Einen Einblick in die Situation der heimischen Landwirtschaft verschaffte sich der CDU-Europaabgeordnete Norbert Lins bei seinem Besuch des Schweinehaltebetriebs von Elmar Müller in Ostrach-Einhart. Begleitet wurde Lins vom Landtagsabgeordneten Klaus Burger, Bürgermeister Christoph Schulz und dem CDU-Ortsvorsitzenden Andreas Barth. Auf den Betrieb von Elmar Müller waren zudem Landwirte aus der Region eingeladen.

Schweinehalter in Ostrach-Einhart setzt auf „Qualität statt Quantität“

Landwirt Müller setzt bei seinen 160 Mastschweinen auf Qualität statt auf Quantität. Er produziert unter dem Siegel „Hofglück“ für Edeka, das mit zwei von zwei möglichen Sternen des Tierschutzlabels „Für Mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes gekennzeichnet ist. Zudem tragen Hofglück-Artikel die höchste Stufe 4 der Kennzeichnung „Haltungsform“ für die seltene Bentheimer Landschweinrasse. Die Tiere bleiben 30 Prozent länger in der Mast, was auch ein Drittel höheren Aufwand für den Betrieb bedeutet. Insgesamt gibt es bundesweit nur 600 Muttersauen dieser Art, und der Einharter Schweinehalter hat daher auch eine eigene Nachzucht.

Bauern kritisieren neue Tierschutznutztierhaltungsverordnung

In der Diskussion der Politiker mit den Landwirten kristallisierte sich heraus, dass sich die Bauern Sorgen um die Zukunft ihres Berufsstandes und der Landwirtschaft machen. Insbesondere die Bundesratsentscheidung zur Änderung der Tierschutznutztierhaltungsverordnung wurde debattiert. Demnach befürchten die Landwirte, dass die Umsetzung dieser Verordnung das Ende für viele bäuerliche Familienbetriebe bedeute. Der Sigmaringer Landtagsabgeordnete Klaus Burger, der auch agrarpolitischer Sprecher seiner Fraktion ist, betont: „Baden-Württembergs Bauern erzeugen heute nur noch 30 Prozent der Ferkel selber. Das ist ein Problem bei dem Ziel regionaler Erzeugung. Daher kritisiere ich das aggressive Drängen der Grünen bei der Umsetzung der Tierschutznutztierhaltungsverordnung in Punkto Mindestfläche je Muttersau im Deckzentrum.“

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„Aggressives Drängen der Grünen“

Der ursprüngliche Kompromiss sah vier Quadratmeter je Schwein vor, nun sollen es fünf Quadratmeter sein. „Das übersteigt sogar die Anforderungen für die erst kürzlich aktualisierte Bio-Haltungsverordnung der Europäischen Union.“ „Damit“, so Burger „erweisen sich die Grünen einmal mehr als Treiber des Strukturwandels in der Landwirtschaft“.

CDU-Landtagsabgeordneter: „Beim Tierwohl hat sich vieles verbessert“

Auf Anfrage des SÜDKURIER verdeutlicht der CDU-Landtagsvertreter seine Position. Er mache sich in der Tat Sorgen um die kleinbäuerliche, familiengeführten Strukturen der regionalen Landwirtschaft. In den vergangenen zehn Jahren habe sich in punkto Tierwohl vieles verbessert. Auf die Frage, dass Gerichte die beengte Kastenhaltung von Muttersauen schon vor 15 Jahren rügten, und demnach die Landwirte genügend Zeit hatten, sich umzustellen, wiederholt Burger die Position von Landesagrarminister Peter Hauk, der als Kompromiss vier Quadratmeter Fläche angeboten und sich deshalb im Bundesrat der Stimme enthalten habe.

Nischenproduktion ist nur für wenige Landwirte wirtschaftlich

Auf den Einwand, dass der Ostracher Landwirt Elmar Müller mit „nur“ 160 Muttersauen bei artgerechter Haltung sein wirtschaftliches Auskommen habe, was dann bei Großbetrieben auch möglich sein müsste: „Auf den ersten Blick stimmt das. Elmar Müller hat auf eine Sparte gesetzt, und seine Schweine werden von einer Metzgerei am Bodensee abgenommen. Würden viele Landwirte auf dieselbe Sparte setzen, dann würde der Preis fallen und die erhöhten Leistungen und Kosten würden nicht mehr erlöst.“ Zudem seien auch die Erlöse von Elmar Müller nicht so groß, dass er große Rücklagen für Sonderfaktoren, Investitionen oder Weiterentwicklung bilden könne. Nach wie vor sei der Verbraucheranteil, der bereit sei diesen erhöhten Aufwand der Landwirte an der Ladentheke zu würdigen, immer noch zu klein.

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Förderung bei Stallbauten ändern?

Die SÜDKURIER-Frage, dass die Politik beispielsweise durch die Änderung von Förderrichtlinien bei Stallneubauten die Haltungsbedingungen der Tiere durchaus beeinflussen könnte, beantwortet Klaus Burger mit dem Hinweis, dass es nicht um die Änderungen von Förderrichtlinien, sondern des Baugesetzbuchs gehe. Gerade die kleineren Betriebe könnten die baugesetzlichen Anforderungen bei Emissionsradien, Naturschutzrecht oder Naturschutz nicht erfüllen.

„Ich erwarte mehr Fachverstand und weniger Ideologie“

Die Rechnung, dass ein Schweinehalter mit 200 Muttersauen, der bei fünf statt vier Quadratmetern Standfläche je Tier quasi 200 Quadratmeter Fläche verliere, gleich in der Existenz bedroht würde, ist nach Angaben von Klaus Burger nur auf den ersten Blick schlüssig. Es gehe darum, dass man bei der Umsetzung der neuen Schutzverordnung den ganzen Stall umbauen müsse. „Wie steht es bei erweiterten Flächen für die Muttersauen um die Sicherheit der Ferkel?“, fragt Burger, und ergänzt, dass sich womöglich der Landwirt zusätzlichen Verletzungsgefahren aussetze. „Ich kämpfe nicht darum, dass ein Tierhaltungsgesetz nicht umgesetzt wird. Das ist beschlossen, aber bei der Umsetzung erwarte ich mehr Fachverstand und weniger Ideologie“, stellt der heimische Abgeordnete abschließend klar.