2020 ist für Busunternehmer Bernd Janzen aus dem Leibertinger Ortsteil Kreenheinstetten ein „verlorenes Jahr“. Von den 100 Tages- und Mehrtagesfahrten aus seinem Angebot fanden in diesem Jahr gerade mal zehn statt. Auch Vereins- und Schülerreisen fielen weitgehend aus. Janzen ist, wie die gesamte Tourismusbranche, von der Corona-Krise stärker betroffen als andere Unternehmen. Nicht nur im ersten Lockdown mussten seine Busse für drei Monate stillstehen, auch im aktuellen Teil-Lockdown muss er den Geschäftsbetrieb weitgehend einstellen. In der Zeit, als gefahren werde durfte, sorgte die Verunsicherung der Fahrgäste dafür, dass die meisten Fahrten abgesagt wurden.
Besonders ältere Menschen, die zur Corona-Risikogruppe zählen, wollten aus Angst vor einer Infektion nicht mit dem Bus fahren. In vielen Vereinen entstünde dann eine Diskussion, in der man sich zumeist entschließe, den Vereinsausflug ganz abzusagen. Dabei sei das Risiko einer Infektion in den Bussen geringer als in geschlossen Räumen, erklärt Janzen. Die modernen Klimanlagen tauschten die Luft im Bus innerhalb einer Stunde fünfzehn Mal vollständig aus. Janzen hat auch ein Hygiene-Konzept erstellt – ganz nach Vorschrift. Mit Handdesinfektion und Maskenpflicht, aber viele Reisegruppen wollten nicht mit Masken fahren. Wegen der geringen Nachfrage hatte Janzen zeitweise seine drei Reisebusse abgemeldet, um Kosten einzusparen.
Zwei der Busse für den Schülerverkehr wieder angemeldet

Seit mehr als 60 Jahren fährt das Familienunternehmen auch Linienverkehr von Pfullendorf nach Überlingen. Die Strecke fuhr bereits sein Großvater. Auch konnte Janzen zwei seiner Busse im November wieder anmelden, weil der Landkreis Sigmaringen diese im Schülerverkehr einsetzt, doch die Einnahmen aus dem Linienverkehr können natürlich den Ausfall beim Reisegeschäft nicht plötzlich kompensieren.
Rückzahlung des Kredits für neuen Bus von der Bank ausgesetzt
Vor zwei Jahren kaufte Janzen einen neuen Bus. „Als Busunternehmen muss man regelmäßig investieren, weil beispielsweise neue Umweltstandards erfüllt werden müssen. Sonst darf ich beispielsweise nicht in Innenstädte einfahren.“, meint der Touristikunternehmer. 400 000 Euro muss man für einen modernen Reisebus hinlegen. Die Bank erlaubte Janzen im März die Rückzahlung des Kredits erst mal auszusetzen. Nun hilft auch das Land Baden-Württemberg und gibt Zuschüsse für jeden Bus, wenn sich ein Busunternehmer nachweisbar in einem Liquiditätsengpass befindet. Auch Corona-Soforthilfe erhielt Janzen. „Die staatlichen Hilfen reichen zum Glück aus,“ meint er. Rücklagen für zukünftige Investitionen kann er aber nicht bilden. In seinem Unternehmen arbeiten neben ihm drei Mitarbeiter in Vollzeit. Sie erhalten momentan Kurzarbeitergeld. Besonders leid tut es ihm aber auch um seine Aushilfskräfte, die er momentan nicht beschäftigen kann.
Liquiditätsprobleme in der Hotelbranche haben Konsequenzen
Dass die Branche in der Krise steckt, bekommt Janzen auch durch zahlungsunfähige Geschäftspartner zu spüren. In einem Fall hatte er eine Reise ins Elsaß mit Hotelübernachtungen angeboten. Als diese abgesagt werden musste, hatte er bereits eine Anzahlung an das Hotel geleistet. Doch dieses kann die Anzahlung zur Zeit nicht zurückerstatten. Janzen hofft immer noch sein Geld irgendwann zu bekommen.
Einige Kunden reagieren ungeduldig
So manche Kunden vergessen manchmal, dass die Corona-Krise eine Ausnahmesituation für alle Beteiligten bedeutet. Drei Termine für die Passionsspiele 2020 in Oberammergau hatte Janzen im Programm. Die Spiele wurden abgesagt und bis die Festspielleitung das Geld für die Eintrittskarten zurückerstattete, verging einige Zeit. Auf diesen Umstand reagierten einige Kunden leider recht ungeduldig, die meisten aber mit Verständnis, wie er schildert.
