Es ist nicht das erste Mal, dass das Ökomobil in Leibertingen haltmacht. Jüngst haben die Mitarbeiter des fahrenden Klassenzimmers des Regierungspräsidiums Tübingen ein besonderes Erlebnis für die Schüler der Wildensteinschule mitgebracht: Sie dürfen im Freien vor der Burg Wildenstein übernachten. Los geht der erste Tag für die 23 Drittklässler mit einem Teamspiel, das den Zusammenhalt in der Gruppe stärken soll. Auch Naturpädagogik steht auf dem Stundenplan. In den zwei Tagen bei der Burg Wildenstein geht es darum, Wissen über den Lebensraum Wald zu vermitteln. Sabine Reußink und Mischa Gestwa vom Ökomobilteam lassen die kleinen Naturforscher ihre Sinne bewusst wahrnehmen. Wie riecht der Wald, wie fühlt er sich an, was sehe ich? Beim Geschmackssinn geht es wieder raus aus dem Wald: Die Kinder sollen genau wahrnehmen, wie Obst und Kuchen schmecken, denn schließlich brauchen sie zwischendurch auch eine Pause.

Teamspiele stärken den Zusammenhalt in der Klasse. Foto: Heinrich Sturm
Teamspiele stärken den Zusammenhalt in der Klasse. Foto: Heinrich Sturm

Kinder wissen schon viel

Reußink ist immer wieder erstaunt, wie viel ökologisches Wissen die Kinder bereits besitzen. Sie sollen Begriffe aus dem Bereich Umweltschutz finden, die mit den Buchstaben ihrer Vornamen beginnen. So wissen die Kinder etwa, dass es der Natur hilft, wenn wir „Plastik sparen“ oder ein „Insektenhotel“ aufstellen. Die passenden Wörter zu finden, ist nicht immer leicht und so wird aus Vogelschutz kurzerhand „Fogelschutz“, damit der Anfangsbuchstabe passt. „Ich war überrascht, dass sie so viele Sachen wirklich wussten. Was da steht, kam alles echt von den Kindern“, sagt Klassenlehrerin Daniela Schlegel.

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Süßigkeiten kommen ins Ökomobil

Dann beginnen die Vorbereitungen für die Nacht. Die Kinder sollen sich eigene Regeln geben, wie sie sich untereinander und in der Nacht verhalten wollen. Dazu gehört, dass man sich nicht gegenseitig weckt und man den anderen nicht beim Toilettengang stört. Eine wichtige Regel stellt Reußink auf: „Keine Süßigkeiten im Lager, das lockt sonst Wildtiere an.“ Die „Süßies“ werden über Nacht in der Fahrerkabine des Ökomobils verwahrt.

Das neueste und größte Ökomobil ist beim Übernachtungs-Abenteuer in Leibertingen im Einsatz. Im Fahrzeug sind 24 Arbeitsplätze ...
Das neueste und größte Ökomobil ist beim Übernachtungs-Abenteuer in Leibertingen im Einsatz. Im Fahrzeug sind 24 Arbeitsplätze eingerichtet. Foto: Heinrich Sturm

Toilettenbau gehört dazu

Zum Übernachtungs-Abenteuer gehört gleichfalls, dass die Kinder ihre eigenen Toiletten bauen. Dazu werden ein Team „Darmstadt“ und ein Team „Pinkelcity“ eingeteilt. Für die Toiletten werden Gruben ausgehoben, in „Darmstadt“ dient ein dicker Ast als Sitzgelegenheit. Die Kinder sind mit viel Begeisterung dabei. Sie freuen sich schon auf das Grillen und Übernachten, meint Leonore. „Sie sind gut motiviert und machen gut mit“, lobt Schlegel ihre Schützlinge. Sie hat für den Notfall alle Telefonnummern der Eltern parat, falls eines der Kinder großes Heimweh hat und abgeholt werden muss.

Ein bisschen Heimweh

Dann sucht sich jedes Kind einen Lagerplatz, es bilden sich zumeist kleine Gruppen. Viele schlagen zunächst in der Holzburg bei der Burg Wildenstein ihre Betten auf, scharen sich am Ende aber doch um die Klassenlehrerin und Schulsozialarbeiterin Ines Wäschle, die an beiden Tagen ebenfalls zur Betreuung der Kinder dabei ist. Beide haben nur eine sehr kurze Nacht, denn es gilt, einige Kinder zu trösten, die Heimweh haben. Aber keines muss von den Eltern abgeholt werden.

Sternschnuppen zählen

„Man konnte die Milchstraße sehen“, erzählt Gabriel am nächsten Morgen. Auch habe er eine „Riesensternschnuppe“ beobachtet. Allerdings hat er – wie viele Mitschüler – wenig geschlafen: „Ich habe die Augen zugemacht und dann irgendwann geblinzelt und dann war schon Tag.“ Sie habe vielleicht vier Stunden geschlafen, berichtet Melissa. „Um drei bin ich eingeschlafen und war um fünf wieder wach“, meint die Schulsozialarbeiterin Wäschle. Sie hat mit den Kindern, die nicht schlafen konnten, Sternschnuppen gezählt. Auch Leonore hat mit ihrer Freundin Eva lange den Himmel beobachtet: „Da kam plötzlich so etwas runter, wir haben gedacht, das war ein Asteroid.“ Auch für die Klassenlehrerin war der Höhepunkt der Sternenhimmel.

Insekten gucken unterm Mikroskop

Die erste Aufgabe am Morgen lautet, die Sachen zusammenzupacken und gründlich aufzuräumen. „Am Ende wird alles wieder abgebaut, es werden keine Spuren hinterlassen“, erklärt Reußink. Die Stimmung unter den Kindern ist gut, viele sind stolz, dass sie die Nacht durchgestanden haben, auch wenn manche das Heimweh plagte. Nach dem Aufräumen und einem Teamspiel gibt‘s auch schon Unterricht. Es gilt, vorsichtig Insekten und kleine Tiere aus dem Wald einzusammeln, die später unter dem Mikroskop angeschaut werden sollen. Auch wenn die Nacht kurz war, sind die Kinder wieder munter: Was er tun solle, wenn er einen Fuchs fange, der passe ja nicht in die kleinen Schälchen, so ein Schüler.