"Wir müssen uns in den nächsten Wochen für die Nordtrasse starkmachen und kämpfen", forderte der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß im Rathaus von Krauchenwies. Er hatte am Donnerstagnachmittag seinen Kollegen Steffen Bilger mitgebracht. Der wurde mit 50,4 Prozent der Stimmen im Wahlkreis Ludwigsburg im September 2013 erneut direkt in den Bundestag gewählt. Er ist ordentliches Mitglied im Verkehrsausschuss und dort auch Berichterstatter aus Baden-Württemberg. In dieser Eigenschaft will er sich in Berlin für die Nordtrasse starkmachen.
"Ihr habt schon alles unternommen, was man machen kann", lobte der 37-jährige Jurist die versammelten Bürgermeister, Einwohner von Krauchenwies und Vertreter des Vereins Liebenswertes Göggingen, der sich vehement für eine Verkehrsentlastung einsetzt. Nach Einschätzung Bilgers scheint es finanziellen Spielraum zu geben, um das gewünschte Projekt Nordtrasse zu realisieren. Laut Finanzdezernent Franz-Josef Schnell vom Landratsamt – "Ich bin seit 26 Jahren in verantwortlicher Position in der Kreisverwaltung und seit 26 Jahren ist die Nordtrasse ein Thema" – soll die 13,6 Kilometer lange Strecke rund 106 Millionen Euro kosten. Für Schnell und viele Fachleute ist die Bundesstraße 311 von Ulm nach Freiburg atypisch. Sie habe autobahnähnlichen Charakter und die höchste Belastung durch Schwerlastverkehr aller Bundesstraßen im Land. Vier Landkreise, drei Industrie- und Handelskammern und vier Regionalverbände haben sich dafür eingesetzt, dass der Lückenschluss zwischen Mengen und Meßkirch endlich kommt. Schnell: "Wir haben in jeder Richtung eine Stunde bis zu einer Autobahn und damit erhebliche Erreichbarkeitsdefizite."Das bestätigte auch Bürgermeister Thomas Schärer aus Sigmaringen. Angestrebte Belegungen der ehemaligen Kaserne durch innovative Betriebe scheiterten nicht am langsamen Internet ("Das Glasfaserkabel in der Kaserne ist superschnell"), sondern an der schlechten Verkehrsanbindung. Dass die Wirtschaft darunter leidet, das ist ein Thema. Die Nordtrasse könnte aber auch den Menschen endlich ein Stück Lebensqualität geben, die an der jetzigen Bundesstraße vor allem vom Schwerlastverkehr geplagt werden. Und das rund um die Uhr. "Wir dürfen die Menschen in der Region nicht länger vertrösten", forderte der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Burger. Selbstverständlich müsse man die Belange des Naturschutzes und der Umwelt berücksichtigen, doch auch die Menschen hätten ein Recht, endlich von Lärm und Gestank befreit zu werden.

Bürgermeister Jochen Spieß (Krauchenwies) hatte in seiner Einführung deutlich gemacht, dass man in Berlin nicht mit einem "Wunschkonzert vieler Maßnahmen" antrete. Schon beim Verkehrsforum des Landkreises im Jahr 2011 seien sich alle einig gewesen, dass man die Nordtrasse "als einzige Maßnahme auf den Schild hebt". Man wolle keine abgehobenen Lösungen für irgendwelche Honoratioren, sondern eine Entlastung für neun Ortschaften, die an der alten Bundesstraße liegen. Viel Lob gab es für den Verein Liebenswertes Göggingen, der mit seiner Online-Petition für Aufsehen und, laut Bareiß, durchaus für Aufmerksamkeit in Berlin gesorgt hat. Alle Redner waren sich einig, dass nur eine Gesamtmaßnahme in Frage komme. Die Aufgliederung in zwei Teilabschnitte bringe nichts. "Ein kleines Zeitfenster ist noch offen", stellte Spieß fest und hofft darauf, dass der Landkreis profitiert, wenn es sich schließt.