Hans Steidle besitzt in der Region ein paar kleinere Waldgebiete. Wie jeder andere Waldbesitzer muss auch er fortlaufend seinen Baumbestand erneuern. In den Jahren 2015 bis 2017, mit den heißen Sommern und Hitzewellen, sind die jungen Pflanzen größtenteils vertrocknet. „Die Jungpflanzen haben ja keine Chancen auf der kahlen Erde – da kam mir der Gedanke: hier hilft nur eine Beschattung.“ Und so entstand die Idee, mit einer mobilen PV-Anlage für eine Beschattung der Bäumchen zu sorgen. Da boten sich die Rekultivierungsflächen vom Quarzsandabbau, die wieder bewaldet werden müssen, an. Mit dieser Idee hat der Unternehmer beim Regierungspräsidium in Freiburg und auch beim Ministerium in Stuttgart offene Türen eingerannt. Zudem wurde das Vorhaben vom Landratsamt, der Landrätin, dem Frauenhofer-Institut und der forstwirtschaftlichen Versuchsanstalt in Freiburg unterstützt. Zuschüsse für die Umsetzung gab es über die Agri-PV-Förderung. „Wir stellten als letzte noch einen Antrag im Sommer 2022 und haben als erste im Frühjahr 2023 das Projekt fertiggestellt.“

Ortstermin in der Forst-Photovoltaikanlage bei Rengetsweiler mit Vertretern des Landratsamt und dem SWR. Die Personen von links: Hans ...
Ortstermin in der Forst-Photovoltaikanlage bei Rengetsweiler mit Vertretern des Landratsamt und dem SWR. Die Personen von links: Hans Steidle, Stefan Kopp (LA Sig) und Theresia Blömer (SWR).

Nachahmer erwünscht

Wenn Steidle mit seiner Versuchsanlage Erfolg habe, könnten auch Forstleute größere Flächen, die durch Windwurf oder Käferbefall betroffen sind, wieder aufforsten und gleichzeitig PV-Anlagen betreiben. Zusätzlich käme noch ein wirtschaftlicher Aspekt dazu. Ein zehnjähriger PV-Ertrag entspricht etwa dem Ertrag nach 80 Jahren Baumwachstum. Auf die Frage ob es bei dieser einen Anlage bleiben wird, antwortete der Unternehmer: „Die Anlage ist so konzipiert, dass wir den Strom in großem Maß selbst verbrauchen, denn für die Einspeisung gibt es ja nicht viel. Ich würde mir allerdings wünschen, dass dieses Projekt auch von anderen realisiert wird und stehe dann auch gern mit Rat und Tat zur Seite.“

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Senkrechte PV-Anlage

Seit dem Frühjahr hat eine weitere kleine Innovation Einzug gehalten. Am alten Kies-Silo aus den 1960er-Jahren wurde eine vertikale Photovoltaikanlage installiert. „Das gibt es auch nicht allzu häufig. Die Effizienz ist natürlich nicht ganz so gut, aber doch ausreichend“, erklärte Steidle. Zudem sind alle Dächer des Unternehmens, auch in Sigmaringen, mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. 80-85 Prozent des erzeugten Stroms wird in Eigennutzung verbraucht. In Krauchenwies ist die Firma Steidle mit acht Millionen Kilowattstunden im Jahr ein sehr großer Stromverbraucher. „Wir erzeugen hier ungefähr sechs Millionen Kilowattstunden mit dem Biomasse-Kraftwerk, das bereits 2008 in Betrieb gegangen ist.“

Hans Steidle vor der Baustelle für die Erweiterung des Garagenwerks, das im Sommer 2024 in Betrieb gehen soll. Im Hintergrund die ...
Hans Steidle vor der Baustelle für die Erweiterung des Garagenwerks, das im Sommer 2024 in Betrieb gehen soll. Im Hintergrund die senkrechte Photovoltaikanlage. | Bild: Robert Reschke

Der Quarzsand werde in einer mit Gas betriebenen Trockentrommel getrocknet. Dies sei ein sehr sauberes und rückstandfreies Verfahren. Vor rund fünf Jahren wurde eine Mikrogasturbine in Betrieb genommen. Sie erzeugt Strom und mit der Restwärme wird getrocknet. Mit einem kleinen Seitenhieb auf manche grüne Ideologie sagte der Unternehmer: „Änderungen müssen rechenbar und sinnvoll und nicht so sehr ideologisch geprägt sein.“

Gerüchte um Holz-Pellets

Sägemehl und Hackschnitzel bilden zu 90% die Bestandteile der Holz-Pellets.
Sägemehl und Hackschnitzel bilden zu 90% die Bestandteile der Holz-Pellets. | Bild: Robert Reschke

Die Firma Steidle produziert jährlich rund 50.000 bis 60.000 Tonnen Pellets. „Dafür machen wir keinen Wald nieder“, betonte Hans Steidle ausdrücklich. „Unsere Pellets werden zu 90 Prozent aus Sägemehl und Hackschnitzeln aus umliegenden Holzwerken produziert.“ Der Rest wird mit sogenanntem K-Holz beigesteuert. K-Holz ist krankes Holz, das keine Verwendung im Sägewerk findet. Von einer Kontrolle, dass kein gesundes Stammholz für die Pellets-Produktion verwendet wird, hält er überhaupt nichts. „Das regelt doch die Wirtschaftlichkeit selber, denn bei uns würde ein Waldbesitzer vielleicht 20-25 Euro pro Festmeter erhalten.“ Beim Sägewerk erhält er dafür ein Mehrfaches.

Wärmepumpen und Fernwärme

„Mit Biomasse wie Holz und Pellets können höchstens zehn Prozent unseres Wärmebedarfs gedeckt werden“, ist Steidle überzeugt. Der Rest müsse mit Wärmepumpen und Fernwärme gelöst werden. Eine Randbemerkung des Unternehmers zu den Emissionen: „Ein Scheitholzofen, der nicht gut geregelt ist, emittiert ungefähr das 1000-fache eines gesteuerten Pelletofens.“ Zur Preisentwicklung von Pellets erklärte er: „Die große Angst vor kalten Wohnungen und Häusern hat dazu geführt, dass im vergangenen Jahr viel Pellets gehortet wurden und die Preise damit explodiert sind.“ „Mittlerweile sind wir nur noch beim doppelten Preis wie vor der Energiekrise.“ Er sieht die Zukunft von Pelletsheizungen als Brückentechnologie der nächsten 30 Jahre, mit der ein nicht gut gedämmtes Haus fast CO2-frei geheizt werden kann.

Erweiterung des Garagenwerks

Wie der ganze Wohnbausektor ist der Garagenbau ebenfalls rückläufig. „Wir leiden in der Baubranche wie alle andere. Solch einen Rückgang haben wir noch nicht erlebt.“ Trotzdem investiert Steidle. Die Arbeiten an einer Erweiterung des Garagenwerks haben bereits begonnen. Mit der gleichen Technik, mit der bereits die Garagen produziert werden, sollten in naher Zukunft sogenannte Technik-Boxen hergestellt werden. Für diese Technik-Boxen sieht Hans Steidle vielfältige Anwendungsgebiete wie etwa Pumpstationen für die Wasserversorgung, Technikräume für Kläranlagen oder Stromverteilung-Stationen. „Unsere neuen Produktionsräume sollen im nächsten Sommer in Betrieb gehen.“