Es wird spitz kalkuliert im Tengener Gemeinderat. Die Ratsmitglieder sehen Handlungsbedarf, doch wie viel Geld für den Brandschutz im neuen Feuerwehrhauses eingeplant werden soll, das wird diskutiert. Denn die Experten der Feuerwehr raten zum Einbau einer Brandmeldeanlage. Dafür würden zunächst 52.000 Euro Anschaffungskosten anfallen. Geld, das im Haushalt bereits eingeplant ist. Für Diskussionsbedarf sorgen aber die laufenden Kosten. Pro Jahr müssten 4800 bis 5660 Euro einkalkuliert werden.

Bei einer Laufzeit von 50 Jahren, so hat Thorsten Frank von der Fraktion CDU/UW überschlagen, kommen so etwa 300.000 Euro zusammen. „Ich fände eine nähere Prüfung wichtig, ob nicht auch eine günstigere Möglichkeit wie eine Brandwarnanlage ausreicht“, erklärt Frank und überzeugt mit seinen Argumenten letztlich eine knappe Mehrheit im Gremium. Entgegen dem Verwaltungsvorschlag soll die Frage zuerst noch einmal im technischen Ausschuss beraten werden. Dort soll es auch darum gehen, wie viel günstiger eine Brandwarnanlage wäre.

Tengens Feuerwehr-Kommandant Uwe Veit plädiert laut Stadtverwaltung für die kostspieligere Lösung. Er verweist auf das erhöhte Gefahrenpotenzial aufgrund der immer mehr vorhandenen Technik. Ebenso sieht es Kreisbrandmeister Andreas Egger, der auf Hinweise der Versicherungen verweist. Diese Argumentation stieß aber auch auf Kritik.

Ob hier nicht auch ein Eigeninteresse eines Versicherungsunternehmens vorliegen könne, wollte Andreas von Luckner von der Fraktion Freie Bürger/SPD wissen. „Jeder Beruf bringt eine eigene Sicht auf die Dinge mit sich“, erklärt er gegenüber dem SÜDKURIER. Er hofft auf mehr Informationen wie beispielsweise genauere Zahlen über die Anzahl derartiger Brände in Baden-Württemberg.

Feuerwehr-Fahrzeuge als Brandgefahr

„Im Landkreis Konstanz gab es in den vergangenen Jahren tatsächlich mehrere Fahrzeugbrände im Bereich der Feuerwehren, welche alle glücklicherweise im Freien stattfanden, jedoch auch zu Totalverlusten geführt haben“, so Kreisbrandmeister Andreas Egger. Hintergrund für die Brände seien in den meisten Fällen Ladegeräte, welche für die elektrischen Verbraucher in den Fahrzeugen verbaut werden und dann durch Wärmeentwicklung zu Bränden führen.

Eine Brandfrüherkennung verhindere zwar nicht die Entstehung, bemerke jedoch den Brand frühzeitiger. Dadurch könne die Feuerwehr entsprechend schneller alarmiert werden und den Schaden verringern. In welcher Qualität die Brandfrüherkennung ausgeführt wird, müsse von Seiten der Stadt festgelegt werden. Persönlich rät Egger zu einer zumindest in der Fahrzeughalle vollflächigen Überwachung mit einer aufgeschalteten automatischen Brandmeldeanlage.

Carsten Wieland (Ortsvorsteher Tengen), Anita Specht (Ortsvorsteherin Tengen-Weil) und die Ratsvertreter der Fraktion CDU/UW mit Elena ...
Carsten Wieland (Ortsvorsteher Tengen), Anita Specht (Ortsvorsteherin Tengen-Weil) und die Ratsvertreter der Fraktion CDU/UW mit Elena Frank, Thorsten Frank, Matthias Preter und Michael Frank (von links) haben beantragt, das Thema im Ausschuss zu vertiefen. | Bild: Uli Zeller

Auch das beauftragte Ingenieurbüro habe bei der Brandschutz-Vorbemessung für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses eine Brandmeldeanlage geplant. Baurechtlich sei dies nicht erforderlich, aber ratsam. „Um die kritische Infrastruktur der Feuerwehrhäuser und damit auch die ununterbrochene Funktionsfähigkeit sicherzustellen, sollten diese mittels flächendeckender Brandmeldeanlagen überwacht werden“, wird die Regelung laut Industrienorm in der Sitzungsvorlage zitiert. Im Brandfall könne somit ein Schaden an den Gebäudeteilen und der technischen Infrastruktur minimiert und der Schutz der Bevölkerung sichergestellt werden.

