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In wenigen Tagen fällt im Bundestag die Entscheidung, ob die sogenannte "Nordtrasse" im Landkreis Sigmaringen im Bundesverkehrswegeplan doch noch in den vordringlichen Bedarf eingestuft wird und somit die realistische Chance besteht, dass das 104 Millionen Euro teure Vorhaben in den nächsten 15 Jahren auch gebaut wird. Umso erstaunter, ja entsetzter, waren viele Befürworter, als sich der Kreisverband von Bündnis90/Die Grünen in der vergangenen Woche mit einer ablehnenden Stellungnahme und für den Bau der sogenannten "Südtrasse" zu Wort meldete. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß zeigte sich sehr verärgert und sein Parteikollege und Landtagsabgeordnete Klaus Burger bezeichnete das Vorgehen der Grünen nicht gerade hilfreich für den Landkreis, sondern sogar als schädlich. Auch Landrätin Stefanie Bürkle war überrascht, ob des späten Zeitpunkts der öffentlichen Wortmeldung.

Gestern nahmen nun der grüne Kreisverband sowie deren Landtagsabgeordnete Andrea Bogner-Unden Stellung zu der einprasselnden Kritik. "Unsere Demokratie lebt von dem Wettstreit unterschiedlicher Einstellungen. Von daher kann eine Diskussion über eine Süd- oder Nordtrasse niemals schädlich sein", schreibt Bogner-Unden. Wenn die B311 in den vordringlichen Bedarf komme, würden das die Grünen begrüßen. "Damit wäre aus unserer Sicht die Diskussion über die Trassenführung eröffnet", erklärt die Abgeordnete, dass die Trassenführung beileibe noch nicht festgelegt sei. Der Kreisverband erklärt, dass man die Bemühungen den Lückenschluss der B311 in den vordringlichen Bedarf unterstütze. "Für die konkrete Umsetzung der Baumaßnahme haben wir allerdings eine andere Position", verweist der Verband auf seine Wahlkampfposition und eine im April 2016 abgegebene Stellungnahme zum Bundesverkehrswegeplan.

Diese Position habe Andrea Bogner-Unden bei verschiedenen Anhörungen vorgetragen, verwahren sich die Grünen gegen das "vorgegaukelte Bild" der Kritiker, wonach man mit der Befürwortung der Südtrasse das Anliegen B311 in Berlin torperdieren würde.

Im Gespräch mit dem SÜDKURIER wies gestern Kreisschatzmeister Wolfgang Ruff darauf hin, dass das Verkehrsministerium in Stuttgart die Auffassung des Kreisverbandes dahingehend bestätigte, wonach die endgültige Trassenführung nicht feststehe. "Die Vorwürfe der CDU auf die Haltung der Grünen sind deshalb nur parteipolitisch zu erklären und spiegeln die Tatsachen nicht wieder", heißt es in der Stellungnahme des Kreisverbandes. Bogner-Unden ergänzte in ihrer Mitteilung, dass die "Grünen" den belasteten Bürgern eine preisgünstigere, ökologisch sinnvollere Lösung vorzuschlagen, die auch verwirklicht werden könne.