„Das Thema gleicht dem Berliner Flughafen“, ärgerte sich Gemeinderat Klaus Buck während der Sitzung des Leibertinger Gemeinderats. Grund für seinen Ärger war der geplante Anschluss der Abwasserkanalisation der Leibertinger Ortschaften Thalheim und Altheim an die Kläranlage der Stadt Meßkirch. 2018 war das Projekt im Leibertinger Rat beschlossen worden, nun steht der Bau der Abwasser-Pipeline kurz vor dem Abschluss. Im Vorjahr sorgte offenbar ein Kommunikationsfehler zwischen Planungsbüro und ökologischem Baubegleiter für Verzögerungen und Mehrkosten beim Bau der Abwasserleitung – und auch für Unmut bei einigen Räten.

Nun erfuhr das Gremium, dass ein für das Projekt benötigter Retentionsbodenfilter noch gebaut werden muss, damit der Anschluss von Thalheim an die Kläranlage von Meßkirch vollzogen werden kann. Die Gemeinde Altheim wird hingegen anschließen können, sobald die Abwasser-Pipeline fertig gestellt ist.

Über die Planung und den Bau des Retentionsbodenfilters hatten die Gemeinderäte aber gar nicht zu entscheiden, sondern lediglich über eine mögliche Vereinbarung mit Buchheim zur Klärung ihrer Abwässer in der Kläranlage in Thalheim. Denn die Nachbargemeinde Buchheim, die ihre Abwässer in Zukunft ebenfalls in Meßkirch klären wird, muss wahrscheinlich für eine Übergangszeit dort angeschlossen werden. Nicht nur die geplante Vereinbarung mit Buchheim, sondern auch der Umstand, dass die Räte offenbar am Sitzungsabend erstmalig von der Notwendigkeit eines Retentionsbodenfilters hörten, führte zu einer lebhaften Diskussion im Gremium.

Abermals gab es bei dem Bauprojekt offenbar kommunikative Probleme: „Der Retentionsbodenfilter wurde in der Planung nicht vergessen. Wo und ob hier in der Vergangenheit dieser Bauabschnitt in der Kommunikation vergessen wurde, kann ich leider nicht sagen“, so Bürgermeister Stephan Frickinger auf Nachfrage des SÜDKURIER. Für ihn stehe fest, dass der Filter nicht zuletzt aus Kostengründen für die Abwasserbeiträge mittelfristig absolut sinnvoll sei. Die Gemeinde habe eine Förderung bereits beantragt. Frickinger plant mit einer Bauzeit „von einem guten Jahr bis zu zwei Jahre“ für den Filter. Die Abwässer der Ortschaft Altheim werden aber wohl bald nach Meßkirch fließen können: „Wir warten auf die ausführende Firma der Elektroarbeiten. Gemäß Zeitplan soll Altheim noch in diesem Jahr nach Meßkirch einleiten“, sagte Frickinger.

„Das ganze scheint ein Fass ohne Boden zu sein“, kommentierte Klaus Buck die Tatsache, dass die Ortschaft Thalheim ihr Abwasser erst nach dem Bau des Retentionsbodenfilters in Meßkirch klären kann. Man habe sich damals für eine kostengünstige Lösung für die Abwasserentsorgung entschieden, er erwarte, dass die Gemeinde die 80 Prozent Förderung bekomme, sonst grenze es an einen Schildbürgerstreich, sagte Buck. Er schlug vor, in der Vereinbarung mit Buchheim zu ergänzen, dass eventuelle Investitionen, die der Weiterbetrieb der Kläranlage in Thalheim erfordern könnte, auf beide Gemeinden zu verteilen seien.

„Als wir den Grundsatzbeschluss gefasst haben, hat man uns erklärt, dass größere Anlagen kostengünstiger und effizienter sind“, beschrieb Gemeinderat Guido Amann seine Sicht. Im Nachhinein würde nachgeschoben in Größenordnungen von 500.000 Euro und vermutlich bleiben 100.000 Euro bei der Gemeinde Leibertingen. Das sei keine Art mit dem Gremium umzugehen.

Die Räte einigten sich darauf, der Vereinbarung zuzustimmen, dass Buchheim provisorisch seine Abwässer in Thalheim klären darf – mit der von Buck vorgeschlagenen Klausel. „Man sollte in die Vereinbarung aufnehmen, dass eventuelle Kosten geteilt werden, dann ist das Risiko verteilt“, stimmte Rat Thomas Frick dem Vorgehen zu.

Der Bürgermeister antwortete auf den Vorwurf von Klaus Buck zu Berliner Verhältnissen: „Ich würde nicht sagen, das ist wie der Berliner Flughafen. Bei der Abwasserbeseitigung entstehen immer Kosten und der Anschluss nach Meßkirch befreit uns auch in Zukunft nicht davon.“

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