Wo beim berühmten Kunstauktionshaus Sotheby‘s Werke in Millionenhöhe den Besitzer wechseln, geht es bei der Firma R.Moll im Industriegebiet Hardt etwas bescheidener zu. Bei der jüngsten Versteigerung standen am Wochenende 306 Artikel im Bieterkatalog. Manche Artikel lagen bei einem Startgebot von 10 Euro, sodass auch kleines Geld reichte, um hier zum Erfolg zu kommen. Jede Person ab 18 Jahren konnte sich anmelden, erhielt eine Bieterkarte und durfte mitsteigern.

Neben 23 Autos standen zwei Lastkraftwagen, zehn Krafträder, vier Anhänger und 25 Fahrräder bereit. Ferner gab es diverse Elektrogeräte, Musikinstrumente, Werkzeug und Zubehör. Die Interessenten kamen aus Stockach und Umgebung, aber auch aus Sigmaringen, Ravensburg oder Stuttgart.

Wer bieten wollte, hob sichtbar seine Bieterkarte in die Luft. Zuerst wurden die Fahrzeuge versteigert. Für die Autos, Lastwagen und ...
Wer bieten wollte, hob sichtbar seine Bieterkarte in die Luft. Zuerst wurden die Fahrzeuge versteigert. Für die Autos, Lastwagen und Kraftfahrräder interessierten sich die meisten Bieter. | Bild: Claudia Ladwig

Gleich zu Beginn drängten viele Menschen in die Versteigerungshalle. Weitere Stühle wurden gebracht, einige Besucher mussten trotzdem stehen. Das Interesse war diesmal besonders groß, was auch die Zahl der Bieter zeigte: 110 waren es bis zum Mittag, einige kamen später noch dazu. Rolf Moll und Kathrin Reuther wechselten sich als Auktionatoren ab. Lisa Reuther dokumentierte die Ergebnisse auf Papier und Sigrid Bohl erfasste die Daten elektronisch.

Bieter-Duelle bei den Fahrzeugen

Zuerst wurden die Autos versteigert. Überwiegend Männer verfolgten die Aufrufe konzentriert. Oft boten zwei gegeneinander. Für manche Artikel lagen auch schriftliche Gebote vor, die bis zwei Stunden vor der Auktion abgegeben werden konnten. Diese nannte Rolf Moll, um die Anwesenden zum Bieten zu animieren. „Noch einen Schluck, dann bleibt er hier“, ermunterte er bei einem Unfallwagen, der dann für 110 Euro den Besitzer wechselte.

In der Besichtigungshalle standen diverse Versteigerungsartikel zur Ansicht bereit. Viele potenzielle Bieter informierten sich am Vortag ...
In der Besichtigungshalle standen diverse Versteigerungsartikel zur Ansicht bereit. Viele potenzielle Bieter informierten sich am Vortag oder am Morgen über das Angebot. | Bild: Claudia Ladwig

Ein paar Blumenkästen zum Kastenwagen

Zwei Jaguar Baujahr 2000 gingen für lediglich 200 Euro an einen Bieter. Endlich sei er die beiden los, seufzte Moll erleichtert. Auch einen Renault Kastenwagen brachte er an den Mann, für 300 Euro versprach er ihm noch fünf Blumenkästen dazu.

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Als es an die Versteigerung der Fahrräder ging, lichteten sich die Reihen etwas. Viele Gäste warteten auf bestimmte Artikel. Etwa eine Frau, die für ihren Mann Werkzeug ersteigern sollte, oder ein Besucher, der auf eine Motorsäge hoffte. Ein Händler, der sich vorab genau überlegt hatte, welche Artikel er weiterverkaufen kann, harrte lange aus.

