Ausverkauft war die Premiere des Stücks „Die Gedächtnislücke“ der Kulturfreunde Thalheim. Der Autor der Komödie in drei Akten, Bernd Gombold, wischte sich den ganzen Abend über Lachtränen aus den Augen. Ebenso erging es den anderen Besuchern im Bürgerhaus St. Wendelin. „Manchmal war‘s mein Stück. Ihr seid Granaten, großartig“, gratulierte Gombold am Ende den Akteuren zum Erfolg. Die Laientheaterspieler hatten nämlich das Stück mit jeder Menge „Thalemer Lokalkolorit“ gewürzt und jede Rolle ausgestaltet. „Da sind ein paar Urviecher dabei, sie haben einiges abgeändert“, stellte Gombold fest.

Viel zu lachen gibt es für die Besucher der Komödie „Die Gedächtnislücke“ der Theaterfreunde Thalheim im Bürgerhaus St. ...
Viel zu lachen gibt es für die Besucher der Komödie „Die Gedächtnislücke“ der Theaterfreunde Thalheim im Bürgerhaus St. Wendelin. | Bild: Sandra Häusler

Ina Jerg aus Walbertsweiler genoss die Vorstellung: „Wir haben den ganzen Abend gelacht, was will man mehr, wenn man in ein Laientheater geht.“ Josef Rokweiler aus Sauldorf fand es „einfach klasse“, und der Sauldorfer Wilfried Gabele stellte fest: “Das war Spaß vom Feinsten.“ Die Akteure sprühten vor Spielfreude und legten viel Herzblut in die Inszenierung.

Immer dickere Bären bindet Amtsbote Sepp (Rainer Liehner) der Tratschbase Emma (Susanne Liehner) auf.
Immer dickere Bären bindet Amtsbote Sepp (Rainer Liehner) der Tratschbase Emma (Susanne Liehner) auf. | Bild: Sandra Häusler

Besucherin Helga Kelber aus Franken, derzeit auf Arbeitsurlaub auf der Klosterbaustelle Campus Galli, war ebenfalls begeistert: „Dieser Sinn für jede Einzelheit ist unglaublich, sowohl das Bühnenbild, als auch die Schauspieler.“ Da hatte die Fränkin recht, mit viel Liebe zum Detail waren das Bühnenbild und auch das Bürgerhaus urig und nostalgisch dekoriert. So war auf der Empore des Saals die Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Wer die Ordnerrücken im Amtszimmer des Ortsvorstehers genau betrachtete, stieß neben dem Ordner „Flurbereinigung“ auf Ordner mit Beschriftungen „Geheim“, „Geheimer“, „Ablage P“ oder „Schwarzkasse“. Auch der Liebesbrief, der in der Handlung für weitere Verwicklungen sorgte, ragte aus dem Papierkorb.

Die überkandidelten Städter (Silbersteins) sorgen im Dorf für Ärger (von links): Michael Reuter, Rainer Hafner, Fabian Mühleisen und ...
Die überkandidelten Städter (Silbersteins) sorgen im Dorf für Ärger (von links): Michael Reuter, Rainer Hafner, Fabian Mühleisen und Rainer Liehner. | Bild: Sandra Häusler

Für Franz Kübele (Michael Reuter), den stressgeplagten Ortsvorsteher, steht bereits frühmorgens Ärger ins Haus. Seine Frau (Silke Liehner) ist sauer, weil er den Hochzeitstag vergessen hat. Dann kreuzen die überkandidelten Städter „Silbersteins“ (Rainer Hafner und Fabian Mühleisen) auf. Das zugezogene Paar stört sich am Glockengeläut, am Krähen des preisgekrönten Hahns und den „dilettantischen“ Proben der Musikkapelle. Kübele soll Abhilfe schaffen. Beim Versuch die Glocken abzuhängen, erhält Kübele einen Schlag auf den Kopf und verliert die Erinnerung an die vergangenen fünf Jahre. „I glaub‘, mir fehlt a Stück“, glaubt er, noch immer Postbote zu sein. Das nutzt der schlitzohrige Amtsbote Sepp (Rainer Liehner) aus, lässt sich und die Sekretärin Hannelore (Sandra Jäger) kurzerhand gehaltlich höherstufen.

Ortsvorsteher Franz (Michael Reuter, links) steht Ärger ins Haus. Seine Ehefrau Helene (Silke Liehner) ist wütend auf ihn, der ...
Ortsvorsteher Franz (Michael Reuter, links) steht Ärger ins Haus. Seine Ehefrau Helene (Silke Liehner) ist wütend auf ihn, der eigenwillige Amtsbote Sepp (Rainer Liehner) bringt ihn in Schwierigkeiten. | Bild: Sandra Häusler

Wer immer den Ortsvorsteher aufsucht, den hat die Dorfladenbesitzerin Emma (Susanne Liehner) im Blick. Mit „Schnäpsle“ erkauft sich die wunderfitzige Tratschbase Infos und erzählt die Neuigkeiten natürlich sofort weiter. Riesenfreude hat Amtsbote Sepp daran, der Dorfladenbesitzerin immer größere Bären aufzubinden, selbstverständlich stets mit dem Hinweis „aber nicht weitererzählen, streng geheim“. Mit einer Heiratsanzeige, die die Sekretärin für den alleinstehenden Amtsboten aufgegeben hat, jedoch das Foto des Ortsvorstehers beilegte, nehmen weitere Entwicklungen ihren Lauf. Die heiratswillige Rosaline (Vanessa Oschwald) ist auf der Suche nach der Liebe ihres Lebens, und Kübler erinnert sich aufgrund der Gedächtnislücke ebenfalls nicht an die Heiratsanzeige. Kann da Professor Gottlieb (Rolf Liehner) helfen? Anton (Michael Müller), Vorsitzender der Musikkapelle und stolzer Besitzer des preisgekrönten Hahns, verteidigt natürlich ebenfalls sein Recht gegen die Silbersteins. Schließlich ruft das Geschehen im Amtszimmer auch noch das Landratsamt auf den Plan, das eine Aufsichtsperson vorbeischickt. Von Amts- und Alkoholmissbrauch ist die Rede. Ob die turbulente Komödie wohl noch ein gutes Ende nimmt?

Ob es in seinem Amtszimmer auch so zugehe, wollte der SÜDKURIER vom neuen Thalheimer Ortsvorsteher Armin Beck wissen. Gottseidank nicht, meinte dieser lachend. Aber er könne aus dem Bühnengeschehen ein paar hilfreiche Lösungsvorschläge mitnehmen. „Hervorragend, eine tolle Truppe“, ist Beck stolz auf die Kulturfreunde.