Tanja und Armin Vogelsang aus Stockach reisen seit Juli 2019 mit ihrem Camper durch Südeuropa und Afrika. Die Unwägbarkeiten der beginnenden Corona-Pandemie bremsten sie im März 2020 aus. Sie stellten ihr Fahrzeug in der Stadt Arusha in Tansania unter und nahmen einen der letzten Flieger nach Deutschland. Mitte Juli setzten sie ihre Reise fort. Per E-Mail beantworteten sie Fragen des SÜDKURIER.

Vor dem Start Ihrer Reise haben Sie Ihr Hab und Gut bei Ihren Familien eingelagert. Wie war es für Sie, ungeplant dreieinhalb Monate wieder hier zu sein und nichts zu besitzen?

Armin Vogelsang: Meine Mutter vermietet in ihrem Haus eine kleine möblierte Ferienwohnung, dort konnten wir wohnen. Für uns war die Ungewissheit, wie die Reise und damit unser Leben weitergeht, schwieriger, als der Verzicht auf materielle Dinge. Uns wurde klar, dass der ursprüngliche Plan, zunächst Afrika und dann für ein weiteres Jahr Südamerika zu bereisen, nicht mehr aufgehen wird. Wir entschieden uns schweren Herzens, langsamer zu reisen und die gesamte Reisezeit für den afrikanischen Kontinent zu reservieren.

Wie war das Gefühl, als es Mitte Juli wieder losging? So ein bisschen wie nach Hause kommen?

Armin Vogelsang: Es war ein gutes Gefühl, wieder in das eigene kleine Zuhause zurückzukehren. Tansania kam uns noch sehr vertraut vor und wir hatten die kleinen bürokratischen Hürden wie das Umstempeln unseres Carnet de Passage für das Fahrzeug schnell erledigt. Die Menschen vor Ort trugen stark dazu bei, dass wir uns direkt wieder wohl fühlten. Jeder freute sich offen über uns Touristen. Wir hatten mit Tansania das ideale Land für eine Reiseunterbrechung gewählt, denn dort ging das Leben ohne große Veränderungen weiter.

Seit Juli sind Tanja und Armin Vogelsang wieder in Afrika. Sie baden dort auch im Indischen Ozean.
Seit Juli sind Tanja und Armin Vogelsang wieder in Afrika. Sie baden dort auch im Indischen Ozean. | Bild: Armin Vogelsang

Hatten Sie Bedenken wegen der Pandemie und möglicher Beschränkungen?

Tanja Vogelsang: Wir waren einfach froh, wieder unterwegs zu sein in einem der schönsten und gastfreundlichsten Länder Afrikas. Und wir verfolgten, wie sich die Lage in den Nachbarländern entwickelt und ob sich Landesgrenzen für Reisende öffnen. Nach zwei Monaten in Tansania wurde die Grenze zu Sambia geöffnet und wir konnten mit einem aktuellen Corona-Test einreisen.

Eine Pontoon-Fähre über den Luangwa-Fluss in Sambia: Ein klassisches Bild für die zum Teil abenteuerlichen Straßen in Sambia.
Eine Pontoon-Fähre über den Luangwa-Fluss in Sambia: Ein klassisches Bild für die zum Teil abenteuerlichen Straßen in Sambia. | Bild: Tanja Vogelsang

Nach fünf Wochen im schönen Sambia wurde die Grenze zu Namibia geöffnet und wir machten sofort wieder einen Corona-Test. In den von uns besuchten afrikanischen Ländern gelten ähnliche Hygieneregeln wie in Deutschland, beispielsweise die Maske im Supermarkt.

Auch wenn anderswo Dürre herrscht: Im Norden Sambias führen die Wasserfälle auch in der Trockenzeit noch Wasser.
Auch wenn anderswo Dürre herrscht: Im Norden Sambias führen die Wasserfälle auch in der Trockenzeit noch Wasser. | Bild: Armin Vogelsang

Wie laufen die Corona-Tests in Afrika ab?

Armin Vogelsang: Es ist oft gar nicht so einfach, ein Test-Center zu finden, das innerhalb einer kurzen Zeitspanne einen Test durchführt und ein Zertifikat ausstellt. Meistens sind diese Labore in den Hauptstädten, sodass man Zeit für die oft lange Fahrstrecke einrechnen muss. Zur Einreise nach Namibia durfte der Test zum Beispiel nicht älter als 72 Stunden sein und die Fahrstrecke von Lusaka zur Grenze war 850 Kilometer lang auf zum Teil sehr schlechten Straßen.

In Sambia war es außerdem notwendig, den Bearbeitungsprozess im Labor mit einigen Banknoten zu beschleunigen, da wir sonst bis zu sieben Tage auf das Ergebnis hätten warten müssen. Tatsächlich wird mit den Tests hier in Afrika an einigen Stellen richtig Geld verdient.

Manchmal werden Reparaturen oder Service am Fahrzeug nötig. Gehen Sie damit inzwischen gelassen um?

Armin Vogelsang: Wir gehen mittlerweile deutlich entspannter mit technischen Problemen um. Service muss ja bei jedem Fahrzeug gemacht werden und die Straßen in Afrika fordern einen ganz anderen Tribut, als es die Straßen zuhause tun. Hier im südlichen Afrika ist die Auswahl an guten Werkstätten wieder deutlich größer und ich schaue auch immer zu, was die Mechaniker so machen und gehe auch selber zur Hand.

Das vierrädrige Zuhause der Vogelsangs auf einem Campingplatz in Tansania.
Das vierrädrige Zuhause der Vogelsangs auf einem Campingplatz in Tansania. | Bild: Armin Vogelsang

Wie lange wollen Sie noch unterwegs sein und welche Länder stehen noch auf der Liste?

Wir planen aktuell, noch bis Herbst 2021 in Afrika zu sein. Es gibt noch so viel zu sehen! Von Namibia würden wir im Januar gerne nach Südafrika einreisen. Mosambik, Simbabwe, Malawi und Botswana sollen folgen. Sollten einige Länder Corona-bedingt ihre Grenzen zunächst nicht öffnen, werden wir versuchen, diese zu einem späteren Zeitpunkt zu bereisen. Und falls es hier zu Lockdowns kommt, werden wir versuchen, uns damit zu arrangieren.

Vielfältige Tierwelt im Etosha Nationalpark in Namibia – eines der Reiseziele von Tanja und Armin Vogelsang.
Vielfältige Tierwelt im Etosha Nationalpark in Namibia – eines der Reiseziele von Tanja und Armin Vogelsang. | Bild: Armin Vogelsang

Machen Sie sich schon Gedanken über die Zeit danach?

Tanja Vogelsang: Wir denken viel über die Zeit nach unserer Reise nach, schließlich bietet eine solche Auszeit in der Mitte des Lebens ja auch viele Möglichkeiten zur Selbstreflektion. Wir sind keine Aussteiger und werden nach Ende unserer Reise auf jeden Fall nach Deutschland zurückkehren.

Weitere Artikel über die Weltenbummler

Hier die ersten drei Artikel über die große Reise von Tanja und Armin Vogelsang:

Teil 3Virus bremst Weltenbummler aus

Teil 2Gastfreundschaft und ein Gefühl von Freiheit

Teil 1Tanja und Armin Vogelsang beginnen ihre Weltreise