Der Krieg in der Ukraine ist in den Medien allgegenwärtig und das Leid der ukrainischen Bevölkerung unendlich groß. Auch in der Region finden daher viele Menschen zu Helferkreisen zusammen. Sie wollen die Geflüchteten unterstützen oder Hilfsgüter bis in die Ukraine bringen. Franz Buhl aus Wahlwies war mit dem Hilfskonvoi des Radolfzeller Busunternehmens Kögel unterwegs. Er steuerte im Wechsel mit einem anderen Fahrer einen von der Firma Schlör zur Verfügung gestellten Lastwagen. Dieser war palettenweise mit Apfelsaft, Trockennahrung und anderen Hilfsgütern beladen. Drei Wochen nach der Rückkehr sind die Eindrücke noch sehr präsent.
Franz Buhl ist Obstbauer und aushilfsweise Busfahrer beim Familienunternehmen Kögel. Nachdem klar war, dass zwei Busse an die polnisch-ukrainische Grenze fahren, um Geflüchtete nach Radolfzell zu bringen, wurden Hilfsgüter gesammelt. „Die Sachspenden wurden beim Kögel in der Halle gelagert und bald war klar, dass die zwei Busse zu wenig Kapazität für die vielen Spenden haben. Die Getränkefirma Schlör wurde gefragt, ob sie einen Lastwagen für den Transport zur Verfügung stellen könnte“, so Buhl.
Es ging ganz kurzfristig los
Der Mann, der diesen Laster normalerweise fährt, sei dabei, doch es sei ein zweiter Fahrer notwendig, hieß es daraufhin. Franz Buhl erzählt: „Am Mittwochabend hat Herr Kögel angerufen, ob ich mitfahren würde – am nächsten Morgen sollte es losgehen.“ Nach kurzer Rücksprache mit seiner Familie sagte er zu.
Buhl und sein Kollege starteten am Vormittag in Richtung Polen. Die Busse mit je drei Fahrern fuhren am Abend los. Zwei Männer mit einem vollgeladenen Kombi des Autohauses Blender waren ebenfalls dabei. Franz Buhl sagt: „Wir fuhren über Görlitz und Krakau. Die Autobahnen sind toll, viel besser als bei uns. Dann ging es über Landstraßen in die Grenzregion zwischen Polen, der Ukraine und der Slowakei.“
Gut 1400 Kilometer legten sie zurück und kamen gegen 6.30 Uhr am Freitag in dem Dorf Medyka, rund zehn Kilometer von Przemysl entfernt, an. Die Fahrer des Kleinbusses waren schon vor Ort und gemeinsam luden sie die Hilfsgüter aus. „Wir haben die Sachen in der Schule abgeladen. Die Nahrungsmittel sollten dort bleiben. Rollstühle, Rollatoren und die anderen Sachen gingen weiter.“
Es hätten viele Mitglieder der polnischen Feuerwehr mit angepackt. „Was die Polen an Hilfe leisten, ist Wahnsinn“, sagt Buhl beeindruckt. Der Einsatzleiter, der relativ gut Deutsch gesprochen habe, habe ihn kurz in die Sporthalle schauen lassen. „Das war so eine Halle wie hier. Da standen Doppelstockbetten, und etwa 600 ukrainische Frauen, Kinder und ein paar ältere Männer waren dort untergebracht. Für die waren unsere Lebensmittel gedacht.“ Der Einsatzleiter habe deutlich gemacht, dass diese Geflüchteten nicht wegwollten, sondern hofften, in wenigen Wochen in ihre Heimatorte zurückkehren zu können. Diese Einstellung überraschte den Wahlwieser, der vermutet hatte, dass viele Ukrainer das Gebiet verlassen wollten.

Große Unterstützung beim Ausladen
Als die beiden Busse kamen, halfen wiederum alle beim Ausladen. Franz Buhl erzählt von vielen anderen Deutschen, die Hilfsgüter geladen hatten und an die Grenze gekommen seien, mit der Idee, Leute mit zurückzunehmen. Er habe auch mit Franzosen aus dem Elsass gesprochen, die dort auf Bekannte warteten, die sie in Sicherheit bringen wollten.
Vom Krieg selbst habe er nichts mitbekommen. „Er war zwar in der Nähe, aber doch weg. Ich habe mich sicher gefühlt und keine Angst gehabt.“ Am Stadtrand sei mehr Polizei gewesen und Richtung Grenze seien Hubschrauber Patrouille geflogen, sonst sei ihm nichts aufgefallen.
„Auf der polnischen Seite war die Welt gewissermaßen in Ordnung“, schildert Franz Buhl sein Gefühl. Nachher habe er sich dann schon Gedanken gemacht, als er in den Nachrichten gehört habe, dass ein Munitionslager beschossen worden war, das unweit der polnischen Grenze lag.
Nicht alle Menschen wollen nach Deutschland
Sein Radolfzeller Kollege und er hätten sich bis zum Abend in einem Hotelzimmer ausgeruht und seien gegen 21 Uhr zurückgefahren. „Jeder darf neun Stunden lenken, dann muss der Lastwagen stehen. Wir haben uns nach jeweils viereinhalb Stunden abgewechselt, das war ganz gut machbar“, sagt Buhl.
Am Samstagabend waren sie zurück am Bodensee, während die Busse am Samstagmorgen Geflüchtete aufnahmen. „Das wurde vor Ort kurzfristig organisiert. Wer wollte, konnte mitfahren“, beschreibt Franz Buhl. Nach der Ankunft in Radolfzell am Sonntagmorgen wurden die Geflüchteten in Privatunterkünften untergebracht.