Die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den aktuellen Haushalt des Landkreises, der rund 173 Millionen Euro beträgt, sind absolut gering, wie aus dem Statusbericht von Kreiskämmerer Franz-Josef Schnell ersichtlich wurde, den er in der jüngsten Sitzung des Verwaltungs- und Sozialausschusses präsentierte. Es gab Verschiebungen bei Erlösen und Aufwendungen, aber letztlich kalkuliert Schnell mit einer Mehrbelastung von 17 000 Euro.

2022 schlagen die Corona-Folgen voll durch

Landrätin Stefanie Bürkle war es deshalb ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass der Landkreis, anders als viele Gemeinden, dem Corona-Jahr relativ entspannt entgegensehen könne, aber im Jahr 2022 würden die Folgen voll durchschlagen. Das hängt mit der Finanzarithmetik zusammen, denn häufig bilden die Steuereinnahmen des Vorvorjahres die entscheidende Grundlage für Zuschüsse von Land und Bund, und dann schlägt das Coronajahr 2020 voll durch.

Kreis zahlt während der Corona-Krise viele Leistungen weiter

Haupteinnahmequelle bleibt für das Landratsamt auch 2020 die von den 25 Kreisgemeinden zu bezahlende Kreisumlage, die mit fast 60 Millionen Euro unverändert ist. Dank des Baubooms erwartet Kämmerer Schnell bei der Grunderwerbsteuer mit 6 Millionen Euro sogar 500 000 Euro mehr in der Kasse. Auch die Gebühren sprudeln mit 4,2 Millionen kräftiger als geplant und die Corona-Soforthilfe des Landes bedeuten Mehreinnahmen von 590 000 Euro. Ein Minus von 2,4 Millionen Euro erwartet er bei den Schlüsselzuweisungen und deutlich wurde, dass der Landkreis in den vergangenen Monaten Ausgaben für Leistungen hatte, die coronabedingt nicht mehr erbracht werden konnten. So hat man den Busunternehmern, die Kinder mit Behinderung zur Schule fahren, 30 Prozent der Fahrkosten erstattet, obwohl kein Fahrzeug mehr fuhr.

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Tagesmütter erhalten 80 Prozent Lohn, obwohl die Betreuung ausfällt

Auch die Tagesmütter erhielten weiter 80 Prozent ihres Salärs, obwohl keine Betreuung stattfand. Die zusätzlichen Aufwendungen im Gesundheitsamt, wo bis zu 70 Mitarbeiter während der Corona-Hochzeit tätig waren, die aus allen Abteilungen des Landratsamtes zusammengezogen wurden, belaufen sich auf 550 000 Euro. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um Mehrkosten per se, denn die Gehälter der Mitarbeiter hätten ohnehin bezahlt werden müssen, allerdings auf eine andere Budgetstelle verbucht.

Mitarbeiter des Pfullendorfer Krankenhaus bedankten sich während der Corona-Krise bei den Menschen für deren Unterstützung.
Mitarbeiter des Pfullendorfer Krankenhaus bedankten sich während der Corona-Krise bei den Menschen für deren Unterstützung. | Bild: Barbara Koch

Verkaufserlöse für persönliche Schutzausrüstung (PSA)

Kämmerer Schnell listete auch Mehraufwendungen von 210 000 Euro für die Beschaffung von persönlicher Schutzausrüstung (PSA) sowie Verkaufserlöse für die Schutzausrüstung von 183 000 Euro auf. Auf Anfrage des SÜDKURIER präzisierte Pressesprecher Tobias Kolbeck diese beiden Zahlen. Zu Beginn der Pandemie sei es für private und kleinere Abnehmer sehr schwierig gewesen PSA-Material wie Masken, Handschuhe und Kittel zu kaufen, deshalb sei der Landkreis kurzfristig in die Presche gesprungen, und Material gekauft, das dann an Kliniken, Arztpraxen, Pflegeheime und sonstige Gesundheitseinrichtungen weitergereicht.

„Haben nur unsere Kosten geltend gemacht“

„Wir haben die Ware sofort ausgeliefert und mit den Abnehmern vereinbart, im Nachhinein die Kosten zu verrechnen“, erläutert Kolbeck, dass man später um Erstattung unserer Kosten gebeten habe. „Unsere Abgabepreise sind so berechnet, dass wir aus der Abgabe der Schutzausrüstung nichts verdienen, sondern nur unsere Kosten geltend machen“, ergänzt der Pressesprecher, dass man die Ausrüstung zu unterschiedlichen Preisen eingekauft und vom Land sogar kostenlose Ware erhalten habe. Bislang wurden vom Landkreis insgesamt 175 000-MNS Masken und 75 000 FFP2-Masken ausgeliefert.

Lagerstand von 500 000 Mund-Nasen-Schutz-Masken und 85 000 FFP2-Masken

Auf die SÜDKURIER-Frage, ob der Landkreis einen Vorrat an PSA-Gütern angelegt hat, gibt es von Tobias Kolbeck die Information: „Durch sehr hohe Zulieferungen durch das Sozialministerium haben wir derzeit einen Lagerbestand von 500 000 MNS und 85 000 FFP2 Masken, den wir zur weiteren Versorgung der Einrichtungen und auch einen Teil davon als Bevorratung für den Fall eines wieder zunehmenden Infektionsgeschehens verwenden werden.“ Derzeit laufen Anfragen zum Bedarf bei den medizinischen und pflegerischen Einrichtungen.