Stockach – Endlich spielen sie wieder: Die Akteure der Laienspielgruppe Stockach freuen sich sehr darauf, wieder mit einer Mundartkomödie aufzutreten. Das letzte Theaterstück (Pfarrer Braun) wurde 2018 präsentiert, die geplanten Stücke in den Jahren 2020 und 2022 fielen der Corona-Krise ebenso zum Opfer wie die Feier des 40. Vereinsgeburtstags. Jetzt findet also nach sechsjähriger Pause wieder ein Theaterabend statt. Das Stück „Schöne Bescherung“ von Monika Hirschle hat Hubert Walk, Leiter der Laienspielgruppe, ausgesucht und die Rollen seinen Mitspielern auf den Leib geschrieben.
Ein Vorgeschmack auf Heiligabend
Die Komödie zeigt den ganz normalen Wahnsinn an Heiligabend bei der Stockacher Familie Eisele. Der Tag beginnt frühmorgens mit Defekten an Heizung und Kühlschrank. Der Baum fehlt noch, letzte Geschenke ebenfalls. Irmgard und Reinhold Eisele sind im Dauerstress. Der Handwerker wird gerufen, weil die beiden Söhne nach einer durchzechten Nacht keine große Hilfe sind. Hinzu kommt die penetrant störende Nachbarin. Außerdem kriselt es in der Ehe der Tochter und die Oma sitzt im Heim und kann die Bescherung kaum erwarten. Am Ende gibt es die Bescherung – ob es ein glückliches Ende ist, dürfen die Zuschauer selbst entscheiden.
Bis jeder Darsteller seine Rolle beherrscht, dauert es seine Zeit. Verschiedene Wege führen zum Ziel. Gerlinde Michel sagt: „Ich habe meinen Text laut vor mich hin geschwätzt, dann abgedeckt und wiederholt. Dann habe ich ihn beim Haushalt oder im Garten immer wieder laut gesprochen – das war doppelt produktiv.“ Gabi Mauch liest erst das ganze Stück, um einen Überblick zu bekommen. Später deckt sie ihre Textstellen ab und spricht ihre Sätze laut. Auch Hubert Walk lernt auf die klassische Art, während Manuela Elsner sich den ganzen Text aufs Handy spricht. „So habe ich die Möglichkeit, beim Abhören nebenher etwas anderes zu tun.“ Und obwohl sie manchmal abgelenkt sei, höre sie die Stichworte für ihren Einsatz. Später nehme sie den Text ohne ihren Part auf. „Wenn eine lange Lücke kommt, weiß ich, da hätte ich was sagen müssen“, erklärt sie lachend.
Jochen Sigg und Bettina Stelzle lesen das Stück leise und die beiden Jüngsten spannen ihre Eltern mit ein. „Ich spreche meine Rolle, meine Eltern übernehmen die Gegenrollen“, sagt Janis Zimmermann, der zum ersten Mal mitwirkt. Jonas Keller nickt bestätigend. Manche Textstellen wollen aber einfach nicht im Kopf hängenbleiben. „Wenn das vorkommt, dann vielfach an der gleichen Stelle in der Probe“, verrät Regisseur Hubert Walk und fügt trocken hinzu: „Deshalb brauchen wir 18 Proben bis zur Premiere.“ Zwischen den sechs Aufführungen wird dann nicht mehr geprobt.
Die Komödie wird im Stockacher Dialekt gespielt, was wiederum dem Leiter der Laienspielgruppe zu verdanken ist, der gesteht: „Es gab bereits eine schwäbische Fassung, das hat hier geholfen.“ Zieht die Mundart die Zuschauer denn besonders an? Manuela Elsner glaubt, dass diejenigen, die selbst Dialekt sprechen, auch gerne ein solches Stück sehen wollen. „Der Dialekt stirbt allmählich aus, dabei macht er doch auch unsere Region aus“, stellt sie fest. Jochen Sigg erzählt schmunzelnd, sein Arbeitskollege aus Konstanz habe gefragt, ob er da überhaupt etwas verstehe. Für Hubert Walk ist klar: „Die Leute kommen, weil die Laienspielgruppe einen guten Ruf hat, und auch, weil sie uns kennen. Unsere Proben enden nicht, wenn alle ihren Text können. Dann gehen sie erst richtig los. Nur so erreicht man das Niveau, das wir haben wollen.“ Inzwischen hätten sie eine richtig gute Mannschaft beieinander, lobt er und hofft dabei, dass alle gesund bleiben. „Wenn einer ausfällt, müssen wir uns etwas überlegen. Aber das hatten wir noch nie.“
Mit wie vielen Zuschauern rechnet die Gruppe? „Nach Corona klagen viele über Besucherrückgang. Das kann uns auch treffen. Also, wenn wir auf 200 Besucher je Aufführung kämen, wäre das ein schöner Erfolg für uns“, sagt Hubert Walk. Gerlinde Michel ist überzeugt, dass viele Besucher sich in dem Stück wiederfinden werden, weil sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Auch Hubert Walk findet, es sei ein Stück aus dem Leben, natürlich etwas überzeichnet, deshalb sei es ja Theater. „Aber die eine oder andere Situation hat jeder schon erlebt, das ist sicher.“ Den vielleicht treffendsten Grund, eine Vorstellung zu besuchen, liefert Manuela Elsner: „Das Stück bietet genau die richtige Einstimmung auf die Weihnachtszeit.“