Die Handynummer mit fremder Ländervorwahl verrät es mir schnell: Schon wieder ein Betrugsversuch über das Kleinanzeigen-Portal. Wieder die Frage über WhatsApp statt auf dem Portal, ob ein bestimmter Artikel noch verfügbar ist. Ein weiteres Mal gefolgt von der Ankündigung, dass ein Kurier den Gegenstand bei mir abholen solle: „Kann ich mit Versand per Kurier kaufen? Sie erhalten sofort Geld auf Ihrer Bankkarte. Der Kurier ruft dann an.“
Spätestens jetzt würden alle Alarmglocken schrillen, wenn nicht schon von Anfang an klar gewesen wären, dass dies ein Betrugsversuch ist. Der Unterschied zum ersten Erlebnis mit dem Doppelbett (der SÜDKURIER berichtete), besteht nur in der Nummer, dass Antworten sehr lange dauern und dieser Deko-Gegenstand realistisch zu verschicken wäre.
Auf eine bewusste Rückfrage an den Unbekannten mit Handy-Nummer aus dem europäischen Ausland erhalte ich dann einen Bezahl-Link, in dem der Name Ebay und die englischen Worte secure (sicher) und fun (Spaß) vorkommen. Wer auf einen solchen Link klickt, bekommt kein Geld, sondern ermöglicht es den Betrügern, Geld abzubuchen.
Die Polizei kennt verschiedene Maschen
Der Betrüger erhält erst mal keine Antwort, die Polizei aber dafür die Nummer und einen Screenshot. Im Bereich des Präsidiums Konstanz sind einige solcher Fälle bekannt, in Stockach bisher erst ein anderer Fall mit ähnlicher Masche, der gerade in Bearbeitung sei, erklärt der Stockacher Revierleiter Wolfgang Widmann auf SÜDKURIER-Nachfrage.
Es gebe aber verschiedene Maschen, so zum Beispiel auch gefälschte Paypal-Accounts, die mit gestohlenen Bankdaten angelegt worden seien. Betrug komme auch beim Verkauf von Playstations vor, so Widmann. Es vergehe keine Woche ohne einen solchen Fall.
„Manchmal werden Personen im Rahmen der Verkaufs- und Zahlungsabwicklung aufgefordert Daten von Kreditkarten anzugeben, auf die dann angeblich Geld übertragen werden soll, oder auch Bezahlkarten zu erwerben und deren Daten zu übermitteln, um zunächst irgendwelche Gebühren abwickeln zu können“, schildert Widmann.
Viele erkennen Betrugsversuche
Die gute Nachricht: „Glücklicherweise ist es aber auch so, dass viele Nutzer den Versuch der Abzocke erkennen und sich nicht auf‘s Glatteis führen lassen.“ Widmann sagt, die Polizei sei „froh über diese Entwicklung hin zu mehr Vorsicht, weil das zeigt, dass die Präventionsbemühungen greifen, Warnungen ernst genommen werden und die Nutzer auch kritischer und reifer geworden sind“.
Dennoch könnten Kriminelle manchmal auch kleinere oder größere Beträge erbeuten. Er sagt im Hinblick auf die Maschen: „Gesundes Misstrauen ist immer gut.“ Im Zweifelsfall könne man das Polizeirevier anrufen und um Rat oder Hilfe bitten.