Sie sind immer dann gefragt, wenn der Katastrophenfall eingetreten ist. Egal ob es um Hilfe bei Hochwasser, Sturmschäden oder um die Sicherung von einstürzenden Häusern geht: Die Mitglieder des Technischen Hilfswerks (THW) sind oftmals Retter in der Not. Damit sie für den Ernstfall gut gerüstet sind, ist eine gute Ausbildung das A und O. Im Stockacher Ortsverband laufen deshalb gerade die Vorbereitungen für die Prüfungen zu den Leistungsabzeichen für die Mitglieder der THW-Jugend aus ganz Baden-Württemberg.
THW-Gruppen aus ganz Baden-Württemberg kommen
Erstmals werden dazu am Samstag, 23. September, THW-Gruppen aus dem ganzen Ländle nach Stockach kommen, berichtet Jugendbetreuerin Jessica Puga Reichle. Insgesamt rund 60 Kinder und Jugendliche werden dabei sein, darunter auch 15 eigene aus dem Ortsverband Stockach.
Sie bereiten sich derzeit, entsprechend ihrer Altersgruppe, auf die Prüfungen für die Abzeichen in Orange, Blau, Bronze, Silber und Gold vor. Wer alle fünf Leistungsabzeichen durchläuft, hat die Grundausbildung mit einem zusätzlichen Sozialprojekt schon in der Tasche. In der THW-Halle in der Höllstraße herrscht zwischen den großen blauen Einsatzfahrzeugen deshalb zur Zeit noch häufiger als sonst emsiges Treiben.
Es kommt auf die Details an
Da sind zum Beispiel Mattis und Jannes Augenstein. Sie tragen bereits mit Stolz das bronzene Leistungsabzeichen an ihrer Uniform. Im September wollen sie die Prüfung für das silberne Abzeichen ablegen. Eine der praktischen Aufgaben, die dabei abgeprüft werden, ist der Aufbau einer Beleuchtungseinrichtung, die im Ernstfall für Licht an der Einsatzstelle sorgt.
Schwierig seien die Prüfungen an sich nicht, wenn man gut vorbereitet ist, erklärt Mattis Augenstein. „Aber es kommt auf viele kleine Details an, auf die geachtet wird und die man leicht vergessen kann.“ Jugendbetreuer Michael Maser kennt die Feinheiten, auf die es zu achten gilt, aus über 20-jähriger Erfahrung als Jugendbetreuer.
„Neben dem fachlichen Können achten die Prüfer zum Beispiel auch darauf, dass die Ausrüstung richtig sitzt, die Jacken geschlossen sind und die Hose richtig über den Stiefeln sitzt“, erklärt er. Das mag zunächst einmal banal klingen, im Einsatz ist es jedoch mitunter eine Frage der Sicherheit, dass die Schutzkleidung richtig angelegt ist.

Während der große Scheinwerfer, den die beiden Jugendlichen aufgebaut haben, die Fahrzeughalle schon viel heller macht, üben Tiago Puga Reichle und Mia Maser, wie man Knoten bindet. Denn auch das muss im Ernstfall sitzen, die unterschiedlichsten Knotentechniken sind für verschiedene Einsatzzwecke erforderlich.
Wissen über das Arbeitsmaterial muss sitzen
Die Jüngsten der Gruppe stehen nebenan um einen Tisch voller Werkzeug versammelt. Sie müssen nicht nur wissen, wie die Werkzeuge heißen, sondern auch, was man mit ihnen macht. Daneben ist eine der Aufgaben für das erste Leistungsabzeichen, verschiedene Muttern auf unterschiedlich große Gewinde zu sortieren und richtig zuzuordnen.

„Zu jeder Prüfung gehören sieben bis acht Stationen mit praktischen Aufgaben. Daneben gehört aber auch noch ein Theorieteil dazu“, erklärt Jessica Puga Reichle. Da werde gerade bei den ersten Abzeichen auch viel Allgemeinwissen geprüft und es gibt etwa Fragen wie „Wie viele Bundesländer gibt es in Deutschland“ oder „Wie viele THW-Ortsverbände gibt es“.
„Die Jugendarbeit soll auch Sozialkompetenz und kulturelle Kenntnisse vermitteln“, erklärt Michael Maser. Daneben gehören aber natürlich auch fachliche Fragen in den Theorieteil. Wie gut die Jugendlichen aus Stockach und dem Rest des Landes auf die Prüfungen vorbereitet sind, das können sie dann am Prüfungstag, unter Beweis stellen.
In den einzelnen Prüfungen arbeiten die Kinder und Jugendlichen immer in Zweierteams zusammen. „Diese sind zufällig zusammengewürfelt“, erklärt Jessica Puga Reichle. Eine Aufgabe wird zudem in einem größeren Team erledigt. Dabei gehe es darum zu sehen, wie gut die angehenden Rettungskräfte im Team mit Fremden zusammenarbeiten können.
„Denn bei Einsätzen in der Realität kommt es ganz oft vor, dass man mit THW-Angehörigen aus anderen Ortsverbänden zusammenarbeitet„, erklärt die Jugendbetreuerin. Für Mattis Augenstein ist aber mitunter genau das das schöne am THW. „Mir gefällt die Kameradschaft und dass man im Team zusammenarbeitet. Außerdem haben wir tolle Jugendleiter“, sagt Augenstein.
Nach Corona und Ahrtal kam der große Zulauf
Insgesamt gehören aktuell 31 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 16 Jahren zur Jugendgruppe des Stockacher THW-Ortsverbands. „Nach Corona und dem Hochwasser im Ahrtal hatten wir einen enormen Zulauf“, erklärt Jugendbetreuerin Jessica Puga Reichle. Immer wieder sind die Aktiven des THW aber auch zu Gast an Schulen, um Werbung für ihr Ehrenamt zu machen.
Auch der Prüfungstag am Samstag, 23. September, kann anderen zeigen, was hinter dem Ehrenamt beim THW steckt, denn die praktischen Prüfungen finden öffentlich auf dem THW-Gelände in der Höllstraße 15 statt. Die Öffentlichkeit ist willkommen und kann sich vor Ort ein Bild von den Übungen machen, erklärt Jessica Puga Reichle.