Längere Trockenperioden wie in diesem Frühjahr treten immer häufiger auf. Von Mitte Mai bis Mitte Juni war in der Region kaum ein messbarer Niederschlag gefallen. Für die Landwirte hat das längere Ausbleiben von Regen zum Teil drastische Folgen. Sie erwarten deutliche Ernteverluste. Auch Landwirt Lothar Braun-Keller aus Leibertingen rechnet bei manchen Kulturen mit weniger Ertrag. Er macht sich grundsätzlich Gedanken, wie er seinen Betrieb auf den Klimawandel einstellen kann. Erste Maßnahmen hat er bereits getroffen.

„Wir haben in den fünf Wochen keinen Regen gehabt und oft Ostwind“, erklärt der Biolandwirt vom Leibertinger Bäumlehof. Denn nicht nur der anhaltende Sonnenschein trocknet die Felder aus, auch der trockene Wind sorgt dafür, dass die Pflanzen weniger Wasser bekommen. „Weil wir nur eine schwache Humusauflage haben, ist der obere Teil gleich trocken“, erklärt Braun-Keller.
Trockenzeit beginnt normalerweise im Juni
Besonders die Wiesen seien schnell betroffen. Eigentlich würden die Äcker länger durchhalten, aber in diesem Jahr habe die Trockenheit deutlich früher eingesetzt, meint Braun-Keller. „Normalerweise beginnt die Trockenzeit erst im Juni, dann beginnt das Getreide schon abzureifen und es reicht noch zur Kornbildung. Dann ist der Ertragseinbruch nicht so stark“, ergänzt der Leibertinger Landwirt.

Besonders Hafer und Sommergerste haben bei Lothar Braun-Keller stark unter der Trockenheit gelitten. Der Hafer steht sehr kurz, dazu kommt, dass er „nachschiebt, wenn er nach längeren Trockenperioden wieder Wasser bekommt. Das heißt, er bildet eine zweite Generation von Rispen aus, die noch reifen müssen. Dann ist das Problem, dass, wenn Braun-Keller zu lange darauf warten muss, die neue Generation von Rispen ebenfalls reif ist, die alte aber von Pilzen befallen werden kann.
„Das wird noch spannend beim Dreschen“, erklärt der Landwirt, der seinen Hafer an ein großes Molkereiunternehmen liefert, das daraus Hafermilch herstellt. „Dafür darf die Pilzbelastung nicht zu hoch sein, sonst kann man aus dem Hafer nur noch Futtermittel herstellen“, erklärt Braun-Keller.

Die Trockenheit im Frühjahr betraf auch die Wiesen des Leibertinger Landwirts. Dort erzeugt Braun-Keller zum einen das Futter für seine Rindermast, rund 120 Tiere hält er. Der Rest geht in die Biogasanlage, mit der er Wärme für die beiden Nahwärme-Netze der Gemeinde Leibertingen produziert. „Über fünf Wochen ist praktisch nichts gewachsen – nur ein paar Halme“, erklärt Braun-Keller. Dadurch brachte der zweite Schnitt extrem wenig Ertrag. Die aktuellen Niederschläge sorgen aber dafür, dass die Wiesen sich erholen und beim dritten Schnitt mit mehr Ertrag zu rechnen ist.

Die Trockenheit auf der Schwäbischen Alb ist kein neues Phänomen, aber die Beständigkeit, im Mai und Juni fast fünf Wochen am Stück, sei neu und eine Folge des Klimawandels, sagt Braun-Keller. „Wetterphänomene wie Nässe, Kälte, Winde und Trockenheit bleiben länger und wechseln sich weniger häufig ab. Das kommt durch den verlangsamten Jetstream, stellt der Landwirt fest.
Anbau von Weizen mit Grannen
Nicht nur wegen dem Klimawandel, sondern weil die Region an sich von Trockenheit geprägt ist, macht er sich schon länger Gedanken, wie er dem Wassermangel entgegenwirken kann. So baut er beispielsweise wieder Weizen mit Grannen an. Die borstenförmigen rauen Fortsätze beim Getreide nehmen am Morgen den Tau auf. Das hat zwar nur einen relativ geringen Effekt, aber die Grannen haben noch einen weiteren Vorteil: „Die Wildsauen gehen da nicht so gerne dran“, erklärt Braun Keller.
Bauern arbeiten mit Saatmischung
Um den Ertrag zu sichern, gehen die Bauern im Biolandbau inzwischen dazu über, mit Saatmischungen zu arbeiten. Dabei werden beispielsweise Getreidesorten mit unterschiedlichen Merkmalen gemischt. Während eine Sorte gegen Frühfrost resistent ist, ist die andere vielleicht gegen Spätfrost resistent. Kommt Spätfrost, bleiben dem Landwirt zumindest die dagegen resistenten Pflanzen. Braun-Keller nutzt solche Saatmischungen aktuell beim Weizen.
Unkrautbekämpfung erfolgt mechanisch
Auch um dem Folgen des Klimawandels zu begegnen, beschäftigt sich der der Landwirt zunehmend mit seinen Böden. Chemische Pflanzenschutzmittel etwa wirken sich negativ auf das Bodenleben und die Artenvielfalt aus. Die Unkrautbekämpfung erfolgt deshalb bei Braun-Keller rein mechanisch. „Alle chemischen Spritzmittel, die erlaubt waren, als ich begonnen habe Landwirtschaft zu betreiben, sind inzwischen verboten“.
Boden so weit wie möglich bedeckt halten
Um das Bodenleben zu fördern und das Austrocknen zu verhindern, versucht Braun-Keller außerdem den Boden so weit wie möglich bedeckt zu halten, zum Beispiel mit Zwischenpflanzungen: „Ein lebendiger Boden ist resistenter gegen den Klimawandel, fasst Braun-Keller zusammen.