Das Stockacher Hallenbad gehört schon seit einer langen Zeit fest zur Stadt dazu: 50 Jahre ist es her, dass die Bürger zum ersten Mal im eigenen Becken ihre Runden drehen konnten. Im Frühjahr 1972 wurde das Bad feierlich eröffnet, seither hat es viele Änderungen erfahren. Jürgen Fürst, Geschäftsführer der Stadtwerke Stockach, freut sich über das lange Bestehen: „Ein halbes Jahrhundert Schwimmen für Groß und Klein – das ist fantastisch.“ Einen kleinen Wermutstropfen gibt es dennoch: „Leider können wir das Jubiläum aufgrund der Sanierung dieses Jahr nicht feiern, wie es dieses verdient hätte.“ Denn erst kürzlich fiel der Startschuss zu umfangreichen Baumaßnahmen, die schon seit längerer Zeit geplant sind.

Bürgermeister geht zur Eröffnung baden

In Betrieb genommen wurde das Stockacher Hallenbad im Jahr 1972 zwar nicht pünktlich zum Saisonstart, aber immerhin noch so, dass es im Anschluss direkt genutzt werden konnte. Wie in einem alten Schreiben der Stadtverwaltung zu lesen ist, wurde das Bad am 29. März 1972 der Öffentlichkeit und den Schulen freigegeben – samt Sprung ins Wasser.

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In der Einladung forderte der damalige Bürgermeister Frank Ziwey die Stadträte, Amtsleiter und Ortsvorsteher dazu auf, „unbedingt Badehose, Seife, Bademütze und Badetuch“ mitzubringen. Und wie im SÜDKURIER-Bericht vom 1. April 1972 zur offiziellen Einweihung mit Bürgermeistern aus den umliegenden Gemeinden und dem Landrat heißt, wagte Zivey tatsächlich „den ersten Sprung ins glasklare Wasser des 25-Meter-Beckens“.

Modernes Bad in 18 Monaten erbaut

Gebaut wurde das Hallenbad innerhalb von 18 Monaten, eröffnet werden konnte es laut dem Artikel schon früher als eigentlich vorgesehen. Und es wartete mit gleich mehreren Neuheiten auf, die das Hallenbad damals sehr modern machten. So habe Stockach mit dem Bad „ein für das Bodenseegebiet neuartiges, hochliegendes Becken“, heißt es im SÜDKURIER-Bericht. Ein solches sei davor vorwiegend in der Schweiz gebaut worden.

„Das neue Hallenbad wurde seiner Bestimmung übergeben“ – so berichtete der SÜDKURIER am 1. April 1972 über die ...
„Das neue Hallenbad wurde seiner Bestimmung übergeben“ – so berichtete der SÜDKURIER am 1. April 1972 über die feierliche Eröffnung des Hallenbads. | Bild: Dominique Hahn

Vorteile seien, dass Schmutzstoffe durch das Überschwappen des Wassers schneller ausgeschieden werden und die Wasserfläche ruhiger bleibe. Außerdem geschehe die Wasseraufbereitung „durch eine moderne Ozonanlage, die gegenüber der herkömmlichen Chlordesinfizierung zwar in der Anschaffung teurer, im Betrieb aber billiger ist“, so der Artikel.

Viele Besucher im ersten Jahr

Bei den Stockachern wurde das Bad kurz nach der Eröffnung gut besucht: Wie nach zehn Jahren im März 1982 im SÜDKURIER berichtet wurde, herrschte in den ersten vier Tagen der größte Ansturm. 270 Personen seien damals pro Tag zum Baden gekommen. In den ersten zehn Jahren waren es insgesamt 185.000 Besucher. Rund 36.590 davon kamen im ersten Jahr – im Schnitt gingen damals 125 Personen pro Tag ins Hallenbad.

