Heinrich Güntner ist ein Mann der ersten Stunde auf der Meßkircher Mittelalterbaustelle Campus Galli. Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde Leibertingen war von Anfang an bei dem Projekt dabei, eine Klostersiedlung nach originalen Plänen aus dem 9. Jahrhundert nachzubauen. Damals war der heute 83-Jährige zwar schon nicht mehr Rathauschef, aber als Vorsitzender der Leader-Aktionsgruppe Oberschwaben involviert. Bis heute ist Güntner vom Campus Galli begeistert und als ehrenamtlicher Gästeführer immer noch auf der Klosterbaustelle engagiert, die 2013 eröffnete.

Touristisches Potenzial erkannt

Leader heißt das Förderprogramm der Europäischen Union und des Landes Baden-Württemberg für den ländlichen Raum. Güntner erkannte als Vorsitzender der regionalen Aktionsgruppe schnell das touristische Potenzial des Projekts, als ihm die Idee zum Campus Galli vorgestellt wurde. „Der Tourismus stand im Mittelpunkt. Wir wollten damit die Region stärken“, beschreibt Güntner die damals gesetzten Ziele. Für Leader sei es seinerzeit eines der größten und schwierigsten Projekte gewesen, ergänzt er. Doch Güntner leistete nicht nur einen großen Beitrag zum Aufbau des Campus Galli, indem er sich auch gegen Widerstände für Fördermittel stark machte, er packte in der Anfangszeit selbst mit an, half beim Bau der Klosterkirche und der Schmiede.

An seiner Aufgabe als Besucherführer auf dem Campus Galli begeistert Heinrich Güntner (Mitte) die Begegnung mit den Menschen.
An seiner Aufgabe als Besucherführer auf dem Campus Galli begeistert Heinrich Güntner (Mitte) die Begegnung mit den Menschen. | Bild: Heinrich Sturm

Ein leidenschaftlicher Erzähler

Auch nachdem der Campus Galli etabliert war, blieb Güntner dem Projekt treu. Das Rüstzeug als Gästeführer brachte er in jedem Fall mit: Wer Heinrich Güntner kennt, weiß, dass er ein leidenschaftlicher Erzähler und historisch interessiert ist. Auch Erfahrung konnte er vorweisen: Noch während seiner Amtszeit als Bürgermeister führte er Besuchergruppen durch die Burg Wildenstein in Leibertingen. Güntner kennt so viele Geschichten um den Campus Galli, dass die vorgegebenen 90 Minuten, die eine Besuchertour dauern soll, oft nicht ausreichen. „Ich kann viel erzählen, aber ich komme nun langsam auch an physische Grenzen“, erklärt Güntner mit Hinweis auf sein Alter.

Bis zu 20 Führungen im Jahr

Bis zu 20 Führungen macht Güntner im Jahr. An der Aufgabe begeistert ihn die Begegnung mit den Menschen, wie er sagt. Besonders erinnert er sich an eine Führung mit einer Gruppe von Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen. „Das war eine tolle Erfahrung zu erleben, wie Blinde den Campus Galli auch faszinierend finden. Sie haben über Gerüche gesprochen und die Wände ertastet. Das hat andere Sinne für mich geöffnet“, erinnert sich Güntner.

„Heinrich Güntner war eine der Hebammen des Campus Galli. Er ist vom Campus-Galli-Virus infiziert und ein wunderbarer ...
„Heinrich Güntner war eine der Hebammen des Campus Galli. Er ist vom Campus-Galli-Virus infiziert und ein wunderbarer Mensch.“Anton Oschwald, Vorstand des Fördervereins und Besucherführer-Kollege | Bild: Heinrich Sturm

„Der Weg ist das Ziel“, antwortet Heinrich Güntner auf die oftmals von Besuchern gestellte Frage, wann der Campus Galli denn fertiggestellt sein wird? Er vergleicht das Projekt mit über Jahrhunderte dauernden Baustellenprojekten wie dem Straßburger Münster. Auch hier ging es zu manchen Zeiten schneller vorwärts und manchmal langsamer.

„Besuchermagnet für die Region“

Güntner ist sich sicher, dass der Campus Galli als „Besuchermagnet und Alleinstellungsmerkmal“ in der Region wirkt. „Es ist klar, dass ein Besucher des Campus Galli hier einkehrt, tankt oder einkauft. Das sind alles nicht meßbare Erfolge“, meint er. Der Campus Galli wird auch mehr und mehr von Wissenschaft und Forschung entdeckt. „Vielleicht sind wir irgendwann einmal froh, wenn wir mit der modernen Technik nicht weiterkommen, dass wir wissen, wie es auch mal anders ging“, erklärt Güntner.

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