Karlheinz Fahlbusch

Der Kreisbauerntag ist seit Jahrzehnten für jeden Landwirt ein festgesetztes Datum im Terminkalender. Doch der Schwund der landwirtschaftlichen Betriebe macht sich auch beim Bauernverband bemerkbar. Und so hat man mit der Verlegung der Veranstaltung in die Turn- und Festhalle nach Laiz auch einen Schritt in Richtung Einsparungen getan. Und man hat bei der Bewirtung mit den Landfrauen auf eigene Kräfte gesetzt.

Erstaunliche Neuerung

Die erstaunlichste Neuerung dürfte aber Juliane Vees gewesen sein. Die Präsidentin des Landfrauenverbandes Württemberg-Hohenzollern war Hauptrednerin. Und damit war es vermutlich das erste Mal in der Geschichte des Kreisbauerntags eine Frau, der diese Aufgabe zukam. Die medienaffine Landwirtin und Ernährungswissenschaftlerin ist auch im Bundesverband der Landfrauen, beim Landesbauernverband im örtlichen Kreistag aktiv. Der Begriff „Powerfrau“ dürfte nicht falsch sein. Und dass die Frau wirklich etwas zu sagen hat, das konnte man eindrucksvoll feststellen. Sie hat erkannt, wie wichtig auch Socialmedia für die Landwirte ist. Sie selbst ist auf Facebook und Twitter aktiv und das keineswegs mit Kochrezepten, sondern mit klaren Ansichten, wie man leicht selbst feststellen kann. Und die fordert mehr Solidarität unter den Landwirten. Doch so einfach ist das nicht.

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„Wer Bio möchte, der bekommt das auf kurzen Wegen von unseren emsigen Bio-Höfen“, stellte Kreisobmann Gerhard Glaser fest und machte damit deutlich, dass man möglichst die Bedürfnisse aller Verbraucher befriedigen will. Der Bauernchef ist keineswegs zum Biolandwirt mutiert, aber er hat wohl erkannt, wie wichtig es ist, dass die Bauern sich nicht gegenseitig die (Kuh-)Haut abziehen. Im Prinzip wollen ja alle das Gleiche. Nur die Wege sind unterschiedlich. Und natürlich die Denkweise.

Es geht nur gemeinsam

Doch man sieht eine Veränderung. Es gibt immer wieder Annäherungen. Es ist noch gar nicht so lange her, da bekämpften sich konventionelle und alternative Bauern. Mittlerweile redet man miteinander und hat erkannt, dass man viele Gemeinsamkeiten hat. Und beim Kreisbauerntag war für Gerhard Glaser in früheren Jahren Landwirtschaftsministerin Renate Künast samt ihrer grünen Partei das Feindbild schlechthin. Heute ist es ganz normal, dass die grüne Landtagsabgeordnete zum Kreisbauerntag kommt und auch offiziell begrüßt wird. Wenn Stefan Käppeler, Vorsitzender des Vereins für Landwirtschaftliche Fortbildung, in Laiz vom „Bauern als Prügelknaben der Politik“ sprach, dann dürfte er da sicher nicht falsch liegen. Allerdings hat sich das politische Spektrum in der Republik verändert. Und wenn die Bauern etwas erreichen wollen, dann geht das nur gemeinsam und vielleicht auch mit der Unterstützung derjenigen, die man bisher verteufelt hat. Warten wir doch mal ab.

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