Wie tief der Frust bei Gastronomen und Reiseunternehmen sitzt, ist bei einer Videokonferenz des parlamentarischen Staatssekretärs und Bundestagsabgeordneten Thomas Bareiß (CDU) am Donnerstag deutlich geworden. Der Politiker hatte Vertreter der Reise- und Tourismusbranche sowie Gastronomen aus seinem Wahlkreis eingeladen, sich mit ihm über die aktuellen Probleme auszutauschen.

Frust wegen Teil-Lockdown
Markus Holweger, Vorsitzender der Kreisstelle Zollernalbkreis des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), sagte, dass viele Gastronomen die Motivation verloren hätten und nach dem Lockdown „gleich zu lassen“. Die Aussage der Kanzlerin, die Menschen würden „Rücken an Rücken“ in Restaurants sitzen, macht ihn sauer: „Wenn Frau Merkel aufgepasst hätte, wüsste sie, dass Restaurants Hygienekonzepte umgesetzt haben. Mir sind keine Fälle bekannt, bei denen sich das Virus in der Gastronomie verbreitet hat.“
Große Existenzsorgen bei Gastronomen
Jetzt sei es so, dass die Menschen sich wieder privat treffen würden, sagte Holweger bei der Konferenz. Die Angst sei groß, dass der Teil-Lockdown verlängert wird und damit das Weihnachtsgeschäft gefährdet wird. Insgesamt seien im Zollernalbkreis knapp 20 Betriebe in ihrer Existenz bedroht. Bareiß zeigte Verständnis, sagte aber auch, dass die Regierung keine andere Wahl hatte angesichts der steigenden Zahl der Neuinfektionen. Man hoffe sehr, dass der Teil-Lockdown nicht verlängert werden muss.
Fragen rund um die Novemberhilfe
Thomas Bareiß konnte viele Fragen der Gastronomen beantworten zur sogenannten „Novemberhilfe“. Die bis zu 75 Prozent Förderung gibt es steuerfrei. Außerdem seien Zusatzeinnahmen durch Lieferdienst irrelevant für die Förderung. Relevant sei der Umsatz im November 2019. Es sei aber auch denkbar, Durchschnittsverdienste als Bemessungsgrundlage zu wählen. Darum bat ein Wirt aus dem Kreis Sigmaringen. „Wir machen im November nur 20 Prozent des Umsatzes, den wir in der Hochsaison machen“. Der November sei auf dem Land ein ruhiger Monat. Bisher sei man auch froh gewesen, schildert der Gastronom, im November durchschnaufen zu können. Thomas Bareiß versprach, sich dafür einzusetzen
Reiseunternehmen fehlt Planungssicherheit
Auch den Reisebüros und Busunternehmen geht es nicht gut. Ein Reiseunternehmer sagte, er habe seine Reisebüros inzwischen freiwillig geschlossen: „Es kommt ja doch keiner und wenn dann geht es um Stornierungen“. Die fehlende Planungssicherheit für 2021 erschwere die Arbeit ungemein, obwohl die Leute gerne Urlaub buchen würden. Zumindest einige. Eine Reiseunternehmerin schildert, dass sie viele Ängste habe, weil sich keine positive Trendwende in der Pandemie abzeichne. Ein Busunternehmer schildert, dass sich sein Familienunternehmen verkleinern werde. Man sei seit Monaten arbeitslos. Er bat inständig darum, dass auch die Busunternehmer erneut unterstützt werden.
Unterstützung rechtzeitig beantragen
Jürgen Kuhn, der bei der IHK Bodensee-Oberschwaben für den Kreis Sigmaringen Ansprechpartner ist, verwies noch einmal auf die Stabilisierungshilfe und den Tilgungszuschuss, den es für Selbstständige gibt. Wichtig sei, Unterlagen rechtzeitig und vollständig bis zum 20. November einzureichen. Auch die Überbrückungshilfe II sei verlängert worden.