Wäre die Ledigengesellschaft in Vilsingen nicht gewesen, wer weiß, ob Bernd Gombold je Theaterstücke verfasst hätte. Als Jugendlicher wurde er Mitglied im Verein, dessen Ziel es ist, das kulturelle Leben im Ort und insbesondere das traditionelle Brauchtum der Fasnacht zu erhalten. 1984 wirkte er erstmals beim Laientheater als Akteur auf der Bühne mit und war danach noch bis etwa 1994 als Schauspieler in Aktion, mal als Pfarrer, mal als Opernstar oder Bürgermeister.

Regisseur ermuntert ihn

Bürgermeister ist er seit 2005 auch im tatsächlichen Leben. Nach Abi und Wehrdienst peilte er eine Laufbahn im gehobenen Verwaltungsdienst an und studierte an der Fachhochschule in Ludwigsburg. Es wurmte ihn, dass er in dieser Zeit nicht beim Fasnachtstheater mitwirken konnte. „Der Regisseur meinte, ich könnte ja ein Stück schreiben, wenn ich schon nicht mitspiele.“

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Erstfassung immer handschriftlich

Handschriftlich verfasste er sein erstes Werk, tippte es mit der elektrischen Schreibmaschine ab und verschickte das Manuskript „S Loch in d‘r Wand“ an drei Verlage. Und weil er so viel Freude am Schreiben hatte, brachte er sogleich „Ärger beim Kronen-Wirt“ zu Papier. Inzwischen sind es um die 50 Stücke. Noch heute schreibt er mit der Hand. Stift und Block liegen im Urlaubsgepäck ganz oben. „Das Schreiben ist mein Hobby, ich kann das aber nicht zwischen Vesper und Gemeinderatssitzung erledigen. Es ist meine liebste Urlaubsbeschäftigung. Ich entspanne dabei.“ Sein jüngstes Werk entstand in den Herbstferien 2023 und trägt den Titel „Auf die Gesundheit“. Die Uraufführung wird schon sehnsüchtig erwartet.

Aus dem Leben gegriffen

An Inspiration mangelt es ihm nicht. Er schaut den Mitmenschen eben genau aufs Maul. „Der Alltag ist voll mit kuriosen Dingen, ich höre, lese oder erlebe etwas – und lasse meine Beobachtungen in die Stücke einfließen.“ Die Typen, die Gombold erfindet, kommen einem bekannt vor, sicherlich etwas überspitzt, aber nicht unrealistisch: der schlitzohrige Pfarrer, der selbstherrliche Politiker oder die überkandidelte Städterin.

Szene aus dem Stück „Die Gedächtnislücke“, das die Kulturfreunde Thalheim 2023 im Leibertinger Bürgerhaus aufgeführt haben: ...
Szene aus dem Stück „Die Gedächtnislücke“, das die Kulturfreunde Thalheim 2023 im Leibertinger Bürgerhaus aufgeführt haben: Ortsvorsteher Franz (Michael Reuter, links) steht Ärger ins Haus. Sein eigenwilliger Amtsbote Sepp (Reiner Liehner) bringt ihn in Schwierigkeiten und seine Ehefrau Helene (Silke Liehner) ist auf ihn wütend. | Bild: Sandra Häusler

Auch auf Plattdeutsch

Ob turbulente Verwechslungskomödie oder bäuerlicher Schwank, Gombold schreibt ausschließlich Lustspiele, die sämtlich im Deutschen Theaterverlag publiziert werden. Laientheaterbühnen aus ganz Deutschland suchen sich hier ihre Stücke aus einem umfangreichen Katalog heraus und nicht selten fällt die Wahl auf ein Werk aus Gombolds gewitzter Feder. Aufgeführt werden seine Stücke von Nord- bis Süddeutschland und auch im benachbarten Ausland. Weil nicht alle des Schwäbischen mächtig sind, wurden viele seiner Werke in andere Dialekte übersetzt, erschienen auf Schwyzerdütsch, Plattdeutsch, Elsässisch oder Luxemburgisch.

Humor hat Priorität

„Die Stücke sind nicht intellektuell. Es geht um pure Unterhaltung und darum, dem Publikum einen lustigen Abend zu bereiten, nicht mehr, nicht weniger“, erklärt der 56-Jährige. Von der Windkraftdebatte bis zum Wellness-Hype, die Themen sind ganz unterschiedlich. Schon die Titel lassen oftmals erahnen, dass der Inhalt die Lachmuskeln beansprucht, so wie „Döner, Durst und Dosenwurst“. In der Fasnet 2024 sorgte die Ledigengesellschaft Vilsingen mit „Nix Amore am Lago Maggiore“ dafür, dass im Publikum etliche Lachtränen vergossen wurden.

Dieses Archivbild des Gombold-Stücks „Oh Gott die Familie“, aufgeführt von der Ledigengesellschaft Vilsingen, zeigt Carmen Beck (links) ...
Dieses Archivbild des Gombold-Stücks „Oh Gott die Familie“, aufgeführt von der Ledigengesellschaft Vilsingen, zeigt Carmen Beck (links) und Claudia Hellstern bei einem Gerangel. Von der Ofenbank schaut Markus Stroppel zu. | Bild: Steinmüller, Hermann-Peter

Lob für Amateurtheater

Wichtig ist Gombold der Lokalkolorit. „Die Gruppen können Szenen individuell an den Spielort anpassen“, sagt er und lobt, wie viel Talent in den Amateuren schlummert. „Ich bin begeistert, wie die Gruppen die Stücke umsetzen, auch Bühnenbild und Requisiten sind mit viel Liebe zum Detail ausgesucht.“