Mit jeder Menge Anregungen von Bürgern und Räten verließen André Penati, Projektleiter Bodensee-Gürtelbahn, und Dirk Krumpietz, Leiter der Organisationseinheit Hochrheinbahn bei DB-Netze, Stockach nach zwei Sitzungen an zwei aufeinanderfolgenden Abenden. Sie stellten die Pläne für den Gleisausbau und die Elektrifizierung der Bodensee-Gürtelbahn sowie einen neuen Bahnhaltepunkt in Espasingen vor – sowohl im Planungsausschuss als auch im Ortschaftsrat Espasingen. In Espasingen hatten sie ein recht großes Publikum, da viele Einwohner sich für das Thema interessierten. Sie mussten viele Fragen beantworten.

Penati betonte zum Planungsstand: „Was wir hier zeigen, ist nicht in Stein gemeißelt.“ Es gehe darum, Stimmen aufzunehmen und die Planung voranzubringen.

Haltepunkt für Espasingen an den Ortseingang?

Espasingen soll wieder einen Bahnhaltepunkt bekommen, wie schon vor einigen Monaten bekannt geworden ist. Dort gibt es zwar noch das alte, stillgelegte Bahnhofsgebäude, doch das wird nicht reaktiviert. Krumpietz stellte eine Skizze für einen neuen Bahnsteig mit Haltepunkt neben dem Gebäude vor, hatte aber auch eine Variante für einen Haltepunkt am Orteingang beim Bahnübergang an der B34 dabei. Letzteres sei der favorisierte Standort der Stadt, betonte Bürgermeister Rainer Stolz im Planungsausschuss.

Aus dieser Perspektive auf dem Grünstreifen hinter der Schranke könnte ein Bahnhalt am Ortseingang von Espasingen entstehen. (Archivbild)
Aus dieser Perspektive auf dem Grünstreifen hinter der Schranke könnte ein Bahnhalt am Ortseingang von Espasingen entstehen. (Archivbild) | Bild: Löffler, Ramona

Der Bahnsteig soll analog zum Ausbau der anderen Bahnsteige auf der Bodensee-Gürtelbahn eine Länge von 155 Metern und eine Höhe von 55 Zentimeter haben, über barrierefreie Zugänge verfügen und eine moderne Bahnsteigausstattung mit Wartehäuschen erhalten.

Was mit den Unterführungen und Tunnel passiert

Auf insgesamt 20 Kilometern soll die Bodensee-Gürtelbahn zweigleisig ausgebaut werden. Ein Teil davon liegt auf Stockacher Gemarkung und zwischen Stahringen und Wahlwies sollen zwei schmale Unterführungen neu gebaut werden.

Die Unterführung am Flugplatz Stahringen wird stark vom landwirtschaftlichen Verkehr genutzt. Sie ist derzeit 2,70 Meter hoch und soll im Zuge des Neubaus aufgeweitet werden, um eine Durchfahrtshöhe von 4,50 Metern zu bieten. Dadurch sollen auch die größer werdenden landwirtschaftlichen Fahrzeugen mehr Raum bekommen. Die Anregung hierzu kam aus dem Stadtbauamt. Konkret bedeutet dies, dass die Straße in diesem Bereich abgesenkt werden müsste. „Wenn die Stadt das möchte, muss sie sich allerdings an den Kosten dafür beteiligen“, erklärte André Penati.

Am Ortsausgang von Espasingen könnte ein neuer Bahnhaltepunkt entstehen.
Am Ortsausgang von Espasingen könnte ein neuer Bahnhaltepunkt entstehen. | Bild: SK

Die andere Unterführung liegt an der Espasinger Straße zwischen Wahlwies und dem Mooshof. Hier könne man sich Gedanken machen, ob diese Unterführung einfach geschlossen werden könne. Damit könnten erhebliche Kosten eingespart werden, so Penati. Er verwies darauf, dass der motorisierte Verkehr dadurch nur einen kleinen Umweg über den nahegelegenen Bahnübergang nehmen müsste.

Grünen-Rat Karl-Hermann Rist, Betriebsleiter des Erlenhofs beim Pestalozzi Kinderdorf, bestätigte, dass die Unterführung für den landwirtschaftlichen Verkehr kaum von Bedeutung ist. „Wir sind in diesem Gebiet relativ viel unterwegs und nutzen diese Unterführung jetzt schon nicht. Für Fahrradfahrer und Fußgänger ist sie jedoch eine wichtige Verbindung und sollte daher in der aktuellen Größe erhalten werden“, so Rist. Dies betonten auch Rainer Stolz und Rat Roland Fiedler (Freie Wähler).