Im Außenbereich standen die zu versteigernden Fahrzeuge aufgereiht zur Besichtigung bereit.
Im Außenbereich standen die zu versteigernden Fahrzeuge aufgereiht zur Besichtigung bereit. | Bild: Claudia Ladwig

Zeitgleich holte ein junges Paar aus Stockach seinen ersteigerten Roller ab. Es sei einiges daran zu machen, erkannten sie. Das Angebot eines Mannes, ihnen den Roller für 20 Euro mehr als sie gezahlt hatten, abzukaufen, lehnten sie aber lachend ab.

Artikel kommen aus Asservatenkammern der Polizei

Heike Moll ist Prokuristin des Unternehmens und berichtete auf SÜDKURIER-Nachfrage von den Arbeiten im Vorfeld der Versteigerung. Am Vortag würden die zu versteigernden Gegenstände angeliefert. Diese stammten von den Verwahrplätzen und Asservatenkammern der Behörden. Sie erklärte: „Wir haben Kommissionsverträge mit diversen Polizeipräsidien, Staatsanwaltschaften, der Bundespolizei und verschiedenen Stadtverwaltungen, in deren Namen wir versteigern.“

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Die Versteigerungs-Artikel würden in der Besichtigungshalle und im Außenbereich aufgestellt, damit die Bieter sich vorab über das Angebot informieren und alles in Augenschein nehmen könnten. Sie hatte auch beeindruckende Zahlen parat: Bei fünf Versteigerungen seien insgesamt 331 verschiedene Bieter vor Ort dabei gewesen. Den Newsletter, der auf die kommende Versteigerung hinweist, hätten sogar über 1000 Personen abonniert.

Fachleute bestimmen Startwert eines Artikels

Die Ausrufe (Startbeträge) bei den Fahrzeugen werden von den Kfz-Mechatronikern und einem Kfz-Meister aus den eigenen Reihen ermittelt. Heike Moll sagte: „Zusätzlich zu deren Einschätzung lassen wir für die etwas teureren Fahrzeuge Kurz-Gutachten erstellen.“

Lisa Reuther notierte jedes Ergebnis auf Papier. Kathrin Reuther und Rolf Moll wechselten sich als Auktionatoren ab und Sigrid Bohl (von ...
Lisa Reuther notierte jedes Ergebnis auf Papier. Kathrin Reuther und Rolf Moll wechselten sich als Auktionatoren ab und Sigrid Bohl (von links) erfasste die Daten im Computer. | Bild: Claudia Ladwig

In der Halle versuchte ihr Mann weiterhin, möglichst viele Artikel zu versteigern. „Ruft mir bitte was zu. Wer braucht eine Erleuchtung?“, fragte er, um eine Wunderbox mit Lampen und Leuchtmitteln loszuwerden.

„Die Wunderboxen sortieren wir selber. Die Preisfindung funktioniert über eine Internet-Recherche. Die dort gefundenen Preise werden von uns gemittelt, bei neuen Artikeln etwa halbiert und bei gebrauchten Artikeln je nach Zustand so etwa geviertelt. Die Wunderboxen sind im Gesamtwert noch einmal günstiger“, erklärte Heike Moll das Konzept. Sie ergänzte: „Wir haben uns zu Quartals-Touren verpflichtet. Wir sammeln also immer innerhalb von drei Monaten ein. Die Erfassung und Beschriftung der Artikel erfolgen fortlaufend, so wie die Artikel bei uns eintreffen.“

Parallel läuft ein Kleiderverkauf

Parallel zur Versteigerung gab es einen Freiverkauf von (Marken-) Kleidung für Kinder und Erwachsene, Schuhen, Taschen, Parfüm, Alkoholika, Haushaltsartikeln und Spielsachen. Die meisten Artikel waren nagelneu, oft noch mit Etikett. „Die Preise werden manchmal von den Behörden vorgegeben und manchmal von uns vergeben. Für uns gilt die Faustregel: etwa 50 Prozent vom Neupreis bei Neuware. Die Artikel sollen ja auch so schnell wie möglich wieder an den Mann oder die Frau kommen“, so Heike Moll.