Auch sei diese Fläche nicht hochwassergefährdet.

Im Ortschaftsrat scheint die Vorstellung, dass dort eine Kleingartenanlage entstehen könnte, indes auf wenig Gegenliebe zu stoßen, wie die Wortmeldung von Ortsvorsteher und Gemeinderatsmitglied Wolf-Dieter Karle (FWV) vermuten lässt. „Es handelt sich dabei um ein sehr hängiges Gelände. Wasser gibt es dort oben auch nicht viel und wir sollten bedenken, dass die Kaltluftschneise, die in diesem Bereich verläuft, wichtig für die Belüftung der Stadt ist“, so Karle.

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Für den Hindelwanger Ortsvorsteher wäre ein flacheres Gelände in der Nähe eines Bachlaufes geeigneter als alternativer Standort für die Kleingartenanlage. Stolz betonte daraufhin nochmals, dass ein Gelände in der Nähe eines Gewässers aufgrund einer möglichen Hochwasserproblematik nicht in Betracht kommen könne.

„Wir haben einige Alternativen geprüft. Jede hat irgendeinen großen Malus. Bei der Fläche im Buchbül ist der einzige Malus die Hängigkeit“, erklärte der Rathauschef und wies darauf hin, dass das besagte Gelände sogar bereits im Besitz der Stadt ist.

Gemeinderat will Bebauungsplanverfahren starten

Vor diesem Hintergrund votierte der Gemeinderat einstimmig dafür, ein Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplanes für eine mögliche Kleingartenanlage in diesem Bereich anzustoßen. Ob das Ganze dann am Ende auch realisiert wird, werde man ohnehin noch sehen. Zunächst gehe es darum, das Verfahren einzuleiten, machte Stolz im Gemeinderat deutlich.

In diesem Zusammenhang erklärte er auch, dass man sich im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens Gedanken darüber machen müsse, wie viel Bebauung man in den neuen Kleingärten zulassen wolle. Als Beispiel nannte er eine Kleingartenanlage in der Stockacher Partnerstadt La Roche, auf der es in den Parzellen keine eigenen Gartenhäuser gebe, sondern nur ein zentrales Lagergebäude, welches alle Kleingärtner gemeinsam nutzen.

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Wie es jetzt weiter geht

Der Stockacher Kleingärtner Jörg Löken hält von einem solchen Vorstoß, eigene Gartenhütten zu verbieten, nicht viel. „Das ist doch gerade das Schöne, dass man sich auch mal unters Dach setzen kann, wenn Regen kommt“, sagt er. Für ihn und die anderen Kleingärtner steht nun aber ohnehin erstmal der Rückbau ihrer Gärten an.

Sein Gewächshaus, in dem er sonst immer Gurken, Tomaten und Paprika gezogen hat, ist bereits abgerissen. „Mir haben die Tränen in den Augen gestanden, als ich das abgerissen habe“, gesteht der 65-Jährige, für den der Rückbau seines Gartens eine echte Mammutaufgabe wird. „Auch die Bäume auf dem Grundstück müssen weg. Das ist mir unbegreiflich“, sagt er. Ärgern würde ihn indes, wenn am Ende doch nichts aus den Planungen für den Aachpark werden sollte und die Gärten umsonst weichen müssten. „Wenn hier jetzt nichts passiert, dann wäre ich echt sauer“, sagt er.