Hoffnung auf das Vertrauen der Kunden nach der Krise
Normalerweise würde Janzen seine Kunden in der Vorweihnachtszeit zu den Weihnachtsmärkten in München, Konstanz, Lindau oder Freiburg bringen. Im Winter dann in die Skigebiete – beispielsweise nach Vorarlberg. In der Fasnet herrscht bei ihm Hochbetrieb, wenn alle Narren zu ihren Sitzungen gebracht und auch wieder abgeholt werden wollen. Obwohl ihm das wohl entgehen wird, hat er Verständnis für die Corona-Maßnahmen: „Die Situation hat eine medizinische und finanzielle Seite“, sagt Janzen. „Man möchte die Kundschaft schützen und auf der anderen Seite muss man die laufenden Kosten decken.“ Er wünscht sich, dass ihm seine Kunden nach der Krise, das gleiche große Vertrauen entgegenbringen wie vorher. Das haben sie offenbar bisher getan, denn 2021 steht die Feier des 70-jährigen Bestehens von Janzen Reisen an.
Verband der Omnibusunternehmer lobt Hilfsmaßnahmen
Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) hat am 16. November die aktuellen Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung für die mittelständische Busbranche begrüßt und als wichtige Weiterentwicklung der Rettungspolitik ausdrücklich gelobt. Die in einer gemeinsamen Pressemitteilung vom Bundeswirtschafts- und Bundesfinanzministerium vorgestellten Details zur Novemberhilfe und zur Überbrückungshilfe III ließen deutlich erkennen, dass wichtige Ergänzungen der bisherigen Hilfsmaßnahmen auf den Weg gebracht werden. Der BDO hatte nach eigenen Angaben in den zurückliegenden Wochen in zahlreichen Gesprächen auf derartige Fortschritte, wie unter anderem auf die Erhöhung der Ansetzbarkeit von Ausgaben für Abschreibungskosten, gedrängt.
BDO-Präsident Karl Hülsmann dankte der Bundesregierung für die angekündigten Verbesserungen: „Die neuen Instrumente der Rettungspolitik der Bundesregierung bringen spürbare Fortschritte für den Mittelstand. Sie werden es vielen Busunternehmen, die weiterhin massiv unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden, besser möglich machen, durch diese einzigartige Krise zu kommen. Mein persönlicher Dank für diese wichtigen Maßnahmen geht an die Bundesminister Peter Altmaier und Olaf Scholz, die sich einen Ruck gegeben haben, die bisherigen Hilfen näher an den Bedürfnissen der betroffenen Unternehmen auszurichten. Wir wissen sehr zu schätzen, dass sich der CDU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Sigmaringen und Staatssekretär Thomas Bareiß in seiner Funktion als Tourismus- und Mittelstandsbeauftragter der Bundesregierung in zahlreichen intensiven Gesprächen mit dem BDO immer wieder einen Überblick über die schwierige Situation der Busunternehmen verschafft und sich massiv für eine Anpassung der bisherigen Hilfen eingesetzt hat.“
Die Überbrückungshilfe III soll für den Zeitraum Januar bis einschließlich Juni 2021 gelten und setzt damit die Ende 2020 auslaufende Überbrückungshilfe II fort. Diese Verlängerung der Hilfen über den 31. Dezember hinaus war eine zentrale Forderung des BDO und stellt eine wesentliche Voraussetzung dafür dar, die Busunternehmen in Deutschland trotz anhaltender Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch die Krise zu bringen. Ebenfalls von größter Bedeutung ist, dass die Förderhöchstsumme von 50 000 Euro auf 200 000 Euro pro Monat erhöht wurde und hierin nun die Forderung des BDO nach Aufnahme der Abschreibungskosten, wenn auch nur zu 50 Prozent für Busse geltend gemacht werden können. Eine Beantragung wird voraussichtlich ab Januar möglich sein, wie der BDO mitteilt.
Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) ist der Spitzenverband der deutschen Busbranche und vertritt die Interessen der privaten und mittelständischen Unternehmen aus dem Bereich Personennahverkehr, Bustouristik und Fernlinienverkehr gegenüber Politik und Öffentlichkeit. In Deutschland nutzen nach Angaben des BDO jährlich mehr als fünf Milliarden Passagiere den Bus als Verkehrsmittel. Am 17. Juni hatte es in Berlin eine Großdemonstration mit fast 1000 Bussen gegeben. Damit hatte die Branche auf ihre durch die Corona-Pandemie schwierige Lage hingewiesen.