Freie Wähler raten zum Blick in die Zukunft

Dass sich jemand bereichern wolle, steht für Freie-Wähler-Rat Adelbert Zeller nicht zur Debatte. „Wer den Brand in der Biogasanlage gesehen hat, dem werde bewusst, welches Ausmaß ein Brand haben könne“, gibt er zu bedenken. Und es gebe ja auch innerhalb der Kategorie Brandmeldeanlagen nicht nur die Nobelkarosse, sondern auch den Mittelklassewagen.

Auch FW-Fraktionssprecher Thomas Wezstein verwies darauf, dass die Fraktion größtenteils für die Brandmeldeanlage sei: „Auch wenn eine solche Anlage baurechtlich noch nicht erforderlich ist – wenn irgendwann zwei bis drei Feuerwehrhäuser hochgehen, wird es schnell vorgeschrieben. Und dann muss nachgerüstet werden.“ Michael Grambau, Vorsitzender der Fraktion Freie Bürger/SPD kommt zu einem ähnlichen Fazit: „Auch wenn eine Brandmeldeanlage teurer ist, sollten wir die Nobelkarosse nehmen.“ Eine Brandwarnanlage würde von externen Dienstleistern bedient werden, was hohe Kosten bedeute, aber mit einer Brandmeldeanlage sei man auf der sicheren Seite.

Bauamtsleiterin Petra Fritsch, Kämmerer Thomas Maier und Bürgermeister Selcuk Gök (von links) wollen auf den Rat der Fachleute setzen.
Bauamtsleiterin Petra Fritsch, Kämmerer Thomas Maier und Bürgermeister Selcuk Gök (von links) wollen auf den Rat der Fachleute setzen. | Bild: Uli Zeller

Bürgermeister Selcuk Gök äußerte im Laufe der Sitzung, dass teure Fahrzeuge im teuren Feuerwehrhaus stehen – die um ein Vielfaches teurer seien als die Kosten einer Brandmeldeanlage. Bei der aufgeschalteten Anlage würde die Feuerwehr direkt alarmiert, bei einer alternativen Brandwarnanlage würden die Helfer über eine Telefonkette informiert, wodurch wertvolle Zeit verloren gehe. Der Bürgermeister äußerte auch Bedenken, wenn etwas passiert. In Deutschland gebe es viel Bürokratie und Vorschriften. Die Verwaltung müsse danach gegebenenfalls die Verhandlungen mit den Versicherungen führen.

„Der Kreisbrandmeister betrachtet die Brandwarnanlage als zweite Wahl. In der übergeordneten DIN-Vorschrift wird eine Brandmeldeanlage empfohlen. Wir müssen uns letztlich auf den Rat von Experten verlassen und müssen das Rad nicht neu erfinden“, resümierte der Bürgermeister.

Ladegeräte müssen dauerhaft angeschlossen sein

Wenn eine Brandmeldeanlage eingebaut werden soll, sei dies nur sinnvoll, wenn diese auch aufgeschaltet ist, damit im Brandfall eine Alarmierung raus geht. Eine Alarmierung aufs Mobiltelefon sieht der Kreisbrandmeister als nicht sinnvoll an. Aufgrund der heutigen Anforderungen – auch im Bereich der Feuerwehr – und die damit einhergehenden zusätzlichen elektrischen Geräte müsse abgewogen werden, ob die Kosten der Anlage inklusive der Folgekosten gegenüber einem Nichteinbau und die eventuell damit einhergehenden Folgen vertretbar seien.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Gemeinderäte stimmten dennoch mit einer Stimme Mehrheit dafür, das Thema noch nicht zu beschließen, sondern erst nochmal in den technischen Ausschuss zu geben.