Welch außergewöhnliche Konstellation: Kaum ist der Politik- und Verwaltungswissenschaftler Marcus Röwer in der proppevollen Alten Kirche zum neuen Bürgermeister von Volkertshausen ausgerufen, schwingt Mitbewerberin Elke Baumgärtner den Taktstock. Und der Musikverein des Dorfes spielt zu einem schmissigen Marsch auf. Das passt zum guten Verhältnis zwischen Röwer und den beiden anderen Kandidaten, Markus Mike Bumiller und Elke Baumgärtner, das sie im Wahlkampf offenbart hatten. Riesenapplaus brandete auf, als Bürgermeister und Wahlleiter Alfred Mutter das Ergebnis verkündete. Röwer gewann die Bürgermeisterwahl haushoch. Er erhielt 81,83 Prozent der Stimmen. Abgeschlagen folgten der Touristik-Unternehmer Markus Mike Bumiller (8,21 Prozent) und die Pädagogin Elke Baumgärtner (7,2), die sich aber alles andere als niedergeschlagen gaben. Es sei gut für Volkertshausen, dass es ein so klares Ergebnis gebe, betonten beide Kandidaten im SÜDKURIER-Gespräch. Der vierte Kandidat, der Diplom Verwaltungswirt Markus Falk, (2,62 Prozent) hatte auf einen Wahlkampf verzichtet.

Das könnte Sie auch interessieren

"Von ganz Volkertshausen geküsst"

Bürgermeister Alfred Mutter, der sich nach 36-jähriger Tätigkeit als Gemeindechef auf eigenen Wunsch im April in den Ruhestand verabschiedet, hielt eine kurze, launige Ansprache an seinen Nachfolger. „Sie haben bei der Kandidaten-Vorstellung bekundet, Ihre spätere Frau erstmals in Volkertshausen geküsst zu haben. Heute hat sie ganz Volkertshausen geküsst“, so Mutter an die Adresse von Röwer. Das Publikum applaudierte begeistert. „Mit so einem tollen Ergebnis gehören Sie und Ihre Frau nun zu uns Vokertshausern“, erklärte Mutter. Er bedankte sich bei allen Kandidaten für einen fairen Wahlkampf. „Sie sind anständig miteinander umgegangen“, sagte Mutter.

Bild 1: Ein großer Volkertshauser Wahlsieg und faire Mitbewerber
Bild: Südkurier

Landrat Frank Hämmerle ergriff entgegen der Regie-Anweisung von Mutter – die sah zunächst Röwers Ansprache vor – das Rednerpult. Er müsse schließlich als Vertreter der Rechtsaufsichtbehörde Röwer erst fragen, ob er das Bürgermeisteramt annehme, so Hämmerle. Er gratulierte dem 31-Jährigen Böhringer für einen gigantischen Wahlsieg. „Ich bin doch etwas überrascht und überwältigt zugleich über dieses tolle Ergebnis von mehr als 80 Prozent Stimmenanteilen“, bekannte Marcus Röwer. Und er stellte gleich klar: „Ich bin nicht Alfred Mutter junior, sondern Marcus Röwer und will selbst Akzente setzen, mit allen meinen Stärken und Schwächen“, führte er aus. Er wolle die Volkertshauser durch seine Arbeit überzeugen, dass sie den richtigen Bürgermeister gewählt haben. „Ich verspreche, dass ich jeden Tag versuchen werde, mein Bestes zu geben.“

Große Unterstützung

Einen besonderen Dank richtete Röwer an seine Frau Susanne und an Verwandte und Freunde, die ihn kräftig im Wahlkampf unterstützt hätten. „Meine Frau war heute noch nervöser als bei unserer Hochzeit“, fand er wieder sehr persönliche Worte, die das Publikum, wie schon bei der Kandidaten-Vorstellung, mit Beifall bedachte. Die Wahlbeteiligung von knapp über 60 Prozent wertete Landrat Frank Hämmerle als gut, das Volkerthauser Urgestein Reinhard Veit hätte sich aber gewünscht, dass weit mehr Bürger votiert hätten. „Mehr als 1000 Bürger haben nicht gewählt. Das ist für mich beschämend“, sagte Veit gegenüber dem SÜDKURIER. Volkertshausen gehört bei Bürgermeisterwahlen zu den Hegauer Gemeinden, die mit die höchste Beteiligung verzeichnen.

Das könnte Sie auch interessieren

Fast freundschaftliches Verhältnis

„Ich bin froh, dass es ein klares Ergebnis gibt. Das ist gut für Volkertshausen, das einen sehr kompetenten Fachmann als Bürgermeister bekommt. Immerhin habe ich den zweiten Platz erreicht. Das macht sogar ein wenig stolz“, betonte Markus Mike Bumiller. Er habe zusammen mit seiner Frau Lydia durch viele gute Gespräche mit den Volkertshausern und dem schon fast freundschaftlichen Verhältnis zwischen den Kandidaten auch persönlich gewonnen“, so Röwer. „Volkertshausen hat eine gute Wahl getroffen. Das Ergebnis ist überzeugend. Klar, hätte man immer gerne mehr Stimmen, aber ich bin keineswegs enttäuscht“, sagte Elke Baumgärtner. Und immerhin: Als Dirigentin des Musikvereins kann sie weiter in Volkertshausen den Ton angeben.