In den vergangenen Tagen tauchten in Stockach an mehreren Straßenlaternen Aufkleber mit Judensternen und dem Zusatz „ungeimpft“ auf. Diese waren etwa im Bereich der Evangelischen Kirche gut sichtbar in Augenhöhe angebracht. Wie Bürgermeister Rainer Stolz auf Nachfrage des SÜDKURIER mitteilt, seien einige schon von aufmerksamen Stockacher Bürgern beseitigt worden. „Dafür herzlichen Dank“, so Stolz.
Symbol stammt aus der Zeit des Nationalsozialismus
Ihm zufolge konnten bei der Nachschau mit der Polizei jedoch nur noch zwei dieser Aufkleber festgestellt werden. Die Kriminalpolizei Rottweil hat aus diesem Grund Ermittlungen aufgenommen, teilt das Polizeipräsidium Konstanz mit. Konkret liegt für die Beamten dabei der Verdacht der strafbaren Volksverhetzung vor. Bei den Judensternen handelt es sich um ein Symbol, dass Juden in der Zeit des Nationalsozialismus als Aufnäher auf ihrer Kleidung tragen mussten, um für alle sichtbar als Jude gekennzeichnet zu sein.
In jüngster Zeit sind solche Symbole oftmals bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen zu sehen, wobei sie durch den Schriftzug „ungeimpft“ ergänzt werden. Einige Justizbehörden sehen darin eine Verharmlosung der Judenverfolgung und des Holocausts und stufen die Verwendung dieser Symbolik deshalb als Volksverhetzung ein. Ob die Aufkleber, die in Stockach aufgetaucht sind, in Zusammenhang mit einer der Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen stehen ist indes unklar.
In dem Schreiben aus dem Polizeipräsidium Konstanz heißt es: „Personen, die Hinweise auf den Verteiler der Aufkleber geben können, werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei Rottweil unter (07 41) 47 70 oder beim Polizeirevier Stockach unter (0 77 71) 93 91-0 zu melden.“ Wann genau die Aufkleber angebracht wurden, sei nicht bekannt, schreibt, Katrin Rosenthal von der Stabsbereich Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums Konstanz auf Nachfrage des SÜDKURIER. Nach derzeitigem Stand habe dieser Vorfall keine Auswirkungen auf die kommenden Corona-Demos in Stockach, so Rosenthal weiter.
Schriftzug wirft Fragen auf
Für Irritation sorgt auch immer noch ein Schriftzug mit dem Wortlaut „Maske auf“ – „Nazis Raus“, der seit dem Wochenende in der Hauptstraße entgegen der Fahrtrichtung aufgemalt ist. Augenscheinlich handelt es sich dabei um Markierungsspray oder eine andere Art von Sprühfarbe. Die Gruppe, die am Sonntag eine Gegendemonstration zu den Corona-Maßnahmenkritikern organisiert hat, will für den Schriftzug nicht verantwortlich sein. Auch die Stadtverwaltung habe bislang keine näheren Erkenntnisse dazu von wem der Schriftzug stammt. „Wir gehen davon aus, dass die Farbe bald abgewaschen sein wird. Eine Anzeige ist hierzu bislang nicht erfolgt“, erklärt Bürgermeister Stolz.