Der Brandbühltunnel zwischen Stahringen und Radolfzell müsse ebenfalls aufgeweitet werden. Das könne im laufenden Betrieb mit einer speziellen Fräsmaschine mit einem Tunnel-in-Tunnel-Verfahren gemacht werden, so Krumpietz. Auf eine Bürgerfrage erklärte Penati, der Tunnel sei nur 250 Meter lang, weshalb keine zwei Röhren mit Querungen notwendig seien. Im Notfall komme man auch so schnell raus und es gebe Rettungswege.

Sie beantworten Fragen der Einwohner (von links): der Espasinger Ortsvorsteher Andreas Bernhart, Dirk Krumpietz, Leiter der ...
Sie beantworten Fragen der Einwohner (von links): der Espasinger Ortsvorsteher Andreas Bernhart, Dirk Krumpietz, Leiter der Organisationseinheit Hochrheinbahn bei DB-Netze, und André Penati, Projektleiter Bodensee-Gürtelbahn. | Bild: Löffler, Ramona

Die Reaktionen und Fragen der Bürger

Fragen der Einwohner bezogen sich zum Teil auf das Gesamtprojekt und zum Teil auf Espasingen selbst. Eine Sorge war, ob landwirtschaftliche Flächen für den zweigleisigen Ausbau gebraucht werden oder ob die Bahn genug eigene Flächen entlang der Strecke hat. „Wir haben Grundstücke, auf denen wir bleiben wollen, aber es kann passieren, dass Privatflächen tangiert werden“, sagte Penati.

Rund 40 Einwohner sind im Ortschaftsrat, als es um einen neuen Bahnhalt für Espasingen geht.
Rund 40 Einwohner sind im Ortschaftsrat, als es um einen neuen Bahnhalt für Espasingen geht. | Bild: Löffler, Ramona

Eine kritische Stimme aus dem Publikum fragte, ob die Bahn nicht 50 Jahre zu spät mit der Elektrifizierung dran sei und nicht lieber gleich auf einen Wasserstoffzug setzen sollte. Dies artete in eine kleine Diskussion aus. Krumpitz gab dem Fragesteller einerseits Recht, wies aber andererseits auch darauf hin, dass Wasserstofftechnologie noch nicht sehr erprobt sei. Die Technik sei noch nicht reif.

Und die Finanzierung? Auf diese Frage antwortete Krumpietz, der Bund werde 75 bis 90 Prozent über das Gemeindeverkehrswegefinanzierungsgesetz tragen. Andreas Bernhard ergänzte, den Rest würden die Landkreise und das Land Baden-Württemberg übernehmen.

Ortsumfahrung kommt auch zur Sprache

Schließlich kamen auch Fragen zur seit Jahrzehnten ersehnten Ortsumfahrung von Espasingen und der damit verbundene Entfernung des Bahnübergangs an der B34 auf. Da sich dies mit Elektrifizierung und Gleisausbau zu vermischen begann, stellte Krumpietz klar, dass es sich um getrennte Projekte handle. Andreas Bernhart betonte zudem nach einer kritischen Bemerkung, dass die Entfernung des B34-Bahnübergangs die elementare Voraussetzung für die Ortsumfahrung und die Fördermittel sei. Das Verfahren läuft unter dem offiziellen Namen „Beseitigen des schienengleichen Bahnübergangs“.

Und könnte der Bahnhalt schon früher als erst in zehn Jahren kommen? Krumpitz konnte den Bürgern bei diesem Wunsch keine Hoffnung machen, da es ein Teil des Gesamtprojekts sei. Als Einzelprojekt würde es weniger Geld erhalten und dann im Gesamtpaket für die dortige Förderung fehlen.

Zwischen zwei Obsthallen liegt in Espasingen beim Ortsausgang Richtung Ludwigshafen ein kleiner Bahnübergang. Er wird bestehen bleiben ...
Zwischen zwei Obsthallen liegt in Espasingen beim Ortsausgang Richtung Ludwigshafen ein kleiner Bahnübergang. Er wird bestehen bleiben und stünde zur Verfügung, wenn der Übergang an der B34 einiges Tages aufgrund der Ortsumfahrung wegfällt. (Archivbild) | Bild: Löffler, Ramona

Wie es nun weitergeht

Andreas Bernhart setzte die Bahnvertreter zum Stand der Pläne für die Ortsumfahrung ins Bild, damit sich die Bahn wegen des Bahnübergangs an der B34 mit der Neubauleitung Singen des Regierungspräsidiums in Verbindung setzen kann. Das Planfeststellungsverfahren sei kurz vor dem Ende, aber eine Zählung von Tierarten finde noch statt. „Wir sehen Licht am Ende des Tunnels“, so Bernhart.