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Doch Anfang der 1980er-Jahre brachen die Zahlen ein. Laut dem SÜDKURIER-Artikel fanden 1981 nur noch etwa 60 Besucher pro Tag den Weg ins Hallenbad – vom Schulsport mal abgesehen. Von Januar bis Mitte März 1982 waren es 70 pro Tag. Auch die Finanzen ließen zu wünschen übrig: „Standen im Rumpfjahr 1972 den Ausgaben in Höhe von 87.400 Mark noch 44.600 Mark Einnahmen gegenüber, waren es 1978 bereits 386.000 Mark Ausgaben und lediglich 64.400 Mark Einnahmen“, schrieb der SÜDKURIER. 1981 seien es 411.700 Mark für Ausgaben und 74.800 Mark aus Einnahmen gewesen.

Mittlerweile kommen rund 50.000 Besucher im Jahr

Dennoch hat das Hallenbad Bestand. Jürgen Fürst dankt allen, „die durch ihre Schwimmbegeisterung dazu beitragen, dass dieses Hallenbad seit 50 Jahren besteht“. Mittlerweile besuchen jährlich etwa 50.000 Badegäste das Stockacher Hallenbad, wie die Pressesprecherin der Stadtwerke Stockach, Steffanie Hornstein, auf Nachfrage mitteilt. Die jährlichen Schwankungen lägen bei maximal fünf Prozent. Mit eingerechnet seien dabei auch Vereine, Schulen und Kursbesucher. Während der Corona-Pandemie seien die Besucherzahlen aber stark zurückgegangen: 2020 seien es lediglich rund 15.000 Besucher und 2021 etwa 21.000 Besucher gewesen.

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Doch die Zahl der Badegäste ist nicht das Einzige, was sich seit der Eröffnung immer wieder verändert hat. Genau so, wie das Hallenbad in den 1970er-Jahren betrieben wurde, sieht es mittlerweile nicht mehr aus. Steffanie Hornstein zählt eine ganze Liste an Änderungen auf: So hätten im Jahr 1993 Arbeiten an der Fassade sowie Malerarbeiten stattgefunden, 1996 folgten Arbeiten an der Wassertechnik sowie der Klimaanlage.

Schon 2003 wurde das Hallenbad umfassend saniert. Der SÜDKURIER berichtete darüber.
Schon 2003 wurde das Hallenbad umfassend saniert. Der SÜDKURIER berichtete darüber. | Bild: Dominique Hahn

2003 habe die erste große Sanierung zu einem Preis von rund 50.000 Euro stattgefunden. Wie der SÜDKURIER damals im Oktober berichtete, mussten alleine 30.000 Euro für eine neue Wärmeschutz-Verglasung ausgegeben werden. Zudem wurde unter anderem die Verglasung erneuert, „nachdem einige Scheiben beim Neubau des Busbahnhofs an der Dillstraße gerissen waren“, heißt es im Bericht. Außerdem wurde das Außengebäude grundiert, versiegelt und neu gestrichen. Auch die Beckenhalle wurde komplett renoviert. Es folgten Arbeiten an den Sanitärräumen im Jahr 2013 sowie die Erneuerung der Lüftungsanlage im Jahr 2020.

Sanierung bis 2023 – aber mit Unterbrechung

Nun findet die nächste große Sanierung statt. Am Pfingstmontag hatte das Stockacher Hallenbad zuletzt geöffnet, direkt danach begannen die Bauarbeiten. Ein erster Bauabschnitt soll laut Steffanie Hornstein bis zum Ende der Sommerferien dauern, danach habe das Hallenbad vorübergehend wieder geöffnet. In der Saisonpause nach Pfingsten 2023 soll die Sanierung dann fortgesetzt werden.

Im und am Stockacher Hallenbad finden derzeit Sanierungsarbeiten statt. Im Inneren sind deshalb Gerüste aufgebaut worden.
Im und am Stockacher Hallenbad finden derzeit Sanierungsarbeiten statt. Im Inneren sind deshalb Gerüste aufgebaut worden. | Bild: Marinovic, Laura

Vorgesehen sind eine neue Beckenauskleidung, ein Umbau für die barrierefreie Nutzung, die Erneuerung der Glasfassade sowie der Deckenverkleidung und die Teilerneuerung der Wasseraufbereitungsanlage. Die Lüftungsanlage wurde bereits in der Vergangenheit ausgetauscht. Finanziell gefördert wird das Vorhaben durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat im Rahmen des Bundesprogramms